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Frühes Erlernen von … – Medienkompetenz

29. September 2016, 11:37

Heutzutage werden schon die ganz Kleinen mit Medien konfrontiert. Wie ein gutes Heranführen an dieses Thema für die Kinder gelingen kann, berichtet Sabrina Loges. Sie leitet die Kinderkrippe Le.onies in Hannover, die Impuls Soziales Management GmbH & Co. KG für E.ON betreibt.

Kinder im Alter von null bis drei Jahren brauchen Geborgenheit, Reize und eine feste Bezugsperson, die eine erste Kommunikation und Spieltätigkeit zu dem Kind herstellt. In diesem Alter ist aufgrund des Interesses des Kindes kein vorgefertigtes Spielmaterial notwendig; eher wird auf Alltagsgegenstände zurückgegriffen, die sie mit Mund, Nase, Augen, Händen und Ohren erforschen. Da sich Babys und Kleinkinder noch stark mit sich selbst auseinandersetzen, nimmt auch der Drang nach Bewegung einen großen Raum in ihren Aktivitäten ein. Damit die Kinder nicht überfordert werden, ist es wichtig, eine Balance zwischen Aktivität und Ruhephasen zu schaffen. Medien bei Kindern unter drei Jahren sind also in Bezug auf deren Entwicklung für sie eher uninteressant. Doch erleben sie diese dennoch im Alltag. Ganz nebenbei erfahren unter Dreijährige, wie die Umwelt mit Medien umgeht. Ob es das Versenden einer E-Mail der Mutter, die Lieblingssendung der großen Schwester oder die Volksmusik im Radio der Großeltern ist, das Kleinkind ist dabei und reagiert auf diese Medien.
Dabei können auch Emotionen wie Nervosität oder Wut bei einem Baby ausgelöst werden und zu Erschöpfung führen. Kinder sollten deshalb nie alleine Medien ausgesetzt und stets beobachtet werden. Denn erst im Vorschulalter haben sie die technisch-motorischen und kognitiven Fähigkeiten, um selbstbestimmt die komplexen Medien bedienen zu können. Was Kinder im Krippenalter bereits lernen können, ist der eigenständige Umgang mit Medien. Die Erfahrungen, die Kleinstkinder in ihren Familien sammeln, bringen sie in unsere Einrichtung Le.onies mit. In der heutigen Zeit sehen wir die Aufgabe als pädagogische Fachkräfte darin, dass wir die medialen Vorerfahrungen der Kinder aufgreifen und uns gemeinsam mit ihnen auf den Weg eines kompetenten Umgangs mit Medien begeben. Das Vorlesen von Printmedien hat nur Vorteile für Krippenkinder. Wir wiederholen Texte regelmäßig und wechseln das Angebot an Büchern in den Gruppen nicht zu häufig, denn dadurch erkennen Kinder Passagen wieder und ordnen sie anhand von Bildern zu. Die gemeinsame Zeit birgt das Entdecken von Neuem, das Vertiefen von Bekanntem, den Austausch mit dem Erzieher sowie das Erkennen von Bildern, Buchstaben und Zahlen. Wir passen die Geschwindigkeit beim Vorlesen ans Kind an, was eine längere Betrachtung der Bilder, Fragenstellen und das Sprechen über Gelesenes ermöglicht. Schon die Kleinsten können bei uns selbstständig Bücher betrachten. Aufgrund des Spielzeugcharakters empfehlen wir, dass die ersten Elementarbilderbücher mit Alltagsobjekten wie Tasse oder Dreirad stabil, handlich und gefahrlos sind. Mit anderthalb Jahren können auch Geschichten mit einer kurzen Handlung verwendet werden. Ein aktuelles Projekt dreht sich um die „Raupe Nimmersatt“, der wir uns über Buchbetrachtung, Ertasten der Stoffraupe, Probieren des Essens der Raupe Nimmersatt, Lieder zum Thema Singen und Gestaltung eines Buches nähern. Fotografie spielt in unserer Kinderkrippe eine wichtige Rolle. Damit dokumentieren wir Aktivitäten wie Bildungsangebote, neu erlernte Fähigkeiten der Kinder oder besondere Ereignisse für die Portfolioarbeit. Außerdem kommt einmal im Jahr ein Fotograf zu uns in die Einrichtung und begleitet einen Krippentag, bei dem die Kinder förmlich an seiner Kameralinse hängen. Beim Fernsehen stehen für uns klar die Erwachsenen in der Verantwortung, das Angebot auf den Prüfstand zu stellen und Kleinkinder bei ihren TV-Erlebnissen zu begleiten. Das kindliche Gehirn zieht sich lediglich Bruchteile an Informationen heraus, die ohne Zusammenhang verängstigen können. In der Kinderkrippe unterbinden wir das Thema der Kinderserien und TV-Helden nicht, sondern reflektieren dieses gemeinsam mit den Kindern und greifen es aktiv auf, etwa durch ein Buch zu der Serie oder Bilder, Lieder zum gleichen Thema. Kinder haben schon vor ihrer Geburt Kontakt mit Tönen. Melodien sind ihnen aus Spieluhren bekannt und werden auch bei uns zum Einschlafen genutzt. Für die Kinder, die keinen Mittagsschlaf mehr brauchen und sich nur ausruhen, bieten wir manchmal kindgerechte Hörspiele an, die anregend und entspannend zugleich sein können. Ein CD-Player im Gruppenraum unterstützt ab und an das gemeinsame Erlernen eines neuen Liedes oder wird gezielt für Bewegungsspiele eingesetzt. Ungerne lassen wir Musik im Hintergrund spielen, da es Unruhe bringt. Gezielt eingesetzt, zum Beispiel bei Massageangeboten, kann sie aber auch zur Entspannung führen. Geräusche und Stimmen aufzunehmen, stellt für die Kinder eine tolle Erfahrung dar. So kann man beispielsweise eine Liedersammlung der Morgenkreislieder erstellen, die von den Kindern gesungen und aufgenommen werden. Im Krippenalter ahmen die Kinder die Erwachsenen in ihrem Umgang mit dem Computer nach. Eine ausrangierte Tastatur im Gruppenraum regt beispielsweise zum Ertasten, Begreifen und zu Rollenspielen an. Als Informationsquelle hilft der Laptop aus dem Büro schnell dabei, an Informationen zu kommen und Fragen aus dem Alltag der Kinder durch kindgerechte Texte, Bilder oder Videos direkt zu klären. Wir begeben uns dabei gemeinsam mit den Kindern im Internet auf die Suche nach Informationen. Tablets werden ebenso wie Smartphones über einen berührungsempfindlichen Bildschirm gesteuert. Diese Medien werden zu Hause durch ihre leichte Handhabung und kleinen Spiele gerne an Kinder gereicht. In der Kinderkrippe verzichten wir aber gänzlich darauf, da es hier keinen pädagogischen Aspekt gibt, den wir nicht auch durch haptische Erfahrungen ermöglichen könnten.
Obwohl es häufig eine gesellschaftliche Ablehnung gegenüber dem Gebrauch von Medien durch Kinder gibt, gehören sie im 21. Jahrhundert schon zur Lebenswelt von Krippenkindern dazu und sollten ein fester Bestandteil der frühkindlichen Pädagogik sein. Dadurch, dass wir die Kinder auch in diesem Bereich professionell begleiten, können wir bei ihnen einen verantwortungsbewussten Umgang mit Medien erkennen, welcher ihnen bei einer selbstständigen Regulation des Konsums hilft.

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