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Glosse: Huber. Grant L. Huber. – Messe-Muckefuck

25. März 2024, 8:38

Gestatten: Huber. Grant L. Huber. Ich bin Branchen-Rentner und ich kenne die Spielzeugindustrie wie meine eigene Westentasche. Ich hab schon einiges kommen und gehen sehen. Aber jetzt bin ich froh, dass ich nicht mehr jeden Firlefanz mitmachen muss. Jetzt verwöhn ich lieber die Enkel. Weil ich ja weiß, was gutes Spielzeug ist und was sich gehört. Seit jeher. Ein Buch haben sie mir zum Abschied geschenkt: „Grant – der Blues des Südens“ heißt’s. Könnt von mir sein. Und so grantl ich mich durchs Leben und schau, was in meiner alten Branche so passiert.

Neulich war ich mal wieder in Nürnberg. Ehrensache. Einige Firmen hat’s dahin gerafft in der ganzen Zeit. Sind nimmer da. Verschiedene Gründe. Management is ja beliebt. Oder ausgeruht auf dem Erfolg. Oder halt die vielen Krisen. Oder verhunzte Nachfolge. Alles schon erlebt. Sind halt meistens auch kleine Firmen, die schneller stranden als die großen Tanker. Dafür sind die halt net leicht zu bremsen, wenn sie auf Kollisionskurs sind.
Jedenfalls scheint es schon ein paar Havarien gegeben zu haben. Weil da und dort haben sich schon Lücken aufgetan auf der Messe. Ewig schad drum. Aber jammern bringt ja nix. Zumindest net um Sachen, die man halt eh nimmer ändern kann.
A propos nimmer ändern können. Ich bin net der Einzige der jammern kann. Über die Bürokratie ist zum Beispiel g’schimpft worden.
Bürokratie is das Eine. Aber wenn Zettelwirtschaft, digitaler Produktpass und die Chemie bis zum Gehtnichtmehr drücken … und auf der anderen Seite drückt dann der Handel. Jaja ich weiß schon. War ja selber einer davon. Und der Handel, der hätt gern WKZ und Displays und unendliche Zahlungsziele und mikroskopische Mindestorders und am besten noch volles Rückgaberecht auf nicht abverkaufte Ware und die Zusage, an ihn exklusiv das Sortiment zu verkaufen.
Wie soll man das denn bittschön noch stemmen? Kein Wunder dass sich da die Interessen langsam auseinanderentwickeln.
Die Lösung soll dann das Depot sein. Einzigartigkeit adé. Und es macht irrsinnig abhängig vom Lieferanten. Gibt schon G’schäfte die da mitmachen: bloß Bestseller. Da ist’s dann als Händler auch schon wurscht, ob man Wäsche oder Spielzeug verkauft – die Bindung zum Produkt ist dahin.
Und dann gibt’s halt jetzt auch immer mehr, die da versuchen auszuscheren:

„Ich verkauf Muckefuck“,

sagt da mein Händler-Spezl. Und führt mich zum Stand von einem chinesischen Hersteller.

Dass die Marge bei Klemmbausteinen nicht beim Marktführer am größten ist, das ist ja mittlerweile bekannt. Aber dass die Konkurrenz nicht schläft, spricht sich auch langsam rum.
Lang wird’s nimmer dauern bis die Sets auch in Sachen Kreativität und Marketing so weit sind. Und dann, denk ich, ist Muckefuck wieder salonfähig. Nicht nur für Connaisseure.
Was ich sonst so g’sehn hab in Nürnberg, wollt ihr wissen? Naja. Viel Neues war’s net. Man sieht halt, dass g’spart werden muss. Und dass auch bei der Entwicklung der Rotstift ang’setzt wird.
Aber es kommt halt immer drauf an, wen man fragt. Gibt ja auch welche, die net jammern. Die nehmen was im Angebot ist und machen das Beste draus.
Vielleicht wär das auch eine Art, es als Händler zu sehen.
Aber dann müssten wir uns ja gar nimmer sehen in Nürnberg. Und hätten gar nix zum grantln. Und das wär ja auch nix.