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Kind + Jugend 2022: Messe-Rückblick

16. November 2022, 12:13

Mit nicht ganz 500 an der Zahl waren bei der diesjährigen Kind + Jugend rund ein Drittel der Aussteller aus Vor-Corona-Zeiten vor Ort in Köln. Die sorgten mit den rund 10.000 Fachbesucher*innen aus über 100 Ländern endlich wieder für echtes Messefeeling. Doch nicht alle waren zufrieden …

So kannte man die Kind + Jugend: Gedränge auf den Gängen, ein Termin jagte den nächsten und jede Menge spontane Hallos an den Ständen, für die viel zu wenig Zeit blieb. Doch nicht nur die Frequenz am Stand, auch die hohe Entscheidungskompetenz der Besucher* innen war augenfällig. Sie kamen aus dem internationalen Groß- und Einzelhandel, aus Onlinehandel, Drogerie- und Möbelmärkten, aus Einkaufsverbänden sowie dem Importhandel. Dazu Oliver Frese, Geschäftsführer der Koelnmesse GmbH: „Diese Kind + Jugend, mit dieser Begegnungsqualität, hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Industrie und Handel das Marketinginstrument Messe mehr denn je benötigen und intensiv nutzen.“
So lobte ein Aussteller ganz explizit die guten Besucherzahlen am Donnerstag und Freitag. Vor allem aus Zentraleuropa seien alle Entscheider da gewesen. Man habe wieder die Lust auf Messe und persönliches Treffen spüren können. Vor allem wer Neuheiten zu zeigen hatte, sei hier nach wie vor ganz richtig.
Doch es gab auch Kritik. So machten viele Mitglieder des BDKH deutlich, dass die Rahmenbedingungen verbesserungswürdig seien. Es habe kaum Sitzmöglichkeiten und keine Rückzugsorte für Networking gegeben, obwohl in den lichten Hallen genug Platz gewesen wäre. Vor den wenigen Restaurants hätten sich lange Schlangen gebildet, man habe zudem gesunde und bezahlbare Speisen vermisst. Auch dafür, dass im Vorfeld die Sorge groß war, ob die Messe überhaupt noch einmal in einem angemessenen Rahmen stattfinden würde, hätte man vor Ort nicht wirklich das Gefühl gehabt, willkommen zu sein. Man hätte nicht gleich den roten Teppich erwartet, aber dass die Teppiche in den Hallen ganz fehlten, fanden die Verbandsmitglieder befremdlich.

Kaiser Naturfelle
Britax Römer gehörte zu den Ausstellern, die sich freuten, endlich wieder echtes Messefeeling bieten und erleben zu können.

Die Atmosphäre sei wichtig, damit der Funke wieder überspringen könne. „Da muss ein Umdenken stattfinden. Wir alle hatten Learnings während der Coronazeit, da muss sich auch ein Messeteam mitbewegen“, so eine weitere Stimme aus dem Verband, während ein anderes Verbandsmitglied sagte: „Als jahrzehntelanger Aussteller der Kind + Jugend war ich dieses Jahr zum ersten Mal als Besucher an zwei Tagen in Köln. Es tat unheimlich gut, so viele bekannte Gesichter der Branche nach der coronabedingten Pause wiederzutreffen und sich auszutauschen. Aber die Kind + Jugend selbst war nicht die Messe, die ich kannte. Weniger Aussteller, weniger Besucher, schlechterer Service, aber gleiche Preise, höhere Kosten, schlechte Renditen. Alle stehen unter immensem Kostendruck, und das macht die mediale Kostenbetrachtung noch bedeutender, endet aber letztlich in einer Sackgasse. Deshalb braucht der Markt dringend neue Konzepte und Kooperationsideen, um das Messekonzept in einer zunehmend New-Media-dominierten Welt zukunftsfähig zu gestalten.“
Die Kritik muss sich aber auch an ehemalige Aussteller richten, die in diesem Jahr als Besucher*innen vor Ort waren. Einige von ihnen nutzten das Umfeld der Messe, um ihre Geschäfte abzuwickeln, und profitierten so von den anwesenden Fachbesucher*innen. Vor diesem Hintergrund dürfte verständlich sein, dass die Koelnmesse nur wenige Networking-Areas zur Verfügung stellte. Diese Meinung teilten auch verschiedene BDKH-Mitglieder. „Diesen Unternehmen muss klar sein, dass sie damit dem Messeveranstalter und der Messe in einer schwierigen Zeit zusätzlich schaden. Es ist nach zwei Jahren Corona, mit steigenden Energiepreisen, wachsender Inflation, Lieferengpässen und Rohstoffmangel, für alle eine schwierige Zeit. Die Branche muss an einem Strang ziehen, wenn sie sich ihre Messelandschaft erhalten will.“

Die nächste Kind + Jugend findet vom bis 9. September 2023 statt.

kindundjugend.de