DVSI und BVS: Keine Zukunft ohne Vergangenheit
So hätte das Motto des diesjährigen „Zusammenspiels“, der gemeinsamen Veranstaltung von DVSI und BVS lauten können. Die fand am 3. Juli auf der sehr gut erhaltenen mittelalterlichen Burg Lichtenberg im schwäbischen Oberstenfeld statt und bot ausreichend Raum, um über aktuelle und zukünftige Themen in der Spielwarenbranche zu sprechen. Im Fokus stand dabei vor allem die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz.
Doch zunächst galt es, Formalitäten zu erledigen. Während der BVS seine Mitgliederversammlung abhielt, legte DVSI-Geschäftsführer Uli Brobeil im Rittersaal der Burg den Geschäftsbericht des Herstellerverbands für das Jahr 2023 vor, sprach über die aktuell wichtigsten Themen und bekräftigte noch einmal die „Mission & Vision“ des Verbands. Dabei kündigte er an, dass vier Vorstände ausscheiden würden und vier weitere gewählt werden müssten. Erwähnung fand auch die Spielwarenmesse eG. Sie sei ein wichtiger Kooperationspartner des DVSI, so Brobeil, und man hätte das gegenseitige Commitment zur Zusammenarbeit erst kürzlich erneuert.
Themen, die den DVSI derzeit am meisten beschäftigen, wären die Aktualisierung der Spielzeugverordnung. Hierfür sei der Verband kürzlich mit einem Mitglied des EU-Parlaments bei Ravensburger für einen Austausch bei einem Memory-Spiel zusammengekommen. Ziel war es, dem Abgeordneten die drei kritischsten Punkte der neuen Verordnung noch einmal zu verdeutlichen: Zum einen müsse dem Parlament während der Positionsharmonisierung, die ab Herbst in Brüssel stattfindet, klar sein, dass bei der chemischen Reglementierung für Spielware nachgebessert werden müsse. Zudem müssten die Übergangs- und Abverkaufsfristen verlängert werden und die EU-Kommission müsse dringend gegen Billig-Shopping-Plattformen wie Temu und Shein aktiv werden. Für den letzten Punkt setzt sich der DVSI bereits seit Jahren ein. So konnte der Verband zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen von TIE in einer Mystery-Shopping-Aktion Anfang des Jahres nicht nur die mindere Qualität und die daraus resultierenden Gefahren für Kinder aufdecken, die von der auf Temu verkauften Spielware ausgehen. Inzwischen sind auch schon Aufklärungsaktionen für Verbraucherinnen und Verbraucher mit der Webseite sicherspielen-info.de sowie einem Bericht in der Bild-Zeitung Ende Mai zusammen mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Alexander Bartz angelaufen. Weitere Initiativen, um Temu und Co. Einhalt zu gebieten, laufen mit dem Bayerischen Staatsministerium und dem TÜV.
Weitere wichtige Themen, die der DVSI vorantreibt, sind Nachhaltigkeit, deren Bedeutung im Rahmen eines Strategieworkshops erarbeitet wurde und die in der Verbandssatzung verankert werden soll und Value of Play. Um den Wert des Spielens endlich auch politisch festzuhalten, soll im Herbst ein Parlamentskreis „Spielwaren“ mit MdB Erich Irlstorfer gegründet werden sowie ein International Day of Play in Nürnberg und Berlin stattfinden.
Der nächste Punkt auf der Tagesordnung war der DVSI-Finanzbericht, der ergab, dass der Verband insgesamt weiterhin auf gutem Kurs ist und 2023 ein Plus von 10.948,75 Euro erwirtschaftet hat.
Weiter ging es mit der Verabschiedung und Neuwahl der Vorstände. Verabschiedet wurden Christian Alsbaek, Dr. Rainer Noch, Karen Pascha-Gladyshev und Beate Becker. Vorgestellt haben sich Susanna Becker (Heless), Paul Heinz Bruder, Julia Goldhammer (Lego), Susanne Knoche (Ravensburger), Carola Söhnlein (Simm), Felix Stork (Simba) sowie Sebastian Topp (Noch). Sie alle wurden gewählt beziehungsweise im Amt bestätigt. Anschließend wurden die scheidenden Vedes-Vorstände Achim Weniger und Dr. Thomas Märtz (der nicht anwesend war) verabschiedet, indem man die Anwesenden per Video auf eine kurze Zeitreise zurück in die Anfänge der Vorstände nahm. Damit war der erste Teil des Tages abgeschlossen und nach einem feinen Mittagessen im Burghof ging es gemeinsam mit BVS-Geschäftsführer Steffen Kahnt und seiner Stellvertreterin Franziska Köster sowie vier Expert*innen weiter mit dem Wissensthema Künstliche Intelligenz.
Los ging es mit dem offensichtlich genialen und geistig in höheren Sphären schwebenden Professor Sebastian Vollmer vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Er zeigte die allgemeinen Chancen und Risiken von KI auf und leitete direkt über zu Jonathan Felder, Head of Tech Science Kits & Toys bei Kosmos. Er präsentierte anhand eines Fallbeispiels, wie KI Unternehmen bei der Produktentwicklung unterstützen kann (Spoiler: Es wird noch dauern, bis KI Produktdesignern den Job wegnehmen wird…) und ging schließlich im Detail auf den kleinen Kosmos-Roboter „Miika“ ein, der sich kinderleicht durch Bewegungen programmieren lässt.
Auf Jonathan Felder folgte Dr. Sylke Piéch, Senior Researcher ebenfalls beim DFKI. Sie sprach über die Bedeutung von KI für Führungskräfte (Unterstützung zum Beispiel bei Recruitment oder Change Management) und merkte an, dass KI als Wachstumsmotor für die Wirtschaft fungieren kann und wird. So würde das Wirtschaftsunternehmen PWC 15,7 Billionen US-Dollar Wirtschaftswachstum bis 2030 durch KI erwarten. Wichtig wäre, keine Angst vor KI zu haben, denn der Faktor Mensch würde seine Bedeutung nie verlieren. Vielmehr ginge es darum, einen Dreiklang aus Mensch, Organisation/Unternehmen und KI entstehen zu lassen, aus dem Neues erwachsen kann.
Den Abschluss bildete die Keynote von Michael Kirchner, der den KI-Campus vorstellte, mit dem man sich in Online-Kursen zum Thema weiterbilden kann. Bevor es zur Burgführung und dem darauffolgenden Abendessen überging, stellte Franziska Köster vom BVS noch einige Fragen an Christian Krömer zu seinen persönlichen Erfahrungen mit KI Krömer nutzte die Gelegenheit, um den Anwesenden Mut zu machen und es „einfach mal auszuprobieren“ – sei es beim Texte schreiben oder korrigieren oder, um sich Ideen zu holen. Man könne nichts falsch machen und dabei noch etwas lernen.