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Eco: Suchen und finden

14. April 2023, 16:25

Unseren Planeten vor der menschengemachten Zerstörung und Vermüllung zu retten, ist ein ambitioniertes Ziel, das gerade auch die Spielwarenbranche betrifft. Denn hier wird seit Jahrzehnten Kunststoff in großem Stil verwendet. Auf der bio!TOY-Konferenz in Nürnberg ging es um eine nachhaltige, umweltverträgliche Verwendung und um Alternativen.

Nachhaltig und sicher – diese beiden Begriffe prägten die bio!TOY-Konferenz, die am 21. und 22. März 2023 in Nürnberg stattfand. Rund 110 Teilnehmer aus Forschung, Politik, der Spielwaren- und Kunststoffbranche kamen zur dritten Veranstaltung dieser Art zusammen, um den Status Quo alternativer Materialien als auch den Stand der technischen und politischen Entwicklung in rund 30 Vorträgen auszuloten.

Nach einem Einführungsvortrag von Maarit Nyman von der EU Kommission DG GROW diskutierten Branchenvertreter der Spielwarenwirtschaft und zuliefernden Kunststoffindustrie den aktuellen Stand und die notwendigen nächsten Schritte. Einig waren sich alle, dass Nachhaltigkeit kein Trendthema, sondern das zukünftige Fundament beider Branchen sein muss. Veranstalter Dr. Michael Thielen hat aus der Coronazeit gelernt und die bio!TOY zur Hybridveranstaltung gemacht. „Nicht jeder möchte wegen dieser zwei Tage aus Costa Rica oder Taiwan anreisen“, weiß Thielen. Insgesamt waren 18 Nationen bei der bio!TOY vertreten, die vollständig in englischer Sprache durchgeführt wurde. Mit Dr. Harald Käb, seines Zeichens Chemiker und Pionier in Sachen biobasierter Chemie und Kunststoffen aus erneuerbaren Rohstoffen, der sich bereits seit mehr als 25 Jahren beruflich ausschließlich mit dem Ersatz fossiler Ressourcen durch nachwachsende Rohstoffe in Prozessen und Produkten befasst, hat Michael Thielen einen langjährigen Weggefährten, mit dem er das Konzept der bio!TOY entwickelt hat: „Die Spielwaren- und Kunststoffindustrie finden sich nicht von selbst. Die Biokunststofffirmen kennen zwar die Großen aus der Spielwarenindustrie, aber nicht die kleinen Spielwarenhersteller. Bei den Großen kommen sie gar nicht an die richtigen Leute ran und die Kleinen finden sie nicht – und umgekehrt genauso. Denn die Spielwarenhersteller gehen zur Spielwarenmesse, gehen aber nicht zur Kunststoffmesse. Und so bringen wir die beiden Branchen zusammen“, erläutert Thielen das Konzept der Veranstaltung. Und sein Konzept geht auf. Erstmals als Aussteller und Teilnehmer dabei: Jörn Wißner. Mit den drei Produktgruppen Re-Wood, Re-Plastic und Mag-Pap verarbeitet sein Unternehmen 100 Prozent recyceltes Material. Seit über 45 Jahren widmet sich der familieneigene Betrieb mit 30 Mitarbeitern didaktisch sinnvollen Lehr- und Lernmitteln. Nun erweitert Wißner seine Kapazitäten und will seine Produktion auch für Sonderartikel öffnen: „Wenn Interessenten da sind, die ihre Spiele und Produkte aus unserem Material herstellen möchten, können wir das ab jetzt auch anbieten. Deshalb ist diese Veranstaltung mit dem Start unserer Produktionserweiterung optimal. Wir können gegenüber den Biokunststoffen ein sehr günstiges Material anbieten, was bei etwa einem Euro pro Kilogramm liegt. Neben den nachhaltigen Vorteilen, die dieses Material hat, können wir auch kostengünstig anbieten und somit ein optimales Gesamtpaket offerieren“, erläutert Jörn Wißner, der auf der bio!TOY einige neue Kontakte schließen konnte. Co-Veranstalter Dr. Harald Käb sieht das Veranstaltungskonzept bestätigt: „Ich freue mich, dass so viele bekannte und auch neue Gesichter da sind. Und dass ich, der sich den ganzen Tag mit dem Thema auseinandersetzt, so viele Neuheiten erfahren habe. Ich freue mich immer, wenn die Firmen kontinuierlich Fortschritte machen. Nachhaltigkeit ist eine Schritt-für-Schritt-Entwicklung. Man muss sich dafür entscheiden und dafür ist diese Konferenz gedacht. Wir wollen diese besonderen Momente auslösen, wo es um die Entscheidung geht, es ab jetzt anders machen zu wollen. Das ist ein wesentliches Ziel und ein wesentliches Element dieser Konferenz. Und wir wollen die bestärken, die bereits etwas getan haben, damit sie weitermachen. Dafür braucht man diese ganzen Erfolgsgeschichten und deswegen bin ich glücklich, das zu hören.“

