Handel – Bezahlen Sie mit Ihrem guten Namen
Nur Bares ist Wahres, dieser Satz gehört nicht erst seit Ausbrechen von Corona der Vergangenheit an. Die Pandemie hat das bargeld- und kontaktlose Bezahlen im Handel beschleunigt. Für viele Händler ist das immer breiter werdende Angebot der unterschiedlichen bargeldlosen Bezahlsysteme undurchschaubar und es birgt Kostenfallen. Sibylle Dorndorf sprach mit dem Experten für Karten- und andere Bezahlsysteme Thomas Weiden über Kostensenkungen bei Kartenzahlung und über bargeldlose Bezahlsysteme an sich.
Die Zeiten, als das Bezahlen mit Kreditkarte als versnobbt galt und nur den oberen Zehntausend vorbehalten war, sind lange vorbei. Heute, vor allem seit Corona uns in Atem hält, gehört es sogar „zum guten Ton“, kontakt- und bargeldlos zu bezahlen. An der Bäckertheke, beim Fleischer – oder im Spielwarenhandel. Das wirft Fragen auf. Thomas Weiden von Wolf & Wolf Consulting steht Rede und Antwort.
Herr Weiden, am bargeldlosen Bezahlen kommt kein Händler mehr vorbei. Gibt es Zahlen, inwieweit sich mit der Pandemie diese Bezahlsysteme in allen Handelsformaten durchgesetzt haben?
Ja, Corona hat der bargeldlosen Bezahlung einen kräftigen Rückenwind beschert. Das Jahr 2020 war das wachstumsstärkste Jahr für unbares Bezahlen in Deutschland. Mehr als 50 Prozent aller Einkäufe im stationären Handel erfolgen jetzt bereits mit Karte und der Anteil wird weiter zunehmen. Insbesondere die kontaktlose Bezahlung wird durch die Kunden favorisiert. Im Dezember 2020 wurden laut aktuellen Zahlen der Deutschen Kreditwirtschaft 60 Prozent aller girocard-Transaktionen bereits kontaktlos durchgeführt. Über das ganze Jahr 2020 lag der Anteil bei circa 50 Prozent, was einer Verdoppelung zum Jahr 2019 entspricht.
Bezahlen wird immer „smarter“. Corona hat das Thema bargeldloses Bezahlen befeuert
Die Akzeptanz der EC-Karte im Handel auch bei kleineren Beträgen kennt man nun weitestgehend. Ab wann „lohnt“ es sich für Händler, auch Kreditkartenzahlung anzubieten?
Eines vorweg, die Kreditkarte ist für den Handel in der Akzeptanz teurer als die girocard. Dafür sind die durchschnittlichen Bons des Händlers bei der Kreditkarte in aller Regel höher als bei der girocard. Die „Lieblingskarte“ der Deutschen ist jedoch unverändert die girocard. Die Kreditkarte kommt im Spielwarenfachhandel auf einen Anteil von aktuell circa fünf bis zehn Prozent des Kartenumsatzes. Aber der Anteil ist steigend. Ursächlich würde ich hier das steigende Kundeninteresse an der Bezahlung mit Apple Pay und Google Pay sehen. Immer mehr Kunden nutzen die einfache und komplett kontaktlose Bezahlung mittels Smartphone/Smartwatch. Von daher kommt Druck auf den Händler, diese Zahlungen zu akzeptieren, um nicht Umsätze zu verlieren. Deshalb lohnt aus meiner Sicht die Akzeptanz von Kreditkarten. Im Rahmen unserer Händlerberatung stellen wir fest, dass es bei der Akzeptanz von Kreditkarten zum Teil sehr wesentliche Konditionsunterschiede gibt. Wenn die Akzeptanzverträge eines Händlers älter sind, lohnt sich in jedem Fall eine Überprüfung.
Welche Kartenarten gibt es und welche empfehlen Sie Ihren Kunden?
Die girocard ist mit sehr großem Abstand die für den Handel entscheidende Karte. Jedes Terminal in Deutschland akzeptiert diese Karte. Die Kreditkarten von MasterCard und Visa werden jedoch auch von immer mehr Händlern akzeptiert. Verstärkt kommen auch Debitkarten (Maestro/Vpay) im Handel zum Einsatz, da bereits einige Banken in Deutschland ihren Kunden diese zusätzlichen Karten zur Verfügung stellen. Auch für die Akzeptanz dieser Karten ist ein Akzeptanzvertrag für die Annahme und Abrechnung erforderlich. In touristischen Hotspots mit vielen asiatischen Kunden ist für die Händler auch die Akzeptanz der Kreditkarten von Unionpay oder JCB wichtig.
Kann man hinsichtlich der Kosten, die dem Händler entstehen, Transparenz schaffen?
