Eco: Natural Dyes – natürlich besser
Eltern sollten bei der Wahl der Babybekleidung in der Lage sein, zwischen „greenwashing“ und wirklich nachhaltiger Produktion zu unterscheiden. Jutta Breyer, Managing Director der Lizenzagentur License Factory GmbH wirft in ihrem Gastbeitrag einen kritischen Blick auf die Hintergründe der Babytextilproduktion.
Die Geburt eines Kindes gehört zu den wundervollsten Momenten im Leben eines jeden Elternteils – ein Augenblick voller Freude, Liebe und Hoffnung für die Zukunft. Doch dieser neue Lebensabschnitt bringt auch Verantwortung mit sich. Dabei geht es nicht nur um das tägliche Wohl, sondern auch um die nachhaltige Gestaltung ihrer Zukunft.
In der Textilindustrie, die für etwa 20 Prozent der globalen Wasserverschmutzung und zehn Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich ist, wird diese Verantwortung oft übersehen. Häufig rücken die Baumwollproduktion und die Arbeitsbedingungen in Sweatshops ins Zentrum der Kritik, doch ein oft unsichtbarer Risikofaktor in der Babybekleidungsproduktion ist das Färben der Textilien. Vor dem Hintergrund der Zusammenhänge zwischen Konsum, Herstellungsprozessen und den Lebensbedingungen der Landwirte wird immer deutlicher, dass auch bei vermeintlich „organischen“ Produkten nicht alles so natürlich ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Denn auch wenn die Baumwolle oftmals aus kontrolliert biologischem Anbau stammt, bleibt der Rest der Produktionskette nicht selten ein chemisches Mosaik aus schädlichen Substanzen. Doch wie können Konsumenten, Hersteller und Unternehmen Verantwortung übernehmen, um eine nachhaltige und gesunde Zukunft für Kinder zu sichern?
Stellt man sich den Lebenszyklus eines Baby Bodys vor – vom Anbau der Baumwolle bis zu dem Moment, an dem er entsorgt wird, dann lauern in jedem Schritt dieses Prozesses Risiken, die nicht nur die Umwelt, sondern vor allem die Gesundheit der Kinder betreffen.
Der Weg beginnt auf den Baumwollfeldern, wo jedwede Düngemittel und Pestizide eingesetzt werden, die nicht nur das Ökosystem belasten, sondern auch Rückstände in der Baumwolle hinterlassen. Doch der wahre gesundheitliche Albtraum beginnt erst im nächsten Schritt – der Färbung.
In der Textilindustrie ist synthetisches Färben der Standard, ein Prozess, der als selbstverständlich gilt und kaum hinterfragt wird. Hierbei werden Textilien mit synthetischen Farbstoffen behandelt, die nicht nur die Umwelt belasten, sondern auch ernsthafte Gesundheitsrisiken mit sich bringen. Der Färbeprozess erfordert enorme Mengen an Frischwasser, das nicht immer ausreichend aufbereitet werden kann. Giftige Rückstände landen schließlich in den Gewässern und Böden der Produktionsregionen.
Doch nicht nur die Umwelt leidet unter der synthetischen Färbung. Auch die Kleidung selbst bleibt nach der Produktion nicht frei von gefährlichen Chemikalien. Der Baby Body trägt möglicherweise Spuren von hochtoxischen Farbstoffen, die Allergien, Hautausschläge und andere gesundheitliche Beschwerden hervorrufen können. Gerade bei Babys, deren Haut besonders empfindlich ist, die gern alles in den Mund nehmen stellt der Kontakt mit solchen Stoffen ein ernstes Gesundheitsrisiko dar. Zertifikate wie Oeko-Tex oder GOTS, die Normen für „unbedenklich“ erklärte Textilien erarbeitet haben, bieten in diesem Zusammenhang leider keine wirkliche Sicherheit. Diese Zertifikate bestätigen lediglich, dass vorgegebene Grenzwerte eingehalten werden – allerdings basierend auf dem aktuellen Wissensstand, der längst nicht alle langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit unserer Kinder berücksichtigt. In Wahrheit durchläuft fast jeder Stoff, der ursprünglich aus „biologisch“ oder „ökologisch“ hergestellten Garnen hergestellt wurde, den gleichen synthetischen Färbeprozess wie herkömmliche Textilien. Das bedeutet, dass auch der Baby Body aus Bio-Baumwolle nicht frei von den gefährlichen Chemikalien ist, die bei der synthetischen Färbung eingesetzt wurden. Und was passiert, wenn der Baby Body schließlich zu klein wird und entsorgt werden muss? Wenn er nicht weitergegeben oder recycelt werden kann, landet er oft in großen Containerladungen, die nach Afrika oder in abgelegene Regionen (Atacama Wüste in Chile) verschifft werden. Doch auch dort ist die Entsorgung problematisch: Aufgrund der synthetischen Farbstoffe ist der Baby Body weder biologisch abbaubar noch lässt er sich auf umweltfreundliche Weise entsorgen. Die giftigen Chemikalien, die im Färbeprozess verwendet wurden, landen so in Kleiderdeponien und gefährden langfristig die Umwelt und die Gesundheit der Menschen, die dort leben. Sollten Babys wirklich in solch belasteten Kleidungsstücken groß werden? Sollte eine Produktionsweise unterstützt werden, die die Gesundheit der Kinder aufs Spiel setzt und die Umwelt nachhaltig belastet? Die Antwort darauf sollte ein klares Nein sein. Stattdessen ist es an der Zeit, „synthetischen Färben“ als Standard zu hinterfragen und eine nachhaltigere, für alle Lebewesen freundlichere Alternative zu finden, die sowohl die Gesundheit der Kinder als auch den Planeten schützt.
