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Leben – Wie leben Kinder in Deutschland?

17. Juli 2020, 9:51

Urban oder ländlich, als Einzel- oder Geschwisterkind, online angebunden oder nicht, wie leben Kinder „wirklich“ in Deutschland? Deutlich besser als man angesichts vieler Medienberichte über das Thema denken könnte. Zu diesem Ergebnis kommt Kai Weidlich, der für die diesjährige Fachtagung Kinderwelten von Super RTL und der IP Deutschland die Lebensbedingungen von Kindern in Deutschland anhand wichtiger soziodemographischer Variablen beschrieben hat. Nachfolgend fasst er die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

Kai Weidlich, verantwortlich für Research & Strategy bei Publik.Agentur für Kommunikation GmbH

„Only bad News are good News“: Bei Nachrichten, in denen es um die Situation von Kindern geht, scheint dieses Prinzip in besonderem Maße zu gelten. Denn danach wäre die Welt der Kinder geprägt von Armut, Ängsten und Perspektivlosigkeit. Dies trifft zwar für einen Teil der Kinder tatsächlich leider zu, und hier muss mit klugen Konzepten unbedingt geholfen werden. Durchaus realistischer wären aber Beiträge, die zeigen, wie gut es Kindern in Deutschland geht. Und um einen realistischen Blick soll es im Folgenden gehen, denn für Marketing, das sich an Kinder und ihre Eltern richtet, ist dieser unentbehrlich.

 

 

 

 

Die Kinderschar in Deutschland wird größer und bunter

Beherrschte lange Jahre das Narrativ des überalternden und aussterbenden Deutschlands die Agenda, muss dies inzwischen eindeutig in Frage gestellt werden. Seit etwa zehn Jahren steigt die Anzahl der Kinder in Deutschland: Im Jahr 2010 lebten in Deutschland 10,9 Millionen Kinder unter 14 Jahren, 2019 waren es 11,5 Millionen. Auch die Vielfalt nimmt in dieser Bevölkerungsgruppe zu. 40 Prozent der Kinder haben Migrationshintergrund, und in deutlich über der Hälfte der Haushalte mit Kindern wird mindestens eine fremde Sprache gesprochen. Der Markt für Spielwaren wächst also wieder und wird wohl heterogener. Ein Treiber dafür können die kulturellen Eigenarten einer vielfältigen Zielgruppe sein, die sowohl auf Spielzeug-Präferenzen als auch Gewohnheiten Einfluss haben.

Kinder leben eher ländlich und in Kleinstädten

Sowohl absolut betrachtet als auch in Relation zur Gesamtbevölkerung leben Kinder eher in kleinen Städten, zwei Drittel von ihnen sogar in Städten unter 100.000 Einwohnern. Das hat allerdings für viele von ihnen Vorteile: Fast 70 Prozent aller Kinder in Deutschland haben Zugang zu einem Garten. Eine „bittere Pille“ müssen sie deswegen allerdings schlucken: eine verbesserungswürdige Internet-Anbindung. Datenintensive Anwendungen wie online „daddeln“ oder streamen können gerade mal 45 Prozent der Kinder in Deutschland störungsfrei nutzen. Outdoor-Spielzeug wird damit wohl auch weiterhin nachgefragt werden.

Kinder in Deutschland haben Geld und Geschwister

Den Schmerz über die doch bescheidenen Bandbreiten können sich Kinder in Deutschland allerdings versüßen. Im Schnitt erhält jedes Kind pro Monat etwa 20 Euro Taschengeld. Vier- bis Fünfjährige etwa fünf Euro, bei Zehn- bis 13-Jährigen sind es im Schnitt schon deutlich über 30 Euro. Zusätzlich kann sich jedes Kind nochmal über fast 160 Euro Geldgeschenke pro Jahr freuen. Da fast drei Viertel der Kinder auch mindestens ein Geschwisterkind hat, kommt auf diese Weise ein erkleckliches Sümmchen pro Familie zusammen. Insgesamt stehen allen Kindern in Deutschland etwa drei Milliarden Euro pro Jahr an Kaufkraft zur Verfügung.

Den meisten Kindern in Deutschland geht es gut

Zeit, dieses Geld auszugeben, ist wohl auch reichlich vorhanden. Außer Schule, lernen und ab und zu mal im Haushalt helfen, haben Kinder in Deutschland wenig Pflichten. So können sie ihren Lieblingsbeschäftigungen nachgehen. Freunde treffen, spielen, draußen sein, malen, zeichnen und basteln stehen neben der Mediennutzung nach wie vor hoch im Kurs. Es sei allerdings an dieser Stelle nochmal erwähnt, dass dies nicht für alle Kinder in Deutschland zutrifft. Die deutliche Mehrzahl der Kinder in Deutschland aber hat offenbar ein ziemlich gutes Leben!