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Lesen bildet – Gute Nachrichten für Kinder

13. Januar 2017, 14:01

Die Tatsache an sich ist eine gute Nachricht: Die marktführende Nachrichtenagentur dpa hat eine eigene Redaktion für Kindernachrichten. Deren Botschaft ist beileibe nicht „das Leben ist ein Ponyhof“. Die Redaktion der dpa-Kindernachrichten bereitet das aktuelle Weltgeschehen kindgerecht auf und vermittelt Kindern ein komplexes Bild ihres mittelbaren und unmittelbaren Umfeldes. Ira Kugel und ihr Team erfüllen damit eine zentrale Aufgabe im Rahmen der politischen Bildung, die wichtiger ist denn je!

Frau Kugel, Kindernachrichten der dpa – was kann sich der Leser darunter vorstellen? Wie bereiten Sie Nachrichten für Kinder auf?
Innerhalb der Nachrichtenagentur dpa sind wir eine eigene Redaktion, die speziell Nachrichten für Sechs- bis Zwölfjährige schreibt. Die Redaktion besteht schon seit einigen Jahren – am 1. April feiern wir unseren zehnten Geburtstag. An sechs Tagen pro Woche informieren wir Kinder über wichtige Themen aus der ganzen Welt, egal ob Politik, Wirtschaft, Sport, Buntes oder Wissenschaft. Dabei geht es uns um Bildung und gleichzeitig Unterhaltung: Wir berichten über Tiere, Freundschaft, Familie, Gesundheit und Schulthemen. Auch Rätsel gehören zum Angebot. Die Nachrichten werden in Textform geliefert, ergänzt
werden sie von kindgerechten Fotos, zum Teil auch von Grafiken und interaktiven
Grafiken.

Über welche Medien verbreitet die dpa die Kindernachrichten?
Unsere Kunden sind vor allem Tageszeitungen, die eigene Seiten für Kinder anbieten. Das können tägliche ganze Seiten sein oder auch halbe Seiten. Manche haben die Kinderseite jeden Tag im Blatt, andere zum Beispiel nur samstags. Und wieder andere Kunden gestalten eigene kleine Zeitungsausgaben für Kinder. Zudem tauchen auch im Internet die Nachrichten auf den Onlineseiten von Kunden auf.

Welche Ziele verfolgen Sie mit diesem Service? 
Wir wissen, dass große Nachrichtenthemen nicht an Kindern vorbeigehen: Sie erfahren davon übers Fernsehen, Radio, das Internet und sie hören Gespräche von Erwachsenen. Nicht zuletzt unterhalten sich Kinder auf dem Schulhof auch über tagesaktuelle Ereignisse. Wir sehen es als unsere Aufgabe, Kinder zu informieren – aber auf kindgerechte Art: Wir formulieren in einfachen Sätzen, Fremdwörter werden vermieden oder ihre Bedeutung erklärt. Die Texte sind kurz, damit sie Kinder nicht überfordern oder gar langweilen. Egal um welches Thema es geht, haben wir den Anspruch, spannend zu erzählen. Warum nicht mal den DAX aus der Ich-Perspektive über sein Börsenleben erzählen lassen? Oder die Bundeskanzlerin mit einem Schiffskapitän vergleichen? Die Hauptsache ist, dass Kinder Lust haben, weiterzulesen – auch bei Politik- oder Wirtschaftsthemen, die eigentlich selbst für Erwachsene trocken oder kompliziert sind.

Nach welchen Maßstäben werden die Nachrichten selektiert? Wo ziehen Sie eine Grenze? 
Wir setzen uns selbst keine Grenzen bei der Themenauswahl. Wir berichten über alles, was für Kinder relevant sein könnte – oder von dem sie ohnehin mitbekommen. Das kann die Fußball-WM sein, genauso wie Missbrauchsfälle, Flugzeugunglücke, Naturkatastrophen oder Terrorismus. Letztlich achten wir darauf, dass wir über den Tag verteilt ein Angebot erstellen, das eine gute Mischung für Kinder ist: von Unterhaltung bis Information. Ob unsere Mischung und Aufbereitung stimmt, testen wir auch regelmäßig bei Schulbesuchen.

Steht auch die Spielwarenbranche in Ihrem Fokus?
Ja und nein. Natürlich tauchen auch Spielwarenfirmen hin und wieder in unserer Berichterstattung auf. Es geht dabei aber nicht um reine Produktvorstellungen. Es sind dann viel mehr Texte, die sich um Messen wie die Spielwarenmesse oder die Spiel drehen, und um Trends in der Spielwarenbranche. Wir wollen dann nicht für eine spezielle Firma werben, sondern erwähnen auch andere Hersteller, um ausgewogen zu berichten. Aber natürlich ist es eine schmale Gratwanderung: Wir wissen, wenn wir eine Spielwarenfirma erwähnen, wird sie von vielen Kindern gelesen – trotzdem interessiert Kinder natürlich, was zum Beispiel das Kinderspiel des Jahres wurde. Deshalb stellen wir es dann auch vor.

Viele Eltern wollen ihre Kinder vor dem Weltgeschehen beschützen. Andere sind der Meinung, ein Heranführen an die Realität ist unausweichlich. Was sagen Sie? Wie viel „Nachrichten“ brauchen Kinder? 
Gerade bei Ereignissen, die Kindern Angst machen können, ist es wichtig, darüber zu berichten. Terrorismus ist ganz klar so ein Thema. Forschungen haben zum Beispiel gezeigt: Je weniger Kinder über ein schlimmes Ereignis wissen, desto mehr diffuse Ängste haben sie – Fukushima war etwa so ein Fall. Wir möchten Kindern durch kindgerechte Infos Ängste nehmen. Das heißt: Bei den Terroranschlägen von Paris haben wir nur gesagt, dass in der Stadt geschossen wurde. Wir haben aber nicht gesagt, dass Attentäter auf Menschen schossen, die in Cafés saßen oder im Musikclub bei einem Konzert waren. Schließlich sollen sich Kinder weiterhin draußen sicher fühlen – egal an welchem Ort. In den Tagen nach den Terroranschlägen von Paris haben wir erklärt, wie Sicherheitsbehörden zusammenarbeiten, um Anschläge zu verhindern. Wir haben auch erklärt, was Terroristen überhaupt sind. Grundsätzlich geht es bei jedem Ereignis immer um die Fragen: Welche Infos brauchen Kinder, um ein Thema zu verstehen? Und was lässt man bewusst weg, um ihnen nicht unnötig Angst zu machen?

Was ist für Sie als Journalistin das Faszinierende an Ihrer Aufgabe innerhalb der dpa? 
Ich finde es eine wichtige Aufgabe, für Kinder zu arbeiten. Es gibt einem ein gutes Gefühl, zu wissen, dass man sie bildet. Im Endeffekt hoffe ich, dass die Kinder später selbstdenkende und vielseitig interessierte Menschen werden. Was mir bei meiner täglichen Arbeit außerdem richtig viel Spaß bereitet: In Interviews die Fragen stellen zu können, die man sich als Erwachsener oft nicht mehr traut zu fragen.