„Es geht um Happiness“ – Umgeschaut

13. Juni 2017, 11:22

Nachdem Anni Friesinger 2010 ihre Karriere als Eisschnellläuferin verletzungsbedingt an den Nagel hängenmusste, wurde sie als Unternehmerin ausgesprochenerfolgreich, vor allem mit den Kindermodengeschäften„Small Heroes“. Ein Projekt, das die ehrgeizige Quereinsteigerin mit großer Leidenschaft betreibt.

Die Karriere der Eisschnellläuferin Anni Friesinger begann bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano, als sie über die 3.000 Meter Distanz die olympische Bronzemedaille holte. Im Jahr 2002 gewann Friesinger dann Gold über 1.500 Meter bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City. Die zahlreichen Siege bei Welt- und Europameisterschaften, die darauf folgten, machten die Eisschnellläuferin zu einer der erfolgreichsten und bekanntesten Wintersportlerinnen Deutschlands. Ein Knorpelschaden am Kniegelenk beendete die Karriere der 59-fachen Weltcupsiegerin und sechzehnfachen Weltmeisterin vorzeitig. Im Juli 2010 verabschiedete sie sich im Alter von 33 Jahren von der Eislaufbahn.
Heute arbeitet Anni Friesinger als Markenbotschafterin für unterschiedliche Unternehmen und ist seit 2015 außerdem
erfolgreiche und leidenschaftliche Start-up-Unternehmerin. Sie führt in Salzburg und Holland jeweils ein Kindermodengeschäft mit dem Namen „Small Heroes“. Über die Herausforderungen, die ihre Kids-Concept-Stores mit sich bringen, spricht sie mit unserer Autorin Anya Biberthaler. Zum Zeitpunkt des Gesprächs befand sich Friesinger mitten in den Proben zu der RTL-Tanzshow Let’s Dance, die sie aber nach der vierten Show verlassen musste.

Die ehemalige Weltmeisterin im Eisschnelllauf, Anni Friesinger ist auch als Unternehmerin mega erfolgreich. Leidenschaft und sportlicher Ehrgeiz zahlen sich auch bei ihren Kids Concept Stores aus

Frau Friesinger, Sie haben heute mal wieder eine harte Trainingseinheit für Let’s Dance absolviert. Wie ist es denn so als Teilnehmerin der Show?
Es ist der Wahnsinn, sehr anstrengend aber auch wahnsinnig schön. Ich komme ja nicht aus der Branche, muss viel lernen und habe natürlich den Ehrgeiz, es wirklich gut zu machen.

Da ist man doch bestimmt sehr aufgeregt, oder? Es ist ja immerhin eine Live-Show und dann noch der strenge Herr Lambi …
Ich bin vor jedem Auftritt wahnsinnig aufgeregt und ja, Herr Lambi ist natürlich sehr kritisch. Aber es macht Riesenspaß und ich habe mit Erich Klamm einen super Tänzer, der auch als Mensch toll ist. Ich lerne was Neues und mache nebenbei viel Sport, es ist wirklich eine tolle Erfahrung.

Haben Sie bei so viel Training noch Zeit für Ihren Concept Store?
Ich habe meine Mitarbeiter vorher rechtzeitig informiert, dass ich bei diesem Projekt teilnehme, daher ist im Moment auch Urlaubssperre. Also für einen gewissen Zeitraum ist es schon machbar.

Sie sind in Besitz eines Pilotenscheins, haben die Fliegerei aber aufgegeben weil Ihnen das Risiko zu hoch war …
Ja, die Fliegerei birgt ihre Risiken und man muss sehr viel üben, um möglichst risikoarm zu fliegen und das hab ich zeitlich einfach nicht mehr geschafft.

Apropos Risiko … Wie riskant ist es, in Zeiten des Online-Shoppings ein Geschäft zu eröffnen?
Ein Start-up ist natürlich riskant, denn am Ende weiß man nie, was bei den Leuten ankommt, der beste Business Plan kann schief gehen. In der Planungsphase war mir klar, dass ich zu dem physischen Store definitiv einen Online Shop brauche und so denke ich, ist das Risiko begrenzt.

Welcher Store ist lukrativer? Der Online Store oder das Geschäft?
In Salzburg auf alle Fälle der physische Store. Salzburg ist eine große Stadt, wir haben das ganze Jahr Touristen, die Location ist einfach super. In den Niederlanden ist der Shop doppelt so groß, aber die Stadt Sneek ist einfach kleiner, daher ist der Umsatz dort nicht so groß. Bei den Webshops hat hingegen Holland die Nase vorn. Die Holländer kaufen sehr gerne online ein und erwarten auch eine 24 Stunden Lieferung, was wir in dem kleinen Holland auch ganz gut schaffen. Der Web Store ist auch bisschen älter und wird von den Usern schneller gefunden. In naher Zukunft werden wir beide Webshops zusammenlegen. Insgesamt ist das initiale Investment beim physischen Store natürlich viel höher, die Einrichtung, Miete, Makler, Kaution, die ersten Waren, eben alles, was so dranhängt.

