Kultur – Baby International

13. März 2019, 13:36

Ob schwanger, pregnant, enceinte, gravida oder hamile – die Nachricht, dass ein neuer kleiner Erdenbürger unterwegs ist, wird in jedem Land der Welt freudig aufgenommen. Aber je nach Kultur ranken sich die verschiedensten Mythen, Traditionen und (Ess-)Gewohnheiten rund um Schwangerschaft, Geburt und die ersten Lebensmonate. 1st Steps beleuchtet – mit einem Augenzwinkern – welche das sind.

Bali

Auf der hinduistisch geprägten Insel, die zu Indonesien gehört, wird der Plazenta besondere Bedeutung beigemessen: Dort gilt sie fast als eine Art Zwilling des Neugeborenen. Während einer aufwändigen Zeremonie wird die Plazenta gereinigt, in ein versiegeltes Behältnis gelegt, in weiße Tücher geschlagen und außerhalb des Hauses vergraben.

 

 

 

Dominikanische Republik

Geschlechtsbestimmung per Ultraschall? Braucht man nicht, wenn man der Folklore des Inselstaats glaubt. Um herauszufinden, ob eine Frau ein Mädchen oder einen Jungen zur Welt bringen wird, legt man jeweils eine Gabel, ein Messer und einen Löffel unter einen Stuhl, aber so, dass man das Besteck nicht erkennt. Setzt sich die werdende Mutter auf den Stuhl, unter dem das Messer liegt, bekommt sie
einen Jungen. Wählt sie den mit dem Löffel, wird es ein Mädchen. Und wenn sie sich auf den Stuhl mit der
Gabel setzt, ist das Geschlecht noch nicht klar.

 

 

China

In der Volkrepublik wird Frauen manchmal davon abgeraten, während der Schwangerschaft Krebsfleisch zu essen. Es soll dem Baby einen bösartigen Wesenszug verleihen oder ihm einen elften Finger wachsen lassen. Im Gegensatz dazu sollen werdende Mütter viel Milch trinken, da es die Haut ihres Babys heller machen soll, was dort als Schöhnheitsideal gilt.

 

Iran

Der Iran hält den Weltrekord bei Kaiserschnitten. Über 40 Prozent aller Babys kommen auf diesem Weg zur Welt (weltweit liegt die Rate zwischen 15 und 25 Prozent). Grund dafür ist der Mangel an Hebammen im ganzen Land. Ist das Baby dann auf der Welt, findet am zehnten Tag nach der Geburt eine „Shower“ statt, die aber nichts mit der anglo-amerikanischen Tradition der Baby Shower gemein hat. Zu dieser Feier wird die frisch gebackene Mutter von ihren Freundinnen und weiblichen Verwandten geduscht, mit speziellen Ölen massiert und mit Henna bemalt, um sie für die Mühen der Geburt zu belohnen. Im Anschluss wird das Baby gebadet und es wird ein Festessen für Freunde und Familie abgehalten, zu dem die Gäste Geschenke, wie zum Beispiel Kleidung, Decken oder Goldschmuck mitbringen.

 

Italien

Viele Menschen in Italien glauben, dass werdende Väter ihrer Frau unbedingt jeden Heißhungerwunsch erfüllen müssen, ansonsten würde das Baby mit einem Muttermal in der Fabe des Lebensmittels geboren, das sie nicht essen konnte (zum Beispiel rot für Erdbeeren oder braun für Schokolade).

 

 

 

 

 

Türkei

Hier gibt es den Glauben, dass der Heißhunger auf bestimmte Lebensmittel während der Schwangerschaft ein Indikator dafür ist, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird. Die Lust auf Süßes sei typisch für einen Jungen wohingegen verstärkter Appetit auf säuerliche Früchte oder Sauerkonserven ein Hinweis darauf sei, dass das Kind ein Mädchen wird.

