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Eco – Besseres Klima

28. Januar 2022, 16:47

Bis 2050 soll Europa klimaneutral werden – also keine Treibhausgase mehr in die Atmosphäre entlassen, die nicht anderweitig eingespart werden. 
Als Zwischenziel soll es bis 2030 gelingen, den Ausstoß an Treibhausgasen um 55 Prozent zu verringern. Dafür muss sich die Art, wie die Menschen in der EU wohnen, sich fortbewegen und wirtschaften, von Grund auf verändern. Sibylle Dorndorf sprach mit Christian Regner von ClimatePartner über freiwilligen Klimaschutz, wie dieser zu leisten ist und wie deutsche Unternehmen dazu stehen. 

Herr Regner, ClimatePartner hilft Unternehmen, klimaneutral zu werden. Das ist für viele Betriebe immer noch ein hehres Ziel oder wie ist Ihre Erfahrung in der Praxis?  
Sagen wir es mal so. Im Handel und dort bei Big Playern wie Aldi, Rewe, dm & Co. ist die Botschaft schon angekommen. Mit diesen Unternehmen arbeiten wir seit geraumer Zeit eng zusammen. Und diese Unternehmen fragen die Klimaneutralität mittlerweile auch bei ihren Handelspartnern und Lieferanten ab. Auch Banken bewerten im Übrigen immer häufiger nach grünen Faktoren den Wert eines Unternehmens.  

Ist der Handel weiter als die Industrie?
Hier gehen beide Seiten Hand in Hand. Uns erreichen mittlerweile auch immer mehr Anfragen aus der Industrie, vor allem aus den Branchen Food, Kosmetik und aus dem Druck- und Verpackungsgewerbe. 

Wie sieht es bei Spielwaren aus?
Die Spielwarenbranche ist noch sehr zurückhaltend, was mich wundert. Denn gerade diese Branche mit ihrer hohen Verantwortung für Familien und Kinder könnte sich da hervortun. Aber es gibt auch hier bereits einige Beispiele, wie sich Unternehmen ernsthaft und vorbildlich mit Klimaschutz beschäftigen wie die Firma Heunec Plüschspielwaren oder den Hersteller von Schulranzen, Step by Step. Beide arbeiten mit uns zusammen, um Produkte klimaneutral anbieten zu können.

Kann es sein, dass viele Unternehmen den hohen Aufwand scheuen oder ungern Einblicke in ihre Prozesse erlauben?
Das ist sicher einer der Gründe für eine gewisse Zurückhaltung. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Unternehmen grundsätzlich keinen Klimaschutz betreiben oder keine Klimaneutralität anstreben wollen. Immerhin ist eine weiße Weste in dieser Hinsicht ja auch ein Kaufargument.

Sicherlich. Gerade bei Spielwaren. Wie gehen Sie vor, wenn sich ein Unternehmen an Sie wendet?
Wir schauen erst einmal gemeinsam, wo das Unternehmen steht, machen also eine Art Bestandsaufnahme.

Das klingt aufwendig …      
Ist es nicht. Wir schaffen zunächst Transparenz, sprich, wir bilanzieren anhand einer Cloud Software Lösung. Das müssen Sie sich vorstellen wie das WISO-Programm, mit dem Sie Ihre Steuererklärung machen können. Das ist absolut easy. 

Christian Regner ist Commercial Sustainability Manager bei ClimatePartner.
Der studierte Diplom Medienwirt (FH) und ehemalige TV-Journalist
sieht die nachhaltige Nutzung von Ressourcen einerseits sowie das
nachhaltige Wirtschaften andererseits als die Grundlage(n) langfristiger
Lebensqualität aller Generationen

Umfassender Klimaschutz erfordert fünf Schritte

Was wird zum Bespiel abgefragt?
Erst einmal schauen wir uns quasi im Unternehmen und in den Abteilungen um. Wir ermitteln Sachen wie: Wie hoch ist der Stromverbrauch? Der Papierverbrauch? Wie viele Dienstwägen laufen im Unternehmen? Und einige weitere Punkte. Wir gehen nach den Richtlinien des Greenhouse Gas Protocol vor. Das ist eine private, transnationale Standardreihe zur Bilanzierung von Treibhausgasemissionen. Somit stellen wir sicher, dass die erstellte Bilanz aussagekräftig und belastbar ist.

