Entdeckung des Monats

13. Juli 2022, 15:04

Die schönsten Geschichten schreibt bekanntlich das Leben – die beiden Erstlingswerke von Stephanie Köck sind sehens- und lesenswerte Beweise dafür. Sibylle Dorndorf sprach mit der Autodidaktin, die durch ihre Liebe zur Kunst zum Kinderbuch kam, über Träume, die zu Büchern werden.

Frau Köck, Sie haben Pflegepädagogik studiert und leiten seit über zehn Jahren eine Krankenpflegeschule. Wie kommt man mit diesem beruflichen Hintergrund dazu, Kinderbücher zu schreiben und zu illustrieren?
Das Schreiben von Kinderbüchern und mein beruflicher Hintergrund haben wenig Parallelen. Vor ein paar Jahren bin ich durch „Zufall“ in einem Geschäft auf ein Kinderbuch gestoßen, dessen Cover mich total angesprochen hat. Darauf war ein kleiner Wicht mitten im Garten auf einer Regentonne zu sehen. Das Buch zog mich magisch an, ich kaufte es und seitdem habe ich eine Leidenschaft: Bilder- und Kinderbücher. Ein paar Jahre später träumte ich eine Szene, in der ein kleiner Junge von einer Schnecke berichtet, die immer größer wird, weil sie verflucht wurde. Im Traum sah ich die Schnecke bildlich vor mir. Das war der Anfang von Hokuspokus Schneckenschleim.

Sie sind Autodidaktin, haben sich schon immer für Kunst interessiert. Welche Stilrichtung gibt Ihnen die Impulse für Ihre Bilder?
Da möchte ich zwischen der Kunst, mit der ich mich umgebe, und der Kunst in meinen Bilderbüchern unterscheiden. Mich begeistern die Werke von Gustav Klimt und Paul Klee. In meiner Wohnung befinden sich einige großformatige Kunstdrucke beider Maler. Bei den Bilderbüchern habe ich den Waldorfstil für mich entdeckt. Genau genommen ist diese Art zu malen eher zufällig entstanden. Eine Erzieherin hat damals mein erstes Buch angesehen und gesagt: Das ist eindeutig Waldorf.

Stephanie Köcks Bilderbücher transportieren eine wichtige Botschaft: Nimm Dir Zeit, zu träumen!

Ihre Illustrationen sind wohltuend „anders“. Tiere wie Menschen haben charakteristische Züge, die ansprechen, Sie spielen mit Perspektiven und Ihre Geschichten haben eine Botschaft. Was möchten Sie Kindern (oder all jenen, die Ihre Bücher lesen) gern mitgeben?
Ich möchte die kleinen und großen Leser daran erinnern, dass es eine heile Welt geben kann. Und wir können sie ein Stück weit mit unseren Gedanken, Handlungen und Träumen gestalten und erschaffen. In meinen Büchern geht es unter anderem um Vertrauen, Freundschaft, Hilfsbereitschaft. Die Botschaft ist: Gemeinsam kann man viel schaffen und man kann Probleme lösen. So wie die Waldbewohner der Schnecke Elsa helfen, dem Riesen zu verzeihen. Oder wie dem Hund Oskar, der sich verlaufen hat, der Weg nach Hause gezeigt wird. 
Meine Bilder sollen ein Rückzugsort sein, um verweilen und träumen zu können, den Faden der Fantasie weiterzuspinnen und Kreativität zu fördern. Jeder Käfer, jede Blume, jedes Schneckenhaus ist ein kleines Wunder der Natur, welches Achtsamkeit verdient. Dafür möchte ich Kinder sensibilisieren. Es könnte doch sein, dass sich hinter dem Ast eine Zwergenwohnung verbirgt, oder dass in dem Pilzkreis nachts die Elfen tanzen. Und ich wünsche mir, dass meine Bücher auch bei den Erwachsenen das innere Kind beflügeln, denn wir sollten uns unbedingt alle erlauben, ein Stück weit Kind bleiben zu dürfen.

Es ist selten, dass sich etablierte Kinderbuchverlage an neue Autoren heranwagen. Schade eigentlich. Wie vermarkten Sie Ihre Bücher derzeit?
Die Vermarktung ist als Selfpublisher mit Vollzeitjob eine echte Herausforderung. Ich muss gestehen, dass ich das leider etwas vernachlässige. Meine Bücher sind über den Buchhandel erhältlich. Die Vermarktung erfolgt meist nur regional oder über die sozialen Netzwerke. Aber hier gibt es noch großen Spielraum. Allerdings bekomme ich sehr gute Rückmeldungen zu den Büchern. Leider sind sie bislang zu wenig bekannt.

Würden Sie sich eine breitere Leserschaft wünschen, beziehungsweise gerne mit einem Verlag in Kontakt treten?
Es wäre natürlich wundervoll, wenn sich ein Verlag für meine Bücher interessieren würde, denn damit erreicht man sehr viel schneller eine breitere Leserschaft.

„Ich wünsche mir, dass meine Bücher auch bei den Erwachsenen das innere Kind beflügeln.“

Stephanie Köck

Sie bieten auch Erzähl- und Kasperltheater für Kindergruppen an. Auch hier illustrieren Sie die Bilder, respektive Kulissen selbst. Im Grunde genommen ist das ein ideales „Marketingpaket“, sollte sich ein Verlag für eine Zusammenarbeit mit Ihnen entscheiden … 
Ich nutze meine Aquarelle für das Erzähltheater, sie haben das richtige Format (A3), wobei ich vorhabe, Drucke herzustellen. Außerdem erstelle ich immer wieder Postkarten aus meinen Malmotiven, die ich dann auf Kunstmärkten verkaufe. Die Karten sind auch meist im Waldorfstil gemalt und eignen sich sehr gut als Geschenkkarten, Glückwunschkarten oder für den Jahreszeitentisch.   

stephanie-koeck.de