Welches Geschäftsmodell macht mehr Spaß?
Je nachdem, wo mehr Umsatz ist. Nein, Spaß beiseite. Beides macht wahnsinnig viel Spaß. Im Geschäft hat man den direkten Kundenkontakt, kann demnach ganz anders beraten, Outfits zusammenstellen. Beim Webshop steht hingegen das Online-Marketing im Vordergrund, Facebook ist ganz wichtig.

Ist der Sprung vom Profisportler zum Shop-Besitzer nicht recht groß?
Ich war immer schon sehr Design-affin, habe auf meinen Reisen viel gesehen und wollte schon während meiner aktiven Zeit als Profisportlerin eine Boutique für Erwachsene aufmachen, mit den schönsten Sachen, die man auf der Welt findet, Kleidung, Accessoires, Musik, Bildbände aber es war nie Zeit dafür. Als dann meine Kinder auf die Welt kamen, habe ich von meinen Geschwistern, die in Finnland und Norwegen wohnen, wunderschöne Sachen geschenkt bekommen. Da ist mir erst aufgefallen, dass es all das bei uns gar nicht zu kaufen gibt. Und so kam eben eins zum anderen.

Sie sind in Salzburg also bis dato konkurrenzlos?
Ja. Ein ähnliches Produktangebot findet man dann erst wieder in München oder Wien. In Holland sieht die Sache anders aus, da ist der Markt fast schon voll.

Sie haben auch wirklich ein feines und ungewöhnliches Sortiment, coole, kleine Marken wie Franck und Fischer.
Welche Kriterien stellen Sie an Ihre Produkte?
Die Kindermode und die Accessoires sollen trendy und nachhaltig sein, ein cooles Design und eine super Qualität aufweisen, gerne in kleinen europäischen Manufakturen hergestellt sein und natürlich am besten aus hochwertigen Materialien wie Biobaumwolle. Ich suche mir die Produkte selber zusammen, gehe auf Messen wie der Ciff in Kopenhagen, fahre zu Agenten oder Leute kommen zu mir und zeigen mir interessante Sachen. Die meisten Produkte kommen aus Finnland und Norwegen, Niederlanden, Deutschland und Spanien. Im Moment ist das Wobbel Board, ein Balance Brett aus Holz, eines unserer besten Produkte.

Wie ist die Kundenfrequenz?
Generell sehr gut, wir haben glücklicherweise eine Menge Stammkunden. In den Ferien und der Festspielzeit kommen viele Touristen hinzu, die auch mal sehr hohe Beträge ausgeben. Im Urlaub sitzt das Geld ja etwas lockerer. Weihnachten ist auch eine spannende Phase aber ich finde das Weihnachtsgeschäft dennoch überbewertet. Die Kundenfrequenz ist in meinem Salzburger Store insgesamt recht wetterabhängig. In Sommer gehen die Familien eher mal in die Stadt und kaufen ein.

Stehen Sie auch selber mal im Laden?
Klar, in meinem Geschäft zu sein, ist das allerschönste. Ich hab so viel Freude dabei, wenn Leute unser Geschäft entdecken und die Auswahl und dann richtig happy darüber sind. Eltern, Kinder, Omas, Opas – sie kommen und freuen sich total. Diese Gefühle mitzuerleben, finde ich schön, da geht’s um Happiness, um ehrliche Freude, es hat mit Kindern zu tun, mit Liebe, es geht darum, jemanden glücklich zu machen. Ich bin also oft im Store, natürlich auch zur Kontrolle aber auch, wenn neue Ware kommt, dann muss man entscheiden, wo was hängt, wie was dekoriert wird. Natürlich bin ich als Verantwortliche auch immer da, wenn es irgendwelche Probleme gibt.

Was gefällt Ihnen gar nicht an dem Job?
Die Buchhaltung. Ich kann leider noch nicht so viel abgeben und muss vieles alleine machen, das ganze Paket ist zeitaufwendig. Ich habe ja auch noch zwei Kinder, mit denen ich gern meine Zeit verbringe.

Worin liegt der Vorteil, dass Sie zum einen als Profisportlerin und zum anderen als Prominente das Start-up gegründet haben?
Im Leistungssport lernt man, sich durchzubeißen und durchzukämpfen. Ziele haben, Teamgeist kreieren – auch das habe ich aus dem Leistungssport mitgenommen. Auf meine Mitarbeiter wirkt sich das positiv aus, sie sagen oft, wie sehr sie meine Energie und mein Elan inspiriert. Auf der anderen Seite ist es auch nicht immer einfach, mit mir Schritt zu halten. Und ja, meine Prominenz hat mir schon geholfen, das Ganze einfach anzukicken. Am Ende kommt es aber auf die Qualität des Geschäfts an.

Ein Blick in die Zukunft …
Zuerst mal konsolidieren, gute Zahlen schreiben, für mich selbst wieder mehr Zeit haben und wenn dann alles safe ist und läuft, werde ich noch ein paar weitere Stores eröffnen. Die „kleinen Helden“ groß machen.

Warum haben Sie den Store „Small Heroes“ genannt?
Für mich sind Kinder kleine Helden, die in kürzester Zeit eine unglaubliche Entwicklung machen. Ich will Kinder begleiten, inspirieren, motivieren und auch den Eltern große Freude machen.

Liebe Frau Friesinger, vielen Dank für das Gespräch.