Wie lange dauert das? 
Diese Bestandsaufnahme kann von einigen Werktage bis zu mehreren Wochen dauern, je nachdem, wie komplex die Situation ist. Aber es sollte sich niemand vor dem Aufwand scheuen – wir unterstützen hier mit unserer Expertise und lassen niemanden im Regen stehen. Danach können wir eine Vorgehensweise definieren. Wir besprechen mit dem Unternehmen, welche Möglichkeiten zur Reduktion von CO2-Emissionen bestehen: Kann es zum Beispiel auf Ökostrom umstellen? Kann es den Papierverbrauch reduzieren? Gibt es Kaffee aus Fair Trade-Handel oder mehr fleischloses Essen in der Kantine? Kann die Reisetätigkeit verändert werden? Kann auf andere Verkehrsmittel umgestiegen werden?
Was dann notwendig ist, ist der Ausgleich der Emissionen, die sich noch nicht weiter reduzieren oder vermeiden lassen. Dies geschieht, indem das Unternehmen zertifizierte Klimaschutzprojekte unterstützt, bei dem Emissionen in gleicher Höhe eingespart werden können. Somit wird die Klimaneutralität erreicht.

Gibt es die denn, die komplette Klimaneutralität bei Produkten oder Unternehmen?
Es wird immer ein Rest an Emissionen zurückbleiben, den man eben ausgleichen muss – und es muss immer nachgebessert werden. Die Bilanz sollte idealerweise jährlich erhoben werden, damit das Unternehmen auch sehen kann, was sich bei den Emissionen verändert hat, welche Reduktionsmaßnahme am besten greift. Das ist ein ständiger Prozess. 

Wie kann denn ein Defizit kompensiert werden?
Beispielsweise durch ein Engagement in der Aufforstung oder ähnlichem. Dieser freiwillige Bereich wird definiert und dann durch eine Zertifizierung bestätigt.

Und wie verhält es sich mit klimaneutralen Produkten?
Das macht Sinn, wenn das Unternehmen seine interne CO2-Bilanz abgeschlossen hat. Dann schauen wir uns die Produkte an, die Verpackungen, natürlich auch die Zulieferer. Man sieht dann, was kann man an der Produktbeschaffenheit verbessern? Kann man Lieferanten finden, die mitziehen?

Das Label „klimaneutral“ für Unternehmen und Produkte

Was müssen Unternehmen denn aufwenden, um sich von Ihnen zertifizieren zu lassen?
Das kommt darauf an, was gewünscht wird. Soll das Unternehmen selbst mit seinem Verwaltungsstandort bilanziert werden, liegt man im sehr niedrigen vierstelligen Bereich.
Wenn wir uns ein Produkt mit seiner Herstellung und die dazugehörige Logistik vornehmen, dann liegen wir eher im mittleren vierstelligen Bereich. Aber wie schon erwähnt, es ist wichtig, erst einmal unternehmensrelevant anzufangen und dann Produkte oder die Logistik zu betrachten. Oder man schaut sich erst einmal die Beststeller im Sortiment an, man clustert die Produktgruppen. Bei Plüsch ist es einfach, das ist immer das gleiche Material. Aber es gibt ja auch komplexe Produkte. 

Bekommt ein Unternehmen, das zertifiziert wurde, auch eine Art Label?
Ja sicher. Der Vorgang des Prozesses wird transparent über ein Siegel dargestellt, das die Details für den Kunden nachvollziehbar transportiert. Ein Unternehmen erhält dabei eine eigene Label-ID-Nummer, so wird eine sehr hohe Transparenz geschaffen und Missbrauch vermieden. 