Søren Kristiansen von Lego mit 50 Jahre alten Lego-Steinen.
Hartmut Knecht von Fischertechnik mit alternativen Verpackungen.
110 Teilnehmer aus 18 Ländern verfolgten die zweitägige Konferenz sowohl in Präsenz als auch per Livestream im Internet.

Bio hat seinen Preis

Trotz vieler Argumente, die Branchen wie die Spielzeugindustrie in Bezug auf die Qualität und vor allem auf die Haltbarkeit der hergestellten Produkte vorbringen, gerät die Spielzeugindustrie derzeit wegen der Verwendung von mineralölbasierten Kunststoffen ins Visier der Umweltschützer und auch der Verbraucher. Gerade diese werden zunehmend sensibler, wenn es um die Herkunft und Nachhaltigkeit der Substanzen geht, aus denen Spielzeug hergestellt wird. Als Großverbraucher von Kunststoffen hat das Interesse der Spielwarenindustrie deshalb an einer Substitution von Materialien aus nicht erneuerbaren fossilen Ressourcen durch nachhaltigere Materialien deutlich zugenommen. Das geschieht einerseits aus der Erkenntnis, dass nicht recycelfähige Spielwaren eine dauerhafte Umweltbelastung darstellen. Die Universität von Bologna hat in einer Studie ermittelt, dass 80 Prozent der weggeworfenen Spielwaren in der Natur landen. Und andererseits wächst das Bewusstsein bei den Verbrauchern für Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit und Wiederverwertbarkeit. Darüber hinaus zeichnen sich verschärfte europäische Umweltgesetze ab und schließlich müssen sich die Spielwarenhersteller auch gegenüber der Konkurrenz positionieren. Gerade auch für kleine und mittelständische Spielwarenhersteller stellt dies eine Herkulesaufgabe dar, die aber angesichts eines überschaubaren Sortiments und einer oft inhabergeführten Firmenstruktur durchaus umsetzbar ist, wie Ulrich Betzold in seinem Vortrag zu berichten wusste. Sein Unternehmen produziert mit 400 Mitarbeitern am Standort Ellwangen über 2.100 Eigenentwicklungen zum Beispiel in den Sparten Lern- und Lehrmittel, Sport und Spiel, Musik und Schulmöbel. Nach Jahren der Produktion in Asien stellte Betzold ab 2011 seine Produktion auf den Standort Ellwangen um, da die asiatischen Fabriken nicht bereit waren, Biopolymere für Betzold zu verarbeiten. Nachhaltigkeit und Produktsicherheit standen bei den Asiaten nicht so hoch im Kurs wie es für Betzold wünschenswert und erforderlich gewesen wäre. Am eigenen Standort mit eigenen Produktlinien kann der gewünschte Standard eingehalten werden. So wandelte sich das Unternehmen von einem reinen Handelsunternehmen zu einem Hersteller eigener Produktlinien. Allerdings erwies sich die Herstellung der Produkte durch Biopolymere als teurer. „Die Kunden sind nicht bereit, mehr als einen Aufschlag von zehn Prozent hinzunehmen“, so Ulrich Betzold. Die Preiskalkulation erwies sich als Hürde. „Es ist eine bittere Wahrheit, dass wir für biobasierte Produkte einen höheren Preis verlangen müssen. Dennoch müssen wir so viele Produkte wie möglich auf biobasierte Materialien umstellen, wir müssen die Mehrkosten weitgehend auffangen, und wir werden uns eine Zeit lang an den Gedanken gewöhnen müssen, dass wir mit diesen neuen Produkten keinen zusätzlichen Gewinn anstreben sollten.“ Neben den Themen Sicherheit und Nachhaltigkeit führten gerade auch die höheren Kosten für biobasierte Spielwaren immer wieder zu einer angeregten Diskussion auf der bio!TOY. Die höheren Kosten als latenter Begleiter auf dem Weg zu umweltverträglichen Produkten. Einig war man sich darin, dass die Masse der Verbraucher nicht bereit ist, höhere Preise für mehr Umweltschutz zu bezahlen. Es müsse an vielen Stellschrauben gedreht werden, um die Preise auf das Niveau der mineralölbasierten Produkte zu bekommen – und das sei von Unternehmen zu Unternehmen individuell, so Rafaela Hartenstein von Hasbro. „Aber am Ende kommen wir alle zum gleichen Ergebnis: Biobasierte Materialien sind kein Wettbewerbsvorteil mehr. Und früher oder später müssen wir springen und uns mit den Veränderungen der Gesellschaft anpassen. Dabei hilft ein intensiver Austausch, der für alle von Vorteil ist.“