 

 

 

 

 

Russland

Eine ganze Reihe von Mythen begleitet Frauen in Russland durch die Schwangerschaft. Zum Beispiel sollen sie während der neun Monate nicht selbst stricken, da das dem Kind den Weg durch den Geburtskanal verschließen soll. Auch fluchen ist tabu, da das angeblich für Muttermale auf der zarten Babyhaut sorgt. Und auf gar keinen Fall soll die werdende Mutter die Hände über den Kopf heben, denn dann könnte sich das Kind im Bauch in der Nabelschnur verheddern.

 
Japan

Bitte in der Schwangerschaft nichts Scharfes essen, sonst könnte das Baby jähzornig werden! Hat Mama dem Heißhunger auf Wasabi aber doch nachgegeben, ist das nicht weiter schlimm. Denn schreit das Baby nach der Geburt viel, können sie am tra-
ditionellen Baby-Schrei-Wettbewerb („Nakizumo“) teilnehmen. Dabei versuchen Sumo-Ringer, die Babys zum Weinen zu bringen. Ohrenbetäubendes Gebrüll ist eindeutig erwünscht, denn das lauteste Baby gewinnt! Angeblich sind Babys, die viel schreien gesünder und wachsen schneller. 

 

Indien

Irgendwann im Laufe des ersten Lebensjahres rasieren viele frischgebackene Eltern ihrem Kind den Kopf. Das soll vom schlechtem Karma des vorherigen Lebens befreien und die Gehirnentwicklung fördern. Nur eine Locke über der Stirn wird stehengelassen, um die Erinnerungsfähigkeit des Kindes zu stärken.

 

 

 

 

Mexiko

Damit Frauen sich nach und nach an ihre Rolle als Mutter gewöhnen, halten sie nach der Geburt 40 Tage lang „la cuarentena“ (Quarantäne). Während dieser Ruhezeit erholen sie sich von den Strapazen, indem sie sich körperlich schonen, keinen Sex haben und auf scharf gewürztes Essen verzichten. Und sie nutzen die Gelegenheit, um eine enge Bindung zu ihrem neugeborenen Baby aufzubauen. Freundinnen und weibliche Verwandte helfen beim Kochen und Saubermachen und kümmern sich um eventuelle ältere Kinder. Und weil der Körper einer Frau direkt nach der Geburt als besonder verletzlich gilt, hüllen viele neue Mütter ihren Bauch in eine Art Mieder („Faja“) und halten ihren Kopf und Nacken bedeckt.

 

Nigeria

In dem westafrikanischen Land werden Babys als Segen angesehen. Nach der Tradition der Yoruba erhalten neugeborene Mädchen am siebten Lebenstag und neugeborene Jungen am neunten Lebenstag eine Reihe von Geschenken: Wasser, damit sie keine Feinde haben werden, Palmöl für ein glückliches, stressfreies Dasein, eine Kolanuss für ein langes und gesundes Leben sowie Salz und Pfeffer, damit es ihnen nicht an der nötigen Würze im Leben mangelt. Nach der Geburt erhält das Neugeborene sein erstes Bad traditionell von seiner Großmutter oder einer anderen nahestehenden weiblichen Verwandten oder engen Freundin. Das soll symbolisieren, dass die Mutter niemals allein ist und dass sie der Kreis ihrer Verwandten und Freunde immer unterstützen wird.

 

Finnland

Bereits seit 1930 gibt es sie, die „Kela-Box“. Das ist eine Kiste, die der Staat werdenden Müttern schenkt, in der alles Nötige für die Zeit nach der Geburt enthalten ist: Babybekleidung, Windeln, Bettzeug, Lätzchen, ein Erste-Hilfe-Set und vieles mehr. Zudem ist die Kiste stabil genug, um auch als Babykrippe herzuhalten. Alternativ können sich die Mütter auch für Geld statt der Kiste entscheiden, wobei die meisten lieber die Erstausstattung wählen, die wesentlich mehr wert ist. Ursprünglich war die Kiste für Familien mit geringem Einkommen gedacht, um ihnen den Start in die neue Lebensphase zu erleichtern. Seit 1949 erhalten aber alle Familien diese Box.