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Global / Sicherheit – Defizite bei Spielzeugsicherheit

17. Juli 2020, 10:04

Ein aktueller Bericht des europäischen Spielwarenverbands Toy Industries of Europe (TIE) hat Erstaunliches aufgedeckt: 97 Prozent von fast 200 Spielzeugartikeln, die von Drittanbietern auf vier Online-Plattformen (AliExpress, Amazon, eBay und Wish) in sieben verschiedenen europäischen Ländern (Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Spanien und Schweden) gekauft worden waren, hielten die strengen Sicherheitsregelungen für Spielzeug der EU nicht ein. Außerdem stellten laut dem Report „EU Toy Safety: The problem of unreputable sellers on online marketplaces“ 76 Prozent des getesteten Spielzeugs eine echte Gefahr für Kinder dar.

Die aufgedeckten Probleme waren vielfältig – von der Erstickungsgefahr durch kleinere Spielzeugteile, die sich leicht ablösen, über schädliche Chemikalien, deren Konzentration die EU-Grenzen hundertfach überstiegen, bis hin zum Verletzungsrisiko durch scharfe Spitzen und Kanten.
Die erworbenen Spielzeugwaren waren keine Markenartikel oder trugen Markennamen, die in der EU nicht bekannt sind. TIE hat da genauer hingesehen: Das größte Problem, so der Verband, sei die unzureichende Verantwortung, die die Online-Plattformen für die über sie vertriebenen Produkte übernehmen und die fehlende klare Gesetzgebung in diesem Zusammenhang. Die Bedeutung des E-Commerce sei so essenziell für Wirtschaft und Gesellschaft, dass jede Anstrengung gemacht werden müsse, um bei den Verbrauchern Vertrauen für das Online-Shopping aufzubauen.
„Die grundlegende Vorausetzung dabei ist, dass die EU – und ihre nationalen Regierungen – die Rolle der Online-Marktplätze in den Lieferketten erkennen müssen. Sie sind vergleichbar mit einem Importeur oder einem Großhändler und sollten vergleichbaren Regeln unterliegen,“ sagte Catherine Van Reeth, Generaldirektorin von TIE.

„Der derzeitige Mangel an Klarheit bei der Rolle der Plattformen führt dazu, dass diese sich vor der Verantwortung für die Sicherheit der Spielwaren, die auf ihren Marktplätzen verkauft werden, drücken können und dies auch tun. Auf der anderen Seite investieren seriöse Spielzeughersteller sehr viel in die Sicherheit, um zu gewährleisten, dass ihre Produkte alle Regulierungen einhalten und Kinder nicht in Gefahr bringen.“ Neue, für 2020 erwartete EU-Gesetzentwürfe sollten die Chance nutzen, die Online-Plattformen zu zwingen, sich mit den problematischen Aktivitäten der Verkäufer auf ihren Marktplätzen zu befassen, darauf zu reagieren und diese zu überprüfen.
Alle vier Online-Plattformen wurden mit den Erkenntnissen des TIE-Berichts konfrontiert, die Reaktionen darauf fielen „unterschiedlich aber insgesamt verhalten aus“. Zwei der Online-Plattformen schickten keinerlei Benachrichtigungen an Kunden, die von TIE moniertes, gefährliches oder nicht regelkonformes Spielzeug gekauft hatten. Ein drittes Unternehmen versendete nach mehr als zwei Monaten Informationen zu zwölf der 31 Artikel, die als potenziell gefährlich eingestuft worden waren – ohne Details, wie es zu dieser Einschätzung kam. Die vierte Plattform nahm sogar noch später Kontakt zu ihren Kunden auf, übermittelte dafür jedoch detaillierte Informationen und gab Orientierungshilfen.

Während drei der vier Plattformen schnell die von TIE als unsicher und illegal identifizierten Produkte entfernten, sind bis heute ähnliche, wenn nicht gar identische Produkte weiterhin zum Kauf verfügbar. Stand Juni 2020 werden sie immer noch auf den vier Online-Plattformen angeboten. TIE sieht dies als weiteren Beweis dafür, dass Verpflichtungen für Online-Marktplätze gesetzlich festgelegt werden müssen.
Zusätzlich zu der Notwendigkeit neuer Gesetze legt TIE großen Wert auf Verbraucherbewusstsein und hat eine Reihe von Ratschlägen zum Online-Kauf von sicherem Spielzeug herausgegeben:
Gehen Sie nicht davon aus, dass der Verkäufer mit der Online-Plattform identisch ist – in vielen Fällen nutzen unabhängige Händler den Marktplatz als Verkaufsplattform, für diese übernehmen AliExpress, Amazon und Co. aber keine Verantwortung.
Informieren Sie sich, von wem Sie wirklich kaufen. Schauen Sie sich den Namen des Verkäufers an – ist es eine Marke oder eine Firma, die Sie wiedererkennen? Oder ist es wenigstens eine echte Firma? Finden Sie eine Webseite oder eine registrierte Adresse, wenn Sie diese online suchen?

Prüfen Sie, ob das Spielzeug wirklich ein Schnäppchen ist. Ist der Preis des Spielzeugs vergleichbar mit dem ähnlicher Produkte? Wird das Spielzeug, dessen Kauf Sie erwägen, von diesem Verkäufer wirklich billiger angeboten als bei anderen Quellen? Wenn ja, muss es einen Grund für diese Preisdifferenzen geben. Es könnte beispielsweise sein, dass durch den Verkäufer die sicherheitsbedingten Kosten reduziert werden.
Wenn das Spielzeug ankommt, prüfen Sie die Adresse des Herstellers oder des EU-Importeurs auf dem Spielzeug oder auf der Verpackung – das sind gesetzliche Anforderungen für alle Spielzeuge, die in der EU verkauft werden.