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Fokus Eco – Die Zukunft ist Grün

11. Oktober 2021, 8:54

Noch haben wir alle die Bilder der verheerenden Flutkatastrophe in Deutschland und im europäischen Ausland vor Augen. Und nicht erst seit diesem erneuten, eindeutigen Warnsignal sind sich Wissenschaftler und Experten einig, dass der Klimawandel diese und ähnliche Wetterextreme und ihre Folgen verursacht oder zumindest verstärkt. Plötzlich trifft uns der Klimawandel unmittelbar. Er bedroht uns persönlich, findet quasi direkt vor unserer Haustür statt. Es ist höchste Zeit, etwas zu unternehmen, was über reine Lippenbekenntnisse hinaus geht.

Das von weltweit 195 Vertragsparteien unterzeichnete Pariser Klimaabkommen, der European Green Deal der Europäischen Kommission, sowie das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung zielen alle darauf ab, CO2-Emissionen massiv zu senken und die Umwelt zu schützen.
Aber auch im privaten Bereich tut sich etwas. Immer mehr Menschen legen immer mehr Wert auf Herkunft, Herstellung und Material der Produkte und leisten jetzt schon ihren Beitrag, lange bevor gesetzliche Vorschriften in Kraft treten. Die „Botschaft“ ist also in weiten Teilen der Gesellschaft angekommen.
Auch in der Spielwarenbranche spürt man diesen Wandel. Die herstellende Industrie ist sich ihrer Verantwortung gegenüber der Zielgruppe „Kind“ und der Umwelt bewusst. Mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen, sei es bei der Herstellung oder beispielsweise der Auswahl der Materialien, steht immer mehr im Fokus. Die Möglichkeiten sind hier genauso vielfältig wie die Branche an sich. Die Umstellung der Verpackungen mit Verzicht auf Kunststofffenster oder -folie, oder auch Rücknahmeprogramme der eigenen Produkte etwa zur Herstellung von recyceltem Kunststoff-Granulat, sind nur zwei Beispiele.

PlayMais ist von der Idee, dem Konzept und der Herstellung her ein nachwachsendes und damit nachhaltiges Produkt

Der Weg zu einem nachhaltig ausgerichteten Unternehmen verläuft jedoch nicht immer nur problemlos. Interne und externe Hürden, Herausforderungen und auch Rückschläge gehören dazu. So können etwa viele Materialien nicht einfach durch Bio- oder Recyclingmaterialien ersetzt werden, da die Verarbeitung derselben nicht exakt gleich durchgeführt werden kann, weil die Materialeigenschaften nicht identisch sind. Auch sehen sich viele Unternehmen auf dem Prüfstand und fürchten negative Schlagzeilen. Wer möchte schon in den Ruch des „Greenwashing“ kommen?
Eines der Unternehmen, dass sich mit diesem Themenkomplex und der Klimaneutralität beschäftigt, ist die Loick Biowertstoff GmbH. Loick produziert seit über 20 Jahren nachhaltige Kreativ-Spielwaren unter dem Markennamen PlayMais und hat großartige, weil nachhaltige Lösungen gefunden. Die Bastelsets aus Mais und Lebensmittelstärke wurden mehrfach prämiert, 2019 mit dem German Brand Award, 2021 mit dem Green Brand Nachhaltigkeitssiegel. Nicht nur die Verwendung nachwachsender Rohstoffe ist dem Unternehmen wichtig – Loick setzt auch auf den Einsatz einer eigenen Biogas- und Solaranlage zur klimaschonenden Gewinnung von Energie für die Produktion.

Hubert Loick, Vorstandsvorsitzender und Gründer der Loick AG, im Gespräch

Herr Loick, Sie haben nachhaltige Materialien eingesetzt, lange bevor dies zur Diskussion stand. Was gab seinerzeit den Ausschlag zur Herstellung von Produkten wie „Playmais“, die aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen?
Der Ursprung der Loick-Aktivitäten liegt in der Landwirtschaft. Hier war schon immer die Kreislaufwirtschaft mein großes Anliegen. Ich wollte Veränderung und ich wollte die Marktleistung auf meinen Flächen durch die Veredlung von nachwachsenden Rohstoffen steigern. Zudem wollte ich mit meiner Landwirtschaft autark werden und die Wirtschaftlichkeit verbessern. Mein Ziel war es, mich nicht mehr an der Überproduktion landwirtschaftlicher Produkte zu beteiligen, sondern mit innovativen Ideen neue Wege zu gehen.

Hubert Loick, Vorstandsvorsitzender und Gründer der Loick AG

Gab es eine bewusste Entscheidung zum Einsatz nachhaltiger Produkte/Materialien?
Der Einsatz und die Veredlung von nachwachsenden Rohstoffen war eine klare und bewusste Entscheidung, denn ich wollte einen neuen und zukunftsträchtigen Markt etablieren. Durch einen Zufall kam ich auf die Idee, aus Mais biologisch abbaubares Verpackungsmaterial herzustellen. Ich verfolgte meine Idee trotz enormen Gegenwinds konsequent weiter, bis mit „farmFill“ eine Marke entstanden war, die schnell Marktanteile eroberte. Vier Jahre später hatte ich dann den Einfall zu dem Kreativspielzeug PlayMais.

