Lässig: Werte, Wachstum, Wandel
Zum 1. Januar übernahm Anne-Laure Bigot die Geschäftsführung der Lässig GmbH. Astrid Specht traf sie bei der Spielwarenmesse 2025 in Nürnberg und sprach mit ihr über ihre Pläne für die Zukunft der Marke, neue Wachstumschancen und ihre persönlichen Werte als Führungskraft.
Liebe Frau Bigot, herzlich willkommen in der Babybranche! Oder besser gesagt: Willkommen zurück! Sie waren bereits bei Paidi tätig und kennen die Branche gut. Davor haben Sie Stationen bei Adidas, Nike und Esprit durchlaufen, sodass Ihnen auch der Textilbereich vertraut ist. Nach einer kurzen Auszeit haben Sie zum 1. Januar die CEO-Position von Claudia Lässig übernommen. Wie kam es dazu?
Das ist eine interessante Geschichte. Viele Leute haben mich gefragt, ob ich Claudia bereits vorher kannte, aber tatsächlich war das nicht der Fall. Ich kannte sie nur aus Magazinen. Nach meiner Zeit bei Paidi hatte ich eigentlich den festen Plan, mich selbstständig zu machen. Doch dann erhielt ich einen Anruf von einem Headhunter – das ist für solche Positionen relativ üblich. Er meinte, dass mein Profil gut passen könnte, also habe ich mir das Angebot angehört. Schon relativ früh im Prozess hatte ich die Gelegenheit, mit Claudia zu sprechen, und es hat sofort gefunkt. Ich fand Lässig immer schon eine tolle Marke. Ich habe stets bewusst für starke Marken gearbeitet, weil eine Marke mehr ist als nur ein Produkt. Und Claudia persönlich kennenzulernen, war genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Wie lange hat der Prozess gedauert?
Lassen Sie mich überlegen – etwa drei bis vier Monate. Solche Prozesse involvieren natürlich verschiedene Akteure, etwa das Unternehmen selbst, Investoren und weitere Entscheidungsträger. Es ist nicht einfach ein Gespräch und dann erledigt, sondern jeder muss für sich prüfen, ob es passt und ob wir gut zusammenarbeiten können.
Sie sagten, es hat sofort gefunkt. Auf welchen Ebenen besonders? Wo gab es direkt Übereinstimmungen?
Zum einen darin, dass wir beide sehr werteorientiert und bewusst arbeiten. Mir ist es wichtig, als Führungskraft für etwas zu stehen, etwas zu repräsentieren, das über ein Produkt hinausgeht. Dazu gehört eine klare Identität, aber auch der Umgang mit Menschen. Unabhängig von Hierarchien oder Erfolg sind wir alle Menschen, und Respekt ist für mich nicht verhandelbar. Das sind Werte, die sowohl Claudia als auch mir sehr wichtig sind. Auf dieser Ebene haben wir uns sofort verstanden, weil diese Prinzipien tief in unserer Persönlichkeit verankert sind und unser tägliches Handeln bestimmen.
Sie sind aber dennoch eine andere Person mit einer eigenen Handschrift. Welche Aspekte bei Lässig möchten Sie weiterentwickeln oder nachschärfen?
Absolut, das gehört zu meiner Rolle dazu. Den Status quo zu bewahren, bringt ein Unternehmen nicht weiter. Mein Fokus liegt darauf, die Marke weiter zu stärken und international bekannter zu machen. Historisch gesehen sind wir besonders stark im deutschsprachigen Raum. Jetzt geht es darum, wie wir international expandieren können. Ein weiterer wichtiger Bereich ist unsere zweite Marke, Palopa, die sich an Hundehalter richtet. Ich sehe hier großes Potenzial und möchte daran arbeiten, es voll auszuschöpfen.
Welche internationalen Märkte halten Sie für besonders wachstumsstark?
Das ist eine spannende Frage, aber da möchte ich mir erst noch die Zahlen genau anschauen. Ein interessantes Detail ist beispielsweise, wie unser Markenname im Ausland wahrgenommen wird. In Deutschland spricht man „Lässig“ natürlich korrekt aus, während in Frankreich viele „Lassig“ sagen. Hier gibt es ein kleines Branding-Thema, das wir gezielt angehen könnten. Doch eine klare Priorisierung, welche Märkte wir zuerst stärken, wird sich erst aus unserer Strategie ableiten.
Die Handelslandschaft verändert sich, immer mehr Läden schließen, Innenstädte wandeln sich. Kann Lässig dazu beitragen, den Handel zu stärken?
Ich bin überzeugt, dass eine starke Marke automatisch den Handel stärkt. Unsere Aufgabe ist es, durch unser Sortiment und unsere Zusammenarbeit mit Handelspartnern ein optimales Einkaufserlebnis zu schaffen. Eine Mutter, die uns auf Instagram entdeckt, sollte unser Produkt später im stationären Handel genauso wiederfinden – visuell, qualitativ und emotional. Es geht um ein nahtloses Markenerlebnis.
Welche Rolle spielt Influencer- beziehungsweise Momfluencer-Marketing für Lässig?
Das variiert je nach Markt. In Frankreich sind Influencer unser wichtigster Marketingkanal, während wir in Deutschland noch weniger darauf setzen. Es gibt aber viele Möglichkeiten, gemeinsam mit Influencern und dem Handel Geschichten zu erzählen und Erlebnisse zu schaffen. Hier wollen wir enger mit dem Handel zusammenarbeiten.
In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten halten Verbraucher ihr Geld zusammen. Haben Sie Pläne, Lässig Produkte zugänglicher machen?
Unsere Marke ist unser Schatz. Unabhängig vom Preispunkt muss jedes Lässig-Produkt unsere Werte widerspiegeln: Verantwortung, Innovation, Emotionalität, Verantwortungs- und Umweltbewusstsein. Wir haben bereits mit einer Basic-Linie bei Babylätzchen einen niedrigeren Preispunkt eingeführt, um Verbrauchern den Einstieg in unsere Welt zu erleichtern. Künftig werden wir unsere Preisstruktur genau analysieren, um ein breiteres Konsumentenspektrum zu erreichen.
Wäre ein eigener Lässig-Store denkbar?
Jein. Wir haben ja schon einen Shop auf Mallorca, und persönlich liebe ich den stationären Handel. Aber wirtschaftlich liegt unser Fokus aktuell auf unserem eigenen E-Shop, wo wir die Marke authentisch und ohne Filter präsentieren können. Ein Netz aus eigenen stationären Geschäften wäre eine große Investition, die wohlüberlegt sein muss.
Welche Ziele haben Sie für die nächsten fünf Jahre?
Mein erstes Ziel ist, Lässig trotz der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen weiterhin auf Wachstumskurs zu halten. Das zweite Ziel ist die internationale Expansion. Und drittens möchte ich Palopa, unsere junge Marke für Haustiere, zum Erblühen bringen. Wir haben hier einen echten Schatz in der Hand, den wir mit Bedacht weiterentwickeln werden.