FKuR ist einer der führenden Anbieter von wiederverwertbaren Harzen und Rezyklaten für die Herstellung von nachhaltigen Kunststoffprodukten.
Ein zweites Leben: Jeremy Margheriti von der Schweizer Firma Tide Ocean präsentiert Kunststoffprodukte, die aus Plastikmüll bestehen, der aus dem Meer gefischt wurde.

Lego und Schleich committen sich

Søren Kristiansen, Senior Technology Director Materials Lego wies darauf hin, dass mehr als 80 Prozent des verwendeten Materials bei Lego ABS ist. „Wenn wir Produkte aus nachhaltigen Materialien herstellen, müssen diese genauso sicher und zuverlässig sein wie jetzt. Und unsere Legosteine müssen sich auch anfühlen wie gewohnt, sie müssen genauso funktionieren wie gewohnt und sie müssen haltbar sein, denn das ist auch ein Erkennungszeichen für unsere Produkte. Legosteine werden über Generationen vererbt und das ist auch eine Art der Nachhaltigkeit: dass unsere Produkte über Jahrzehnte ihren Spielwert behalten und immer weitergegeben werden. Ich habe Legosteine, die über 50 Jahre alt sind, dabei. Wir werden hier keine Kompromisse eingehen und Materialien verwenden, die die Lebenszeit unserer Produkte verkürzt. Kontinuierlich reduzieren wir chemische Bestandteile wo immer wir können durch weniger kritische Substanzen und wir reduzieren Produktionsabfälle.“ Lego hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 Lego-Steine aus nachhaltigen Quellen herzustellen, ohne dabei Kompromisse bei der Qualität und Sicherheit einzugehen. Bei einem Giganten wie Lego ist dies ein kühnes Ziel, müssen doch neue Materialen, neue Technologien und neue Fähigkeiten für die komplette Produktpalette entwickelt und Lego auch ein Teil der Lieferkette werden.
Wie bei Lego sind auch die Produkte der Firma Schleich langlebig und werden über Generationen weitervererbt. Darin sieht Dr. Philipp Hummel, Head of Sustainability bei Schleich, eine viel bessere Umweltbilanz als bei vielen anderen Spielzeugen. „Unser Ziel ist es, dass bis Ende 2027 alle unsere Schleich Figuren Cradle to Cradle-zertifiziert sind. Deshalb konzentrieren wir uns auf vier Schwerpunktbereiche: Kinder, unsere Spielzeuge, den Planeten und die Menschen. Unser Ziel ist es, das gesamte Unternehmen umzugestalten und jeden einzelnen Bereich noch nachhaltiger zu machen. Dabei konzentrieren wir uns auf das Konzept „Cradle to Cradle“. Cradle to Cradle basiert auf der Idee, Ressourcen – wie das Material, aus dem Schleich-Figuren hergestellt werden – so gut wie möglich und immer wieder neu zu nutzen und auf nachhaltige Aktivitäten innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette zu setzen.“
Ob in großen oder in kleinen Schritten: Die bio!TOY-Konferenz schaffte umfassendes Wissen und bot fundierte Informationen auf internationalem Niveau. Darüber hinaus regte sie die Teilnehmer an, durch Austausch und Zusammenarbeit konkrete Lösungen zu finden.