Welche Ihrer Überlegungen gaben seinerzeit noch den Ausschlag?
Die Grundidee bestand einfach darin, etwas Anderes, etwas ganz Neues zu entwickeln. Ich hatte Grund und Boden, um nachwachsende Rohstoffe anzubauen. Der Wunsch nach Produkten aus natürlichen Materialien, weg von erdölbasierten Kunststoffen, wurde damals immer lauter und Möglichkeiten viel diskutiert. Alle meine Überlegungen basieren bis heute auf einem Grundgedanken: dem Kreislauf der Natur. Von der Pflanze zur produktiven Nutzung und anschließender Verwertung in einer Biogasanlage oder dem Kompost, der die Wertstoffe als organischen Dünger an die Natur zurückgibt.

Welche Hürden mussten Sie meistern?
Am Anfang gab es Probleme bei der Entwicklung von passenden Maschinen, natürlich auch bei der Finanzierung, denn ich stand ja gerade erst am Anfang. Auch die Entwicklung der Rezepturen war schwieriger als gedacht, denn ich hatte natürlich hohe Ansprüche an meine Produkte. Auch die Preisfindung und Preisakzeptanz waren mit unter diffizil: Die Vorteile eines natürlichen und nachhaltigen Produktes lagen klar auf der Hand, es gab eine gewisse Wertschätzung, aber es fehlte die Bereitschaft, dafür einen fairen Preis zu zahlen. Natürlich bekam ich auch Gegenwind aus der Kunststoffindustrie, der meine Pläne nicht willkommen waren. Lob, Anerkennung und auch Neid liegen bekanntlich dicht beieinander.

„PlayMais war eines der ersten nachhaltigen Spielwaren aus nachwachsenden Rohstoffen“

Wie hat der Markt, respektive der Handel reagiert?
PlayMais war damals eines der ersten nachhaltigen Spielwaren aus nachwachsenden Rohstoffen, das sich durch einen sehr hohen pädagogischen Spielwert auszeichnete. Die Nachfrage war enorm, der Handel begeistert. Der Aufbau der Marke und die ständige Weiterentwicklung des Produktes waren und sind dem Markt sehr wichtig. PlayMais ist heute weltweit vertreten, nicht zuletzt auch durch die wachsenden Möglichkeiten im Online-Geschäft. PlayMais ist nun seit mehr als 20 Jahren fest im Markt etabliert und wir arbeiten ständig an neuen Spielideen, die der Handel natürlich auch von uns erwartet.

Loick Biowertstoffe GmbH arbeitet mit verschiedenen Instituten und Universitäten zusammen. Wie wichtig und kostentreibend ist die Investition von Zeit und Geld in Forschung für diese Unternehmensziele?
Ohne Forschung und Entwicklung gibt es keine langfristige Daseinsberechtigung. F&E gehört bei uns von Anfang an zur Weiterentwicklung und Produktion dazu. Unsere Ideen entstehen fast immer bei uns im Haus – unsere Mitarbeiter und Kunden sind die besten Ideengeber. Auf die Idee folgen oft forschungsbegleitende Entwicklungen, einige mit öffentlichen Zuschüssen, viele ausschließlich aus Eigenmitteln. Etwa fünf Prozent des Umsatzes fließen bei Loick in die Forschung und Entwicklung neuer Produkte und Verfahren. Bei unseren Forschungsarbeiten entstehen Erkenntnisse, die auch Dritten nützlich sein können. Wir legen sehr viel Wert darauf, dass die Forschung und Entwicklung sehr eng mit der Produktion und dem Vertrieb zusammenarbeitet. Natürlich arbeiten wir auch mit anderen Instituten zusammen, wie dem Fraunhofer Institut, das für uns Grundlagenforschung betreibt, die Anwendungsforschung nehmen wir dann selbst vor. Es gibt bis heute zahlreiche Ideen und Entwicklungen aus dem Haus
Loick, die noch keine Marktreife haben. Doch natürlich ist es unser Ziel, sie in den Handel zu bringen.