Natürlich gibt es, wie überall, auch bei den Payment-Anbietern zum Teil deutliche Preisunterschiede. Auch sind die Angebote der Anbieter für den Handel teils unübersichtlich, intransparent und unvollständig. Für den Handel ist der Vergleich und die Einordnung von Angeboten sehr schwierig. Genau dafür bieten wir Beratung und Unterstützung an. Bei langfristig laufenden Verträgen verursachen zu teuer vereinbarte Vertragskonditionen Mehrkosten von vielen tausend Euro für den einzelnen Händler. Eine externe neutrale Beratung kann hier erhebliche Kostenvorteile sichern.
Was sind generell die Hauptkostentreiber und Kostenfallen für Händler im bargeldlosen Zahlungsverkehr?
Aus unserer Praxis kennen wir die unterschiedlichsten Kostenfallen. Mal sind es viel zu hohe Disagiokosten im Bereich der Kreditkartenzahlungen, mal sind es hohe Kosten für die Terminalmiete und Transaktionskosten. Auch die Banken haben deutlich an der Kostenschraube für die Zahlungsabwicklung gedreht.
Thomas Weiden ist Experte für innovative, bargeldlose Bazahlsysteme im Handel und Geschäftsführer bei Wolf & Wolf Consulting
Im Spielwarenhandel gehen nicht gerade Unsummen über die Theke. „Rechnet“ sich das Angebot, bargeldlos bezahlen zu können auch hier?
Auch für den Spielwarenhandel geht es heute nicht mehr ohne die Akzeptanz bargeldloser Zahlungen. Die Barzahlung verursacht ja ebenfalls Kosten für Einzahlungen und die Hartgeldversorgung. Entscheidend für den Händler ist, die Kosten für die Abwicklung der Kartenzahlungen im Blick zu haben.
Nun gibt es zu den Kreditkarten heute noch eine ganze Reihe an innovativen Bezahlverfahren, die gerade junge Leute nutzen. Können Sie unseren Leser*innen hier einen kurzen Überblick verschaffen?
Neben den bereits besprochen Zahlarten wird es zukünftig auch alternative Zahlverfahren geben. Zahlungsanbieter, die wir sonst nur aus der Welt des eCommerce kennen, werden zukünftig auch Zahlungsalternativen am Terminal anbieten. Diese Zahlungen werden mittels Apps + QR-Codes initiiert. Aktuell ist der Anteil am Gesamtumsatz nicht nennenswert. Ob sich bei dem ein oder anderen Anbieter eine Dynamik ergibt, wird die Zukunft zeigen.
Auch Einkäufe mit Zahlungsziel und Ratenkauf für höherwertige Einkäufe sind bereits am PoS-Terminal möglich, aber bisher nur wenig genutzt. Asiatische Kunden nutzen solche Zahlverfahren bereits sehr intensiv. Terminals können für Alipay und WeChat-Zahlungen freigeschaltet werden. Händler, die ihren asiatischen Kunden diese vertraute Zahlungsabwicklung anbieten können, werden davon profitieren.
Kann man mit innovativen Bezahlverfahren auch neue Kunden generieren? Was sagt der Experte?
Wer heute keine Kartenzahlung anbietet, verliert definitiv Kunden und Umsatz. Mit innovativen Bezahlverfahren kann Umsatz generiert werden, der sonst nicht getätigt worden wäre. Beispielhaft dafür steht der Ratenkauf am Terminal. Damit können spontan Käufe getätigt werden, die sonst wegen aktuell fehlender Liquidität nicht erfolgt wären. Oder die Möglichkeit jetzt einen Kauf zu tätigen, dessen Bezahlung erst später, zum Beispiel in 14 Tagen, erfolgt. Das ermöglicht Einkäufe, wenn gerade die Liquidität nicht zur Verfügung steht, da zum Beispiel das Gehalt erst in zwei Tagen auf dem Konto eingeht.
Sie beraten Händler hinsichtlich bargeldloser Bezahlsysteme. Was gehört zu Ihrem Leistungsprofil? Wer kann sich an Sie wenden?
Der Schwerpunkt unserer Beratung liegt auf der Kostenseite. Wir kennen den Markt der Anbieter und die Konditionsmöglichkeiten. Wir stellen dem Handel unser Knowhow mit dem Ziel zur Verfügung, die Kosten für die Abwicklung von Kartenzahlungen deutlich zu reduzieren. Wir beraten auch dazu, welche Zahlungsarten für den Händler sinnvoll sind und wie sich die Prozesse und Kosten rund um die Abwicklung verbessern lassen. Wer interessiert ist, erhält weitere Informationen und unsere Kontaktdaten unter wolfundwolf.eu.
Herr Weiden, ich bedanke mich für das Gespräch!