Ein vielversprechender Lösungsansatz für die gesundheitlichen und ökologischen Probleme der synthetischen Textilfärbung ist die Verwendung von natürlichen Farbstoffen. Diese Methode bietet nicht nur eine Möglichkeit, die fortschreitende Verschmutzung unserer Wasser- und Bodenressourcen drastisch zu reduzieren, sondern vermeidet eine weitere Belastung der Gesundheit unserer Kinder. Im Gegensatz zu synthetischen Farbstoffen sind natürliche, insbesondere pflanzliche Farbstoffe aus kontrolliertem Anbau weitgehend frei von schädlichen Chemikalien, Schwermetallen und Allergenen. Sie sind 100 Prozent natürlich und biologisch abbaubar, was das Risiko von Hautirritationen, Allergien oder Ausschlägen erheblich verringert. Für Babybekleidung, die in direktem Hautkontakt steht, insbesondere für Schlafanzüge und Baby Bodys, bedeutet das eine enorme Verbesserung des Wohlbefindens und der Gesundheit der Kinder.
Neben den ökologischen und gesundheitlichen Vorteilen lässt sich mit der Herstellung natürlicher Farbstoffe das Ziel zirkulärer Wirtschafts- und Produktionskreisläufe verwirklichen: Die Abfallprodukte, die beim natürlichen Färben entstehen, sind vollständig kompostierbar. Wird dieser Abfall mit Kuhmist gemischt, entsteht Humus, der die Bildung von Regenwürmern fördert und so zu einem natürlichen Dünger wird. Dieser biologische Dünger verbessert die Bodenqualität und unterstützt die nachhaltige Landwirtschaft. So wird der Abfall aus der natürlichen Färbung in wertvollen, umweltfreundlichen Dünger umgewandelt, der den Kreislauf der Natur schließt und gleichzeitig die Gesundheit der Böden wieder herstellt.
Ein weiterer entscheidender Vorteil des natürlichen Färbens ist das positive Zusammenspiel mit der Agrarwirtschaft. Der Anbau von Pflanzen zur Gewinnung natürlicher Farbstoffe bietet Landwirten die Möglichkeit, zusätzliche Einkommensquellen zu erschließen. Durch kreuzweisen Anbau (cross cropping) können die Bauern nicht nur die Ernteperioden, sondern die Erträge steigern, was nicht nur zur Sicherung ihrer Existenz beiträgt, sondern auch langfristig ihre Lebensbedingungen verbessert. Besonders wichtig ist das System des Vertragsanbaus (contractual farming), das den Landwirten ermöglicht, aus der prekären Situation von Tagelöhnern herauszukommen und ein stabiles, regelmäßiges Einkommen zu erzielen. Dies wiederum bedeutet, dass sie ihren Kindern eine Schulbildung ermöglichen können, was für die langfristige Entwicklung der Regionen von entscheidender Bedeutung ist. Diese Verbindung zwischen dem Textil- und Agrarsektor, führte zu einem intensiven Austausch mit der Welthungerhilfe in Indien, welcher letztlich die Grundlage für ein gemeinsames Projekt ist, um durch den Anbau von Pflanzen zur Herstellung natürlicher Farbstoffe den Bauern eine nachhaltige Einkommensquelle und der Textilindustrie nachhaltige Farbstoffe zu bieten. Zusätzlich zur Einkommenssicherung hat die Verarbeitung von Pflanzen zu natürlichen Farbstoffen den Vorteil, dass dies kein hochkomplexer Industriezweig ist. Die Verarbeitung kann direkt in den Anbaugebieten stattfinden, wodurch Arbeitsplätze geschaffen und die Abwanderung der ländlichen Bevölkerung in die Städte reduziert werden. Dies stellt sicher, dass die ländlichen Gemeinschaften weiterhin eine wirtschaftliche Zukunft haben und die Landflucht eingedämmt wird.
Um die ersten Schritte der Kinder verantwortungsvoll und zukunftsorientiert begleiten zu können, wäre ebenfalls ein ehrlicher und nachhaltiger „First Step“ in der Herstellung von Babybekleidung notwendig, nämlich der natürlichen Textilfärbung die gleiche Bedeutung beizumessen wie der synthetischen Färbung. Dazu bedarf es der Aufklärung, Unterstützung und richtigen Anreize von Regierungen, Industrie sowie des Konsumverhaltens des Endverbrauchers. Wenn die Vorteile des natürlichen Färbens für Wasser- und Bodenressourcen zu erkennen sind, kann ein großer Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft gegangen werden. Angesichts der Herausforderungen durch den Klimawandel, Ressourcenknappheit und den immer dringlicher werdenden Bedarf an nachhaltigen Lösungen, ist ein konsequenteres Handeln angesagt.
Jutta Breyer ist die Geschäftsführerin der Agentur License Factory, die sich auf die Herstellung und den Vertrieb hochwertiger Lizenztextilien sowie Accessoires spezialisiert hat. Als Full-Service-Dienstleister für Einzelhändler und Handelsketten, deckt License Factory die komplette Wertschöpfung ab – von der Erstellung der Designkonzepte, über die Musterung und Produktion, bis hin zur Lieferung der fertigen Textilprodukte. Trotz ihres jungen Bestehens, verfügt die Agentur über langjährige Geschäftsbeziehungen und eine persönliche Marktreputation zu allen relevanten Geschäftspartnern innerhalb des Lizenzgeschäftes, das heißt Lizenzgeber, Produktionspartner und Kunden. Geprüfte Produktionsstätten in Fernost sichern eine wettbewerbsfähige Produktion von hochwertiger Qualität ohne Ausbeutung und Missachtung der Menschenrechte.