Alfred Kirst

New Economy Bioplastikproduktionskapazitäten der unterschiedlichen Materialtypen (2022)

Stimmen aus der Branche

Niklas Voß, Associate Sales Director, FKuR Kunststoff GmbH
Die bio!TOY ist für uns die perfekte Veranstaltung, um mit Herstellern und Marken zu diskutieren, inwieweit Spielzeuge mit unseren Rohstofflösungen nachhaltiger und umweltfreundlicher gestaltet werden können. Die zwei Tage steckten aber auch voller Informationen über Herausforderungen, denen sich unsere Kunden gegenübersehen. Bei der Auswahl des richtigen Rohstoffes müssen neben den reinen Materialeigenschaften auch lokale Gesetzgebung und Entsorgungswege berücksichtigt werden. Letztendlich ist es immer eine Fallentscheidung, es gibt nicht das „eine“ richtige Material für alle Spielwaren. Für Anwendungen, die in der Natur verbleiben könnten, wie zum Beispiel Softballs für Spielzeug-Pistolen, macht es Sinn, dass diese biologisch abbaubar sind. Auf der anderen Seite ist Spielzeug aber vor allem ein langlebiges Produkt, dass oft generationenübergreifend weitergegeben wird – wie man bei es zum Beispiel bei Lego oder Playmobil sieht.

Niklas Voß
Jörg Wißner

Jörg Wißner, kaufm. Geschäftsführer Wissner GmbH
Für uns ist die bio!TOY eine perfekte Bühne, weil wir im Bereich von Biokunststoffen und im Thema Nachhaltigkeit schon mehrere Jahre aktiv sind. Als kleines Unternehmen sehen wir es als Chance, uns zu präsentieren und unser Material vorzustellen. Wir konnten hier schon gute Kontakte knüpfen.
Mein Highlight ist zu sehen, dass das Thema in der Branche up to date ist, das heißt, dass sich jeder mit dem Thema beschäftigt. Jedes Unternehmen sucht sich seinen Weg und da sind wir genau an der richtigen Stelle, weil wir hier schon Erfahrung haben und das richtige Material für viele anbieten können. Durch unsere Produktionserweiterung, die gerade stattfindet, wollen wir uns auch der Produktion von Sonderartikeln öffnen. Das heißt: wenn Interessenten da sind, die ihre Spiele und Produkte aus unserem Material herstellen möchten, können wir das ab jetzt auch anbieten. Deshalb ist diese Veranstaltung mit dem Start unserer Produktionserweiterung optimal.

Dr. Alexander Kronimus

Dr. Alexander Kronimus, Head of Climate Protection and Circular Economy Plastics Europe Deutschland e.V.
Es war meine erste Berührung mit der Spielwarenindustrie und ich bin fasziniert, wie weit man hier mit den Gedanken ist, um solche sensiblen Produkte auch kreislauffähig, nachhaltiger und klimaneutral zu machen. Ich glaube, wir haben in der Spielwarenindustrie und in der vorgelagerten Kunststoffindustrie die gleichen Gedanken und ich hoffe, dass wir künftig mehr miteinander sprechen und kooperieren. Beim Netzwerken und Diskutieren habe ich schon gemerkt was möglich ist in der Spielwarenindustrie und auch was nicht möglich ist. Und das hat mir bessere Einsichten gegeben. Einen gemeinsamen Spirit wie hier bräuchte man bei der Energiewende. Dann würde das besser funktionieren.

Dr. Michael Thielen, Organisator der bio!TOY
Wenn die Teilnehmer, die Speaker und Aussteller zufrieden sind, bin ich auch zufrieden. Das Feedback, das wir bekommen haben, bestätigt das. Wir sind überglücklich, dass die Konferenz funktioniert hat. Es ist die dritte Konferenz ihrer Art und wir haben beim dritten Mal jetzt 110 Teilnehmer gehabt. 65 hier im Saal und 45 online. Wir haben das Hybridkonzept aus der Coronazeit mit hinübergenommen, weil es immer Leute gibt, die aus Gründen des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit nicht unbedingt aus Costa Rica anreisen wollen. Deshalb wollen wir das Hybridkonzept weiterführen. Wir sind rundum glücklich.

