Fokus KI: Der Mensch macht den Unterschied
„Macht KI den Job als Spieleentwickler überflüssig?“, diese Frage muss sich Markus Utomo, Spiele- und Spielzeugerfinder aus Nürnberg, im Zusammenhang mit KI und Kreativität immer wieder stellen lassen. Seine Antwort dazu: KI und Robotik haben das Potenzial, alle Jobs zu ersetzen. Die Frage ist also vielmehr, machen sie die Jobs auch überflüssig, oder machen sie sie am Ende sogar einfacher und sinnvoller? Der folgende Beitrag beleuchtet, wie Markus Utomo mit seinem Studio für Spiel- und Lerndesign den Weg der Produktentwicklung mit KI geht.
Die Geschichte von Markus Utomo und KI begann am Anfang seiner Karriere 2007 mit der Diplomarbeit über KI und Robotik. Sein Traum damals war, digitale und analoge Welten zu verbinden und damit etwas völlig Neues zu schaffen. KI und Microcontroller steckten damals zwar noch in den Kinderschuhen, boten aber schon komplett neue Möglichkeiten.
Der ersten großen Herausforderung stellte sich Utomo mit der Entwicklung des hybriden Brettspiels mit Robotern „we_want_robots“. Dabei geht es um eine KI, die als Chatbot beginnt, die Welt der Menschen erkundet und für die die Spielenden schließlich einen Körper bauen. Damals absolutes Neuland, doch die Parallelen zur heutigen Zeit sind faszinierend. Ein weiterer Schritt, der Utomo neue Wege eröffnete, war die darauffolgende Digitalisierung. Was davor in einem Skizzenbuch startete, entstand und wurde dann dem 3D-Drucker übergeben. Heute werden KI-Tools wie Midjourney oder Supermachine genutzt, um erste Ideen zu generieren. Und Codes, die damals in nächtelanger Arbeit für den virtuellen Teil des Spiels noch eigenhändig geschrieben werden mussten, werden heute von ChatGPT in jeder beliebigen Sprache ausgegeben. Die KI übernimmt die mühsame Fehlersuche und spart wertvolle Zeit.
Die wahre Stärke von KI liegt darin, uns zu unterstützen, nicht zu ersetzen.
Markus Utomo, Spiele- und Spielzeugentwickler
KI als alleiniger Spieleentwickler
Nach vielen Experimenten mit KI stellte sich Markus Utomo schließlich die Frage, ob es möglich sei, ein Brett- oder Kartenspiel komplett mit den aufkommenden generativen KI-Tools zu entwickeln. Es war möglich! Beweis: „Die Chroniken der Enthüllung“. Das Spiel und die Hintergrundgeschichte einer Fantasywelt wurden von einer Text-KI generiert, Länder, Völker und Grafiken von einer Bild-KI erstellt. Selbst die Spieleanleitung übernahm die Text-KI.
Leider ist dieses Spiel nicht käuflich zu erwerben, denn obwohl es halbwegs spielbar ist, fehlt ihm die nötige Qualität. Und mehr noch, das Herzblut. Die KI war das Werkzeug, aber es fehlte der menschliche Funke, der das Spiel zum Leben erweckt hätte. Es wurde allein entwickelt, ohne ein Team, das Leidenschaft und Interesse teilt. Keine Illustratoren oder Autoren, die pushen. Daher bleibt das Projekt in der Schublade, andere Projekte haben Vorrang. Wie beispielsweise das aktuelle Projekt „Digitale Achtsamkeit“, ein Spiel, in dem die Spielenden die Monster der digitalen Achtsamkeit schlagen müssen. Durch geschicktes Kartenlegen und Argumentation müssen zum Beispiel die „Zoom Zombies“ oder der „E-Mail Moloch“ überwunden werden. Auch dieses Spiel wurde mit KI-Unterstützung entwickelt, aber gemeinsam mit einem Team von Autoren und kreativen Köpfen. Menschen also, die für das Spiel brennen. Und das führte schließlich dazu, dass „Digitale Achtsamkeit“ in diesem Jahr auf der Spiel in Essen erstmals vorgestellt wird. Denn die Kombination aus KI und menschlicher Leidenschaft hat das Spiel auf ein neues Niveau gehoben und spielbar gemacht.
Am Ende dieser Reise hat Markus Utomo die wahre Kraft der KI erkannt: Sie eröffnet uns neue Perspektiven, erfordert aber auch ein tiefes Verständnis ihrer Grenzen. So fliegen im Jahr rund 15 Millionen von Utomo entwickelte Spiele und Spielzeuge mit der Lufthansa um den Globus. In diesem Fall machen Datenschutz und rechtliche Gründe den Einsatz von KI-generierten Bildern und Texten aber unmöglich. Dennoch bleibt KI ein wertvolles Werkzeug im kreativen Brainstorming, davon ist Markus Utomo überzeugt.
KI als Unterstützer
KI und menschliche Kreativität müssen Hand in Hand gehen. Bei der Entwicklung von Spielen wie „Digitale Achtsamkeit“ kommt KI zum Einsatz, um die Effizienz zu steigern und blinde Flecken in der Spieleentwicklung aufzudecken. Dabei werden gängige Tools wie OpenAI, ChatGPT und Dall-E, Rytr, Midjourney, aber auch experimentellere Tools wie die Empamos KI der TH Nürnberg oder Bildtools wie Artsmart genutzt.
Wenn davon gesprochen wird, wie KI unsere Jobs ersetzen wird, geht es oft um das Ökonomische, das monetäre Kapital, das eingespart beziehungsweise anders verwendet werden kann. Doch anddere Kapitalformen wie das ökologische und das soziale Kapital sollten ebenfalls in Betracht gezogen werden.
Die wahre Stärke der KI liegt darin, uns zu unterstützen, nicht zu ersetzen. Sie hilft uns, unsere Kreativität zu entfalten, ineffiziente Prozesse zu beschleunigen und neue Möglichkeiten zu entdecken. Denn Menschen kaufen von Menschen und Begeisterung lässt sich nur bedingt über KI- generierte Inhalte transportieren. Letztendlich sind es die Menschen – mit ihrem Herzblut, ihrer Leidenschaft und ihrem einzigartigen Funken – die den entscheidenden Unterschied machen und treibende Kräfte sind.