Global / Lieferketten – Global Player aus dem Mittelstand

13. September 2019, 17:52

Mit schicken und außergewöhnlichen Wickeltaschen mischte Lässig den Markt für Babyprodukte auf. Längst ist das mittelständische Unternehmen international unterwegs – beim Absatz, beim Design, aber auch beim Thema Lieferketten.

Mit der neuen Kindertaschenkollektion „About Friends“, die den interkulturellen Austausch fördert wird Lässig auf der Kind + Jugend vertreten sein

Zwischen 35 und 40 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaftet die Lässig GmbH mit Sitz in Babenhausen im Ausland. Wichtige Märkte sind vor allem die Schweiz und Österreich, hohe Zuwächse gibt es derzeit in den Benelux-Ländern und in Frankreich. „Dass unsere Wickeltaschen bei den anspruchsvollen französischen Müttern aktuell so gut ankommen, freut uns natürlich besonders“, berichtet die Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin Claudia Lässig. „Wir haben jedoch auch gute Partner in Spanien und Italien
und engagieren uns im skandinavischen Markt.“ Über die europäischen Grenzen hinaus ist Lässig ebenfalls aktiv, hat eine eigene Tochtergesellschaft und ein eigenes Lager in den USA und liefert unter anderem nach Japan und Taiwan. „Wir diskutieren immer wieder eine Expansion nach Übersee, aber derzeit liegt unser Fokus doch eher auf Europa“, fasst die Unternehmerin die derzeitige Strategie zusammen. „Die Ansprüche in den amerikanischen und asiatischen Märkten unterscheiden sich doch sehr grundsätzlich von denen in Europa, ganz abgesehen von logistischen Herausforderungen und den verschiedenen gesetzlichen Voraussetzungen, beispielsweise bei den Sicherheitsstandards.“

Neben Stefan Lässig und Karin Heinrich führt Claudia Lässig seit zwölf Jahren erfolgreich das Unternehmen. Zusammen sind sie ein stark aufeinander eingespieltes Team. Stefan Lässig verantwortet den Vertrieb und sorgt dafür, dass die Vermarktung der Produkte weltweit gelingt. Der Vertrieb erfolgt über eine eigene Außendienstmannschaft, aber auch über zahlreiche Handelsvertreter und Distributeure, wie zum Beispiel in der Schweiz, Italien oder Spanien. „Gerade bei der Erschließung eines neuen Marktes ist es oft sinnvoll, Partner ins Boot zu holen, die den Markt und die Einzelhändler kennen, die zu unserer Marke passen“, bringt es Claudia Lässig auf den Punkt. „Auf der anderen Seite muss sichergestellt sein, dass der Distributeur oder der Handelsvertreter ausreichend Zeit investiert, um unser Produktprogramm im Handel zu positionieren und einen Kundenkreis aufzubauen. Das ist vor allem im Ausland, wo unsere Marke vielleicht noch nicht so bekannt ist, nicht immer einfach.“
Der Input der Vertriebsspezialisten in den unterschiedlichen Teilen der Welt fließt in das Produktdesign ein, wobei sich Lässig gegen spezifische Designs für bestimmte Länder entschieden hat. „Wir haben das ab und an probiert, dann jedoch davon wieder Abstand genommen“, berichtet die gelernte Industriefachwirtin. „Wir gestalten unsere Wickeltaschenkollektionen so, dass es zu uns passt und uns hier im Designteam gut gefällt – trotzdem sehen wir natürlich die Geschmacksunterschiede bei unseren Kunden in den verschiedenen Ländern. In Skandinavien kommt ein geradliniges, schlichtes Design an. Je weiter man nach Süden geht, umso verspielter wird das Ganze. Da hat sich in den vergangenen Jahren auch nicht viel verändert. Bei der Zusammenstellung unseres Sortiments in den jeweiligen Absatzmärkten verlassen wir uns auf unsere dortigen Repräsentanten, die ein gutes Gefühl dafür haben, welche Teile der Kollektion bei ihnen gut ankommen.“
Globalisierung ist bei dem mittelständischen Unternehmen mit rund 100 Mitarbeiter*innen auch bei den Lieferketten angesagt. Produziert wird in Asien – und Claudia Lässig ist regelmäßig im Hongkonger Büro ihrer Firma präsent, um sich vor Ort über die Produktionsbedingungen zu informieren. „Alle unsere Produkte werden sogfältig und schadstofffrei produziert, sie sind außerdem frei von PVC, Cadmium oder Nickel. Eine nachhaltige Fertigung ist für uns und unsere sehr sensible Käuferschicht von großer Bedeutung und wir stellen sicher, dass diese Voraussetzungen bei unseren Lieferanten gewährleistet sind“, betont sie.

Kindergeschirr „Little Chums“

Anfang Juli wurde Lässig bereits zum zweiten Mal als Top-Innovator des Innovationswettbewerbs TOP 100 ausgezeichnet. Mit Mentor Ranga Yogeshwar (2.v.l.) freuten sich die Geschäftsführer Stefan Lässig, Claudia Lässig und Karin Heinrich (v.l.) (Bild: KD Busch / compamedia)

Der Eintritt in neue Märkte steht derzeit nicht auf der Agenda. „Aktuell beliefern wir über 700 Händler in Deutschland mit unseren Wickeltaschen. Wir haben unser Sortiment jedoch mit weiteren Taschen bis zum Schulranzen ausgeweitet und auch Accessoires rund ums Baby, vom Lätzchen bis zum Geschirr, und sogar eine Schwimmkollektion, aufgenommen. Damit macht Lässig inzwischen die Hälfte seiner Umsätze und hier sehen wir auch in unseren etablierten Märkten noch Wachstumspotenzial“, schaut Claudia Lässig zuversichtlich in die Zukunft. „Mit den Wickeltaschen sind wir groß geworden – doch in diesem Bereich wächst die Konkurrenz, beispielsweise aus dem Outdoor-Bereich, und es ist unternehmerisch immer sinnvoll, auf mehreren Beinen zu stehen. Trotzdem wollen wir natürlich in diesem Bereich ein wichtiger Spieler bleiben und sicher mittelfristig auch im Ausland weiterwachsen.“

Ulla Cramer