Dr. Michael Thielen

Hannah Paffen, Project Manager Sustainable Products, Ravensburger
Der Mehrwert der bio!TOY-Konferenz bestand für mich darin, dass man im Anschluss der informativen Vorträge, direkt mit den unterschiedlichsten Teilnehmenden der Branche in den Austausch gehen konnte. Man merkt, dass viele Stakeholder die gleichen Fragen haben. Die bio!TOY-Konferenz ist eine gute Plattform, um sich zu informieren und Kontakte zu knüpfen. Im zweiten Schritt muss jedes Unternehmen die gehörten Informationen verarbeiten, für sich filtern und auf seine Unternehmung übersetzen.

Hannah Paffen
Silvia Maier

Silvia Maier, Business Development Biofibre GmbH
Es war sehr, sehr spannend und abwechslungsreich. Besonders beindruckend fand ich die Präsentation von Ulrich Betzold und Steven van Bommel. Beide Unternehmen sind familiengeführt und beide haben eine Entscheidung gefällt. Sie folgen ihrem Herzen und legen eine Richtung und einen Weg fest, um Nachhaltigkeit konsequent umzusetzen. Sobald es um Konzerne geht wird es schwierig, denn hier gibt es keine Entscheidungsträger wie bei Familienunternehmen und so dauern Themen wie Nachhaltigkeit einfach länger.

Carolin Theunissen

Carolin Theunissen, Business Development Manager FKuR Kunststoff GmbH
Wir sind hier um zu zeigen, wie man nachhaltige Materialien in Anwendungen wie Kinderspielzeug wertvoll nutzen kann. Das Highlight für mich ist, mit vielen verschiedenen Spielzeugmarken in den Dialog zu treten und sich mit ihnen über das Thema Nachhaltigkeit auszutauschen. Es ist großartig, zu erkennen, dass sich immer mehr Spielzeughersteller zur Aufgabe gemacht haben, ihre bisherige Wertschöpfungskette zu überdenken und schlussendlich nachhaltiger zu gestalten. Zum Beispiel, mit der Auswahl von zukunftsweisenden Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen oder geeigneten Entsorgungskonzepten. Eine große Erkenntnis für mich war, dass laut einer aktuellen Studie der Universität Bologna 80 Prozent des alten Spielzeuges in der Natur landet. Das war mir so nicht bewusst. Das ist eine Zahl, die mich schockiert hat. Sie zeigt uns einmal mehr, wie viel Aufklärungsarbeit noch zu leisten ist.

Dr. Gabriele Peterek, Fachagentur Nachwachsende
Rohstoffe e.V.

Es ist meine dritte bio!TOY. Zur Veranstaltung habe ich über die biobasierten Kunststoffe gefunden. Das ist ein großes Thema bei uns, sowohl in der Forschungsförderung als auch in der Öffentlichkeitsarbeit. Ich nehme mit, dass die Kunststoffbranche ein bisschen aufgewacht ist was Spielsachen betrifft. Das war auf den ersten beiden Konferenzen weniger stark spürbar. Was ich auch mitnehme ist, dass der Aufbruch, den man schon in der ersten und zweiten Konferenz gespürt hat, immer noch da ist. Alle sind nach wie vor sehr begeistert und ausgesprochen engagiert dabei, das Thema voranzutreiben.

Dr. Gabriele Peterek

Rafaela Hartenstein, Sr. Director Government Affairs Hasbro
Es war eine Achterbahnfahrt der Themen mit einem ausgezeichneten Input. Besonders beeindruckt hat mich der Vortrag von Elise Hounslow zum Thema Biomimicry, wo es darum geht, naturgeschaffene Designs zu übertragen. Das ist ein toller Ansatz, den man weiterverfolgen sollte. Denn über diesen Ansatz kann man viele Dinge technisch anders und vielleicht auch nachhaltiger lösen. Diese Veranstaltung finde ich richtig und wichtig. Es ist eine wirklich tolle Plattform, um ins Gespräch zu kommen, um voneinander zu lernen, Kontakte zu knüpfen und um über den Tellerrand hinauszuschauen: Wo stehen wir als Industrie? Was sind unsere Anforderungen? Und wo steht die chemische Industrie? Was machen die Recycler und wo stehen diese? Es wäre wünschenswert, dass die Veranstaltung noch mehr Interessenten findet.