Wie relevant sind Auszeichnungen wie die Wahl zur Green Brand für die Positionierung im Handel und letztlich die Kaufentscheidung der Verbraucher?
Auszeichnungen sind oft die Anerkennung von konsequentem Handeln zum Wohle von Menschen und Umwelt, aber auch Auszeichnung des enormen Engagements unseres Teams. Auszeichnungen und Siegel sind nicht nur für das ausgezeichnete Unternehmen und den Handel wichtig, sie helfen vor allem auch dem Kunden, eine Kaufentscheidung zu treffen. Siegel, wie zum Beispiel der uns kürzlich verliehene Green Brand, schaffen beim Verbraucher Vertrauen. Umweltbewusstsein, Schonung der Ressourcen und der Biodiversität sind Faktoren, die uns durch diese Auszeichnung bestätigt wurden. Hier prüfte eine unabhängige Jury unsere Aussagen zur Nachhaltigkeit unseres Kreativspielzeugs PlayMais und bestätigte sie in vollem Umfang. So ist der Kunde sicher, ein absolut umweltfreundliches Spielzeug zu kaufen. Andere Auszeichnungen, wie der German Brand Award, zielen auch auf unsere USPs ab, wie creative, learning und CO2 neutral produced. Hier erhalten Eltern das sichere Gefühl, ihren Kindern etwas Sinnvolles zur Beschäftigung zu geben. All dies fördert die Kaufentscheidung und stärkt demnach natürlich auch den Handel.

„Wir müssen begreifen, dass nachhaltig zu leben keinen Verzicht bedeutet“

Wie wichtig für die eigene Glaubwürdigkeit ist es aus Ihrer Sicht, dass sich Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen und Schritte hin zu nachhaltigen Produkten und nachhaltiger Produktion gehen?
Glaubwürdigkeit und Authentizität sind der innere Antrieb für unser Unternehmen. Glaubwürdigkeit ist ein hohes Gut, welches auf keinen Fall verspielt werden darf. Auf der Glaubwürdigkeit baut sich die Philosophie unseres Unternehmens auf, denn wir denken und handeln in allen Bereichen unternehmerischen Agierens nachhaltig. Leider wird der Begriff „Nachhaltigkeit“ von einigen anderen Unternehmen missbraucht – diese springen einfach nur auf den Zug auf, betreiben „Greenwashing“. Doch nur dann, wenn wir alle an einem Strick ziehen, werden wir nachhaltig etwas für unsere nächsten Generationen erwirken können. Wir arbeiten mit unserem Team jeden Tag daran, unsere Welt ein Stückchen nachhaltiger zu gestalten.

Welchen Rat können Sie zum Einstieg in dieses Thema geben: Wo können Unternehmen sich Hilfestellung und Expertise holen, wo Informationen darüber beziehen?
Der wichtigste Rat ist schon erwähnt: Man bleibe authentisch und bei der Wahrheit, verfalle bitte nicht in ein bloßes „Greenwashing“! Nachhaltiger kann man immer werden, selbst mit den einfachsten Dingen. Da reicht schon die Optimierung des Strom- und Wasserverbrauchs, mit denen wirklich jeder beginnen kann. Die Pandemie hat uns allen gezeigt, dass wir auf viele Fahrten und Dienstreisen verzichten können, auch das schont Ressourcen. Jeder, der genauer hinschaut und gewillt ist, nachhaltiger zu handeln, findet Ansatzpunkte. Wir müssen begreifen, dass nachhaltig zu leben keinen Verzicht bedeutet, sondern nur ein Umdenken. Hilfe geben hier Verbraucherzentralen, oder Institute wie Fraunhofer. Die haben sich auf solche Beratungsleistungen konzentriert. Auch wir greifen auf die Unterstützung zurück, um die Sinnhaftigkeit unseres Handelns zu überprüfen. Nicht zuletzt bekommt man auch darüber neue Denkanstöße.

Dr. Tristan Gollnest, Geschäftsführer LEFO Institut

Die Bewegung hin zu Spielzeug aus nachwachsenden Rohstoffen ist unvermeidbar. Zum Glück bietet die Natur ein großes Sortiment an potenziellen Rohstoffen, die kreative Köpfe als Grundlage für ökologisches und sicheres Spielzeug nutzen. Die Hersteller und Händler müssen jedoch immer berücksichtigen, dass bei der zunehmenden globalen Nahrungsmittelknappheit keine Rohstoffkonflikte mit der Lebensmittelproduktion entstehen dürfen. Ebenso muss es das Ziel jeden Unternehmens sein, seinen Strom vollständig aus erneuerbaren Energien zu beziehen, um sich und seine Produkte glaubwürdig als GRÜN bezeichnen zu können. Insgesamt bekräftigt die zunehmende Zahl an Positivbeispielen: Der Spielzeugbereich wird ökoeffizienter!
Dr. Tristan Gollnest, Geschäftsführer LEFO Institut

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Nachhaltigkeit ist für uns als Verband nicht nur ein Trend, wir haben dies zu einem der Hauptthemen unserer Verbandsstrategie gemacht.
Dem DVSI ist es wichtig, seine Mitglieder in ihren Bestrebungen zu mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen zu unterstützen, durch gezielte Informationen und Veranstaltungen, durch die Zusammenarbeit mit Experten oder wie hier zu lesen, durch Best Practice Beispiele erfahrener Mitglieder.“
Cornelia Becker, Senior Consultant Nachhaltigkeit beim DVSI

Cornelia Becker, Senior Consultant Nachhaltigkeit beim DVSI