Was gehört noch zu Ihrem Leistungskatalog bei der Zertifizierung?
Wir helfen zum Beispiel auch dabei, korrekt zu kommunizieren. Gerade Markting- und Presseabteilungen sind oft unsicher, wie ein zertifiziertes Produkt korrekt betextet werden sollte. Bei der Formulierung „100 Prozent klimapositiv“ wird jeder Verbraucher misstrauisch und das zu Recht. Wir bieten einen Marketingleitfaden mit Textbausteinen, Bildmaterial, Hintergrundinformationen und Erklärungen an. So haben die Unternehmen die Möglichkeit, sauber nach außen kommunizieren zu können. 

Die CO2-Bilanz von Unternehmen wird in fünf Schritten ermittelt

Genau genommen ist das Siegel ja auch ein Absatzfaktor?
Das ist richtig. Nachdem Greenwashing immer mehr zunimmt, sind vertrauenswürdige und transparente Siegel sehr wichtig. Unseres wird unter anderem auf der Seite siegelklarheit.de der Bundesregierung als vertrauenswürdig aufgeführt. Es ist geschützt und muss immer korrekt wiedergegeben werden. Es trifft eine Aussage zum Produkt und/oder zum Unternehmen, die durch uns verifiziert ist.

Genau genommen ist das Siegel ja auch ein Absatzfaktor?
Das ist richtig. Nachdem Greenwashing immer mehr zunimmt, sind vertrauenswürdige und transparente Siegel sehr wichtig. Unseres wird unter anderem auf der Seite siegelklarheit.de der Bundesregierung als vertrauenswürdig aufgeführt. Es ist geschützt und muss immer korrekt wiedergegeben werden. Es trifft eine Aussage zum Produkt und/oder zum Unternehmen, die durch uns verifiziert ist.

Sagen Sie uns in kurzen Worten noch etwas über ClimatePartner?
Wir sind seit 15 Jahren auf dem Markt und arbeiten aktuell mit mehr als 4.500 Unternehmen weltweit zusammen. Unser Siegel gibt es in 20 verschiedenen Sprachen.
Wie beurteilen Sie die weitere Entwicklung. Wird Klimaneutralität irgendwann quer durch alle Branchen angestrebt und erreicht?
Ja, mit den erwähnten Einschränkungen. Heute ist es noch eine Art Alleinstellungsmerkmal, wenn man klimaneutral ist oder klimaneutrale Produkte hat, irgendwann wird es ganz normal sein, zum guten Ton gehören. 

Was können Unternehmen tun, um sich optimal auf diesen Status Quo vorzubereiten?
Am Besten ist es, schon mit der Zertifizierung Verantwortliche im Unternehmen zu benennen, die sich der Sache annehmen. Denn es ist ein Prozess, der nie endet. Es kommen neue Produkte dazu, die zertifiziert werden müssen, neue Lieferanten …  Wir stellen fest, dass Mitarbeiter hier sehr engagiert sind. Wer arbeitet nicht lieber in einem Unternehmen, das sich dem Klimaschutz nachdrücklich verschreibt als in einem, das mit negativer Klimabilanz daherkommt?  

Ein schönes Schlusswort, Herr Regner. Ich danke Ihnen für das aufschlußreiche Gespräch!


ClimatePartner

ClimatePartner ist Pionier und Innovationsführer im Klimaschutz für Unternehmen und entwickelt Lösungen, mit denen Unternehmen ihre CO2-Emissionen berechnen, reduzieren und unvermeidbare Emissionen ausgleichen können. Auf diese Weise werden Unternehmen oder Produkte und Dienstleistungen klimaneutral und können dies durch das anerkannte Label „klimaneutral“ bestätigen. Die dazu gehörige IT-Lösung ist vom TÜV-Austria zertifiziert.
ClimatePartner bietet ein breites Portfolio streng zertifizierter Klimaschutzprojekte in Zusammenarbeit mit einem weltweiten Partnernetzwerk. Weitere Lösungsangebote im Bereich Erneuerbarer Energien sowie Beratungsleistungen zur Emissionsreduktion ergänzen das Spektrum. Das Unternehmen wurde 2006 in München gegründet. Fast 350 Mitarbeitende an Standorten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Italien sowie Großbritannien, den USA und Schweden unterstützen aktuell mehr als 4.500 Kunden aus 35 Ländern.
climatepartner.com