Laden Schluss?

3. Juni 2022, 11:09

Über das Sterben der Innenstädte und die Bereinigung der Handelslandschaft, die durch Corona noch befeuert wurde, wird viel geschrieben.
Problemlösungen und Ansätze, dem entgegenzuwirken, gibt es nur wenige. Heinrich Lappe entwickelte die App „Stadtbekannt“ und bietet damit Händlern eine Möglichkeit, mit Kunden in den Dialog zu treten.
Sibylle Dorndorf stellte er die App im Gespräch vor.

Herr Lappe, nicht erst seit Corona befinden sich die Innenstädte in einer Krise. Leerstände, Abwandern der Geschäfte auf die Grüne Wiese, eine Gastrolandschaft, die immer eindimensionaler wird, all das sind Parameter, die Citys mehr und mehr unattraktiv machen. Wie kann man dem entgegenwirken?
Leider gibt es kein Allheilmittel gegen die Probleme, die Sie schildern. Aber es gibt eine Reihe von interessanten Konzepten, die etwas dagegen unternehmen, wie zum Beispiel das regionale Einkaufen, das durch verschiedene Aktionen gefördert wird, sei es durch kulturelle Angebote, durch Einkaufsgutscheine, durch Aktionen der regionalen IHKs, durch verkaufsoffene Sonntage und so weiter. Das alles trägt dazu bei, die Verödung der Innenstädte zu verlangsamen. Eine wirklich lebendige Stadt benötigt aber mehr und vielfältige Ansätze. Es müssen vor allem die kleineren inhabergeführten Geschäfte und damit die Breite des Angebots, die Gastronomie, die Kultur, das Vereinsleben mit eingebunden werden. Die finanzielle Belastung durch hohe Mieten, verschiedene Gebühren und immer höhere Auflagen von Seiten der Kommunen, die hohe Fahrzeugbelastung durch den immensen Lieferverkehr, fehlende Verkehrs- und Servicekonzepte, aber auch teure Werbung erschweren es den kleinen Läden und Gastronomien sehr, ein gesundes Geschäft aufzubauen und zu führen.

Unsere Leserschaft, Spielwarenhändler aller Geschäftsgrößen, adressieren vor allem junge Familien. Der Shopping-Ausflug in die Stadt mit der ganzen Familie wird allerdings angesichts steigender Benzinpreise und immer schmalerer Geldbeutel wohl nicht das Allheilmittel sein können. Wie können Händler junge Familien ansprechen?
Die App „Stadtbekannt“ möchte einen Beitrag dazu leisten, diese Probleme regional anzugehen. Die App hat einige USPs. Sie wartet nicht darauf, dass Kunden und Interessenten sie als Suchkatalog nutzen, sondern sie holt die Kunden direkt ins Geschäft. Das funktioniert so, dass ein Geschäftsinhaber ganz einfach und innerhalb von einer Minute eine kleine Werbekampagne starten kann, indem er mit seinem Smartphone oder Tablet ein Foto oder ein kleines Video macht, einen kurzen Text, eventuell mit Rabattcode mit oder ohne zeitliche Begrenzung erstellt, und auf den Sende-Knopf drückt. Das kann zum Beispiel ein Foto vom heutigen Menü, einer Neuigkeit oder ein Angebot sein. Im selben Moment landet diese Push-Nachricht auf den Smartphones der Nutzer, die die App im Kreis oder in der Stadt heruntergeladen haben. Der Nutzer kann dann entscheiden, ob die Nachricht interessant für ihn ist und er sie für den nächsten Besuch im Geschäft aufbewahrt, oder ob er sie löschen will.


Die Städte sollen lebenswert bleiben! ist Heinrich Lappes Vision. Er ist gastronomie- und vertriebserfahren und kennt somit die Probleme des innerstädtischen ­Einzelhandels. Die Stärkung des stationären Einzelhandels ist für ihn ein ganz wichtiger Schritt bei der Verwirklichung seiner Vision. Er ist Gründer der App „Stadtbekannt“, die Einzelhandel und Kundschaft miteinander vernetzt. Für die ­Unternehmen bringt die App den direkten Draht zur Kundschaft, für die Nutzer bietet die Stadtbekannt-App ein breitgefächertes lokales Angebot mit vielen Vorteilen: Gastronomie, Mode, Kultur, Vereine, Events, Aktionen, Rabatte, Neuigkeiten, ­Unterhaltung, Kommunikation, Vernetzung, Lifestyle und vieles mehr sind dank
seiner App auf dem Handy stets dabei.

stadtbekannt.app


Kann man die Themen, die interessieren, auswählen?
Ja, der Nutzer kann definieren, welche Themen ihn nicht interessieren, sodass er nur mit entsprechenden Pushnachrichten angesprochen wird. Mit der App liefern wir auch einige Anregungen zum Posten.
Was „kann“ diese App noch?
Die Nachricht erscheint gleichzeitig auf der regionalen Facebookseite „Stadtbekannt“ in der jeweiligen Stadt oder dem Kreis. Wenn die Geschäftsinhaber zusätzlich unserer Anregung folgen, sich nicht nur mit „Stadtbekannt“, sondern auch untereinander zu vernetzen, gibt es einen viel größeren Bekanntheitsgrad und eine weitere Verbreitung. Jeder Geschäftsinhaber, der seinen eigenen Kundenkreis vergrößert, erweitert den der anderen Geschäftsinhaber mit und im Umkehrschluss auch wieder seinen eigenen, da immer mehr Nutzer die App herunterladen. Zusätzlich werden PR- und Social-Media-Agenturen, Vereine, Kulturinstitutionen und nicht zuletzt die Geschäftsinhaber selbst eingebunden, um Nutzer zu gewinnen.

Mit welchen Kosten muss ein Geschäftsinhaber in etwa rechnen?
Der Geschäftsinhaber kann 30 Posts im Monat schicken, innerhalb von einem bis zu drei Kreisen/Städten mit mindestens etwa 150.000 Einwohnern zahlt dafür in der Regel weniger als 30 Euro im Monat. Dieser Einführungspreis gilt für drei Jahre. Das ist erheblich billiger als die Schaltung einer Kleinanzeige in der Zeitung, die von vielen Leuten, vor allem den jungen, gar nicht gelesen wird.

Das ist richtig. Die junge Generation wird sicherlich eher zu einer App tendieren, um sich regelmäßig über Angebote zu informieren …
Darüber gibt es eindeutige Untersuchungen. Wir halten die App „Stadtbekannt“ darüber hinaus für einen guten Ansatz zur Kostensenkung und für effektive, schnelle und zielkundengenaue Werbung.

Wem empfehlen Sie die App?
Eigentlich jedem, aber sie unterstützt vor allem stationäre Läden, die keine sehr gute Lauflage haben, denn auf diese macht sie aufmerksam. Kunden werden ganz gezielt angesprochen. Händler können spontan und einfach für sich werben und hoffentlich ein gesundes Geschäft entwickeln und führen.

Herr Lappe, ich bedanke mich im Namen der Leser*innen für das Gespräch und den Tipp!