Frankfurt Kids: Kinderliteratur im Fokus

23. Oktober 2025, 18:34

Auch in diesem Jahr bringt Frankfurt Kids Fachwelt und Publikum zusammen. Vom 15. bis 17. Oktober diskutieren internationale Expert*innen über die Zukunft des Kinder- und Jugendbuchs, bevor das Frankfurt Kids Festival für Kinder, Jugendliche und Familien öffnet. Weshalb diese Veranstaltung wichtig bleibt und weshalb Kinderliteratur als Kanarienvogel der Branche gilt, erklärt Birgit Fricke vom Organisationsteam der Kids Conference im Kurzinterivew.

Die internationale Frankfurt Kids Conference steht unter dem Motto „Children’s Books in a fragile World.“ So sprechen am Mittwoch, den 15.10.25 auf der neuen Centre Stage Axel Scheffler („Der Grüffelo“), Jon Yaged (CEO Macmillan Publishers) und die ukrainische Autorin Kateryna Mikhalitsyna über Analphabetismus, Zensur und die Verantwortung der Branche. Der Verleger, Lektor und Übersetzer Lawrence Schimel moderiert.


Weiterhin lenkt der Ehrengast Philippinen den Blick nach Südostasien. Auf der Asia Stage treffen am Messedonnerstag Verlagsprofis aus Bangkok bis Manila auf deutsche Kolleg*innen aus dem Kinder- und Jugendbereich.
Ein weiteres alljährliches Branchen-Ereignis ist die Serafina-Preisverleihung, die am ebenfalls am 15.10. stattfindet. Der Nachwuchspreis würdigt junge Illustrator*innen, die mit eigenen Handschriften und Bildideen die Kinder- und Jugendliteratur von morgen prägen


Der Messefreitag dann eröffnet das Festival mit einem Blick ins All. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt lädt Kinder im Alter von elf bis zwölf Jahren im SpaceBuzz One zum virtuellen Flug ins Weltall ein. Illustratorin Daniela Kunkel („Das kleine Wir“) zeigt in einem Workshop, wie ihre Figur entsteht. Parallel dazu lädt die Stadtbücherei Frankfurt zum Vorlese- und Mitmachtag unter anderem wieder mit Axel Scheffler und Sibylle Hein („Große sind Schisser“) ein.
Am Samstag stehen Fantasie und Abenteuer im Mittelpunkt. Bodo Wartke bringt mit „In Barbaras Rhabarberbar wird niemals der Rhabarber rar“ zungenbrechenden Sprachwitz auf die Bühne. Christoph Karrasch (Galileo-Moderator, „Rios magische Reisen“) nimmt das Publikum mit nach New York. Die Drei ??? Kids stellen ihr neues Rätsel vor.Der Sonntag bringt ein Wiedersehen mit den großen Stimmen der Kinderliteratur: Margit Auer liest aus der „Schule der magischen Tiere“. Paul Maar bringt das Sams zurück. Katja Brandis stellt „Windwalkers“ vor. Dazu kommen Bernd das Brot vom KiKA und ESA-Astronaut Matthias Maurer, der über sein Training für den Mond erzählt.
Frankfurt Kids verbindet Fachprogramm und Festival. Die Messe wird zum Ort für Austausch, Inspiration und Begegnung – für die Branche ebenso wie für Familien.


Birgit Fricke

Welche Impulse möchten Sie mit der diesjährigen Kids Conference setzen? Was sind die wichtigsten Key Points oder sogar To-Do’s, die die Besucherinnen und Besucher mit nach Hause nehmen sollen?
Der Titel „Kinderbücher in einer fragilen Welt“ beschreibt gleich zwei Ebenen: die Branche und die jungen Leserinnen.
Auf der Produktionsseite erleben Autor*innen, Illustrator*innen und Verlage große Unsicherheit. Kriege, Zensur und politische Eingriffe in Kultur prägen viele Märkte. Die Konferenz beleuchtet das exemplarisch – etwa am Panel „A canary in the coalmine“ mit Beispielen aus Ägypten, der Ukraine und den USA.
Für die Leser*innen geht es um die Frage: Welche Geschichten dürfen Kinder künftig noch erleben? Wenn Vielfalt aus Büchern verschwindet und nur noch heile Welten übrigbleiben, fehlen Kindern die Spiegel für ihr eigenes Leben. Die Konferenz will dabei keine To-do-Listen liefern, sondern Denkanstöße. Besucher*innen sollen die Diskussionen aufgreifen, eigene Herausforderungen darin spiegeln und neue Perspektiven für ihre Arbeit mitnehmen.

Welchen Einfluss haben die aktuellen kulturpolitische Herausforderungen auf die Kinderbuchbranche (Stichwort Book Bans in den USA)?
Die Folgen sind massiv. Book Bans in den USA treffen auch internationale Verlage, die dort Titel an Bibliotheken liefern. Umsätze brechen weg.
In Russland, um nur einen problematischen Markt zu benennen, ist der Lizenzmarkt durch den Krieg praktisch zum Erliegen gekommen. Ukrainische Verlage kämpfen unter extrem schwierigen Bedingungen weiter. Hinzu kommen Kostenexplosionen bei Papier, Zölle und Inflation.
Besonders betroffen sind Verlage, die auf Diversität setzen – viele hatten dafür sogar eigene Imprints gegründet. Für sie wird der Markt enger.
Die Kids Conference soll aber nicht nur Probleme benennen. Sie will Austausch ermöglichen, neue Kontakte fördern – und mit dem Panel „A light in the dark“ einen Ausblick geben, wo Chancen für die Branche liegen.

Wo wird die Kinderbuchbranche in den nächsten zwei bis drei Jahren bezüglich der o.g. Herausforderungen stehen – in Deutschland und international?
Ganz sicher ist: Das Buch bleibt für Eltern weltweit ein zentrales Bildungsgut. Aber Kinder wachsen mit digitalen Kanälen auf, die schneller, lauter und leichter zugänglich sind. Sie sind die größte Konkurrenz zum Buch. Gleichzeitig entstehen neue Märkte. TikTok hat etwa den Boom von New Adult-Genres wie Romantasy ausgelöst: Entwicklungen, die auch ins Kinder- und Jugendbuch ausstrahlen.
Ein Game-Changer ist selbstverständlich KI. Schon heute entstehen Kinderbücher, die komplett von Maschinen geschrieben und illustriert sind. Auch die Produktionsprozesse und Workflows dahinter verändern sich massiv. All das wird die Branche verändern.
Die politische Lage bleibt schwierig. Märkte, die deswegen wegbrechen, lassen sich nicht einfach ersetzen. Produktionskosten bleiben hoch. Für viele Verlage wird das wirtschaftlich hart.
Kurz: Die nächsten Jahre bleiben herausfordernd. Aber wer kreativ denkt, neue Allianzen schmiedet und die digitale Konkurrenz ernst nimmt, kann auch in dieser fragilen Welt Chancen für Kinderliteratur schaffen.

buchmesse.de


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