Elterntypen – Vier Modelle – Vier Chancen
Verschiedene Erziehungsmodelle und eine unterschiedliche Bewertung des Themas Elternschaft. Eine Studie der spanischen Wissenschaftlerin Dr. Maria Costa, Direktorin am AIJU, dem Europäischen Technologischen Institut für Kinderprodukte und Freizeit in Valencia, schaut genauer hin.
Zwei Jahre lang werteten die Wissenschaftler des Instituts insgesamt 300 soziologische und kulturelle Untersuchungen aus, besuchten Unternehmen, Geschäfte, Messen – aber auch Schulen – und befragten 1.200 Familien in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien. Das Ergebnis: vier Eltern-Profile, die Ende Februar 2015 auf der Messe Kid’s Time im polnischen Kielce vorgestellt wurden.
Aktive Elternschaft
Für die Eltern dieses Profils ist das Erlebnis, ein Kind zu bekommen und zu erziehen, eine einzigartige Erfahrung. Ihr ganzes Leben konzentriert sich auf dieses Thema. Sie informieren sich über alle Aspekte der Kindererziehung, sie befassen sich ausführlich mit den verschiedensten Theorien und wissenschaftlichen Ansätzen und sie wählen jeweils die Methode aus, die für sie im jeweiligen Moment als die passendste Variante erscheint. Ihre Bindung zum Kind ist auch körperlich sehr stark – so begleiten sie das Kind häufig beim Schlaf und stillen es, so lange es möglich ist. Marken und Produkte generell betrachten sie sehr kritisch – und akzeptieren sie nur, wenn diese für Werte und Einstellungen stehen, die die aktiven Eltern teilen. Aus diesem Grunde recherchieren sie diese Punkte ausführlich, bevor sie sich zu einem Kauf entschließen. Nachhaltige Produkte aus organischen Materialien werden von dieser Zielgruppe gerne erworben ebenso wie Babytragetücher, Stilleinlagen oder Beistellbettchen, wo der Nachwuchs in unmittelbarer Nähe der Eltern schlafen kann.
Mode im Fokus
Mode und Design sowie ein genussorientierter Lebensstil war diesen Eltern schon immer wichtig, und auch mit einem Baby wollen sie dies nicht ändern – im Gegenteil, der Nachwuchs soll Teil dieses Lebensgefühls werden. So sind Mode und die damit verbundenen Marken auch für die Ausstattung des Kindes von ausschlaggebender Bedeutung. Modemagazine und Blogs sind für diese modeaffinen Eltern als Ratgeber bei der Erziehung von großer Bedeutung und sie akzeptieren auch die Empfehlungen von großen Marken als Orientierungshilfen bei der Betreuung des eigenen Babys. Bei diesen mode- und designbegeisterten Eltern wird die Vaterfigur immer wichtiger. Markenhersteller möchten ihn als Käufer von Babyprodukten gewinnen – und zielen dabei speziell auf männliche Interessen beispielsweise durch Kinderwagen, mit denen man joggen kann. Mini me-Produkte, also Produkte, die in großer und kleiner Version von Mama/Papa und Kind getragen werden können, sind bei diesem Elternprofil sehr populär, aber auch Wickeltaschen, die sich von eleganten Handtaschen kaum unterscheiden oder hochwertige Babybetten beziehungsweise Kindersitze, die vom Design her die bereits vorhandene Ausstattung perfekt ergänzen.
Die Technologie-Fans
Smarte Windeln mit QR-Code und einer App, die nicht nur das nötige Windelwechseln ankündigt, sondern durch eine Urin-Analyse auch über die Gesundheit des Babys wacht. Ein Kinderwagen, dessen laufende Räder für Strom sorgen und auf diese Weise das Handy aufladen – mit einem Monitor, der die gefahrene Distanz, das Durchschnittstempo und die Temperatur anzeigt. Ein Schnuller, der die Temperatur des Nachwuchses protokolliert und an Tablet oder Smartphone sendet. Für Technologie-orientierte Eltern hält die Industrie bereits zahlreiche Angebote bereit. Für dieses Eltern-Profil ist das Internet der „Guru“, aus dem sie ihr Wissen ziehen und auf das sie sich verlassen. Sie kennen alle Apps und die aktuellste Generation der Babyprodukte – und sie setzen diese ein, um das Leben und das Wohlergehen ihres Kinds kontinuierlich zu überwachen. Die Entwicklung des Nachwuchses wird dabei selbstverständlich auf allen sozialen Netzwerken kommuniziert.
Rationalität im Vordergrund
Vernunft und Planung prägen das Profil dieser Eltern, die meistens in Städten leben. Sie haben mit ihrer Elternschaft gewartet, bis ihre Karriere fortgeschritten und in der Familie wirtschaftliche Stabilität erreicht war. Sie wissen genau, was sie wollen, haben ihre Elternschaft exakt geplant und investieren viel Zeit in die Erziehung des Nachwuchses. Da sie meistens in Ballungszentren leben und der Platz in ihren Wohnungen limitiert ist, schätzen sie Produkte, beispielsweise Kinderbetten und -sitze, die mit den Jungen und Mädchen wachsen, vielfach einsetzbar, leicht zusammenzuklappen und transportabel sind. Ihre Devise ist: lieber weniger Produkte, dafür aber solche mit hoher Qualität und Funktionalität.
Zahlen und Fakten
Die stärkste Gruppe im Bereich der vier beschriebenen Eltern-Profile ist mit 33 Prozent das sogenannte „Rational Parenting“, bei dem rationales Verhalten im Fokus steht. Es folgt das „Active Parenting“ mit 28 Prozent und das „Fashion Parenting“ mit 27 Prozent. Am Schluss stehen die technologie-affinen Eltern mit zwölf Prozent. Zwischen den untersuchten Ländern gibt es jedoch durchaus einige Unterschiede. So stehen die bindungsorientierten „aktiven Eltern“ in Deutschland an der Spitze, die modeorientierten Eltern haben in Frankreich höhere Anteile und in Spanien verfügen die „rational“ eingestellten Eltern über einen besonders hohen Prozentsatz.