Rafaela Hartenstein
Sharon Keilthy

Sharon Keilthy, CEO von Jiminy Eco Toys
Zwei Dinge nehme ich von diesem Kongress mit nach Hause: Erstens ist es schön zu sehen, dass ein verändertes Denken bei vielen Menschen auf der gleichen Idee beruht, dass recyceltes Plastik eine große Möglichkeit für nachhaltiges Spielzeug darstellt und einen positiven Impuls für Klima und Müllvermeidung darstellt. Und zweitens ist es hoffnungsvoll und ermutigend zu sehen, dass so viele Menschen aus allen Bereichen der Industrie etwas bewegen wollen. Der eine oder andere hat nur ein einziges Spielzeug auf nachhaltige Materialien umgestellt, andere ihre ganze Produktpalette. Aber jeder hier auf der Konferenz tut etwas dafür, dass Spielsachen nachhaltiger werden und das ist sehr ermutigend.

Sonia Sánchez

Sonia Sánchez, Consultant in der internationalen
Spielwarenbranche

Wir sind alle auf der gleichen Reise. Niemand hat Antworten, aber viele Unternehmen bemühen sich, Antworten zu finden. Allerdings kann niemand das Thema Nachhaltigkeit alleine lösen. Deshalb braucht es Zusammenarbeit. An diesem Punkt sind wir noch nicht, aber viele Firmen sehen die Situation und wissen, dass wir eine Lösung brauchen. Hier auf dem Kongress hat sich das Gefühl einer Gemeinschaft eingestellt. Ein gemeinsames Suchen nach Lösungen, auch wenn es schwierig ist, Antworten zu finden.

Dr. Harald Käb

Dr. Harald Käb, Co-Organisator und freier Berater für Nachhaltigkeit in Industrie und Politik
Ich freue mich, dass so viele bekannte Gesichter und auch neue Gesichter da sind. Und dass ich, der sich den ganzen Tag mit dem Thema auseinandersetzt, so viele Neuheiten erfahren habe. Nachhaltigkeit ist eine Schritt-für-Schritt-Entwicklung. Man muss sich dafür entscheiden und dafür ist diese Konferenz gedacht. Wir wollen diese besonderen Momente, in denen es um die Entscheidung geht es ab jetzt anders machen zu wollen, auslösen. Das ist ein wesentliches Ziel und ein wesentliches Element dieser Konferenz. Und wir wollen die bestärken, die bereits etwas getan haben, damit sie weitermachen. Dafür braucht man diese ganzen Erfolgsgeschichten und deswegen bin ich glücklich, das zu hören.

Ralph Steinert, Leiter Produkte und Marketing Nici GmbH
Wir haben im Sommer 2021 damit begonnen recyceltes PET in unseren Produkten einzusetzen und seither das Angebot an Nici Green-Produkten stark vergrößert. Wir suchen ständig nach zusätzlichen Möglichkeiten, wie wir die nächsten Schritte machen können, denn auch wir wollen, dass unsere Produkte so nachhaltig wie möglich sind. Es ist interessant, auf der Veranstaltung die Situation aus der Perspektive der Rohstoff- und Materialseite zu hören. Das sind Informationen, die wir in so hohem Detailgrad nicht kennen, da wir fertige Stoffe einkaufen, um daraus Produkte zu erstellen. Mehr Informationen über die Vorstufen zu bekommen ist sehr hilfreich, weil man besser einschätzen kann, wo die Reise hingehen könnte, wo die größten Herausforderungen liegen und wie das Ganze zeitlich eingeschätzt werden kann. Die Konferenz bietet viele unterschiedliche Perspektiven. Unser Material ist Stoff, Textilien. Dieser Aspekt wird hier so gut wie gar nicht beleuchtet, da die Verarbeitung solcher Materialien in Deutschland kaum noch stattfindet. Die Redezeit von 20 Minuten pro Redner finde ich gut, weil man auf diese Weise einen umfassenden Überblick über die Umweltthematik der Spielwarenmaterialen bekommt.

Ralph Steinert