Die Zukunft is(s)t plant based

25. Februar 2022, 11:39

Beschäftigt man sich mit aktuellen Ernährungstrends, taucht ein Thema immer wieder auf: plant based, also pflanzenbasierte Ernährung. Aber wofür steht diese Ernährungsform? Woher kommt dieser Trend überhaupt? Ist er nur eine Modeerscheinung und warum ist es sinnvoll, sich auch als Familie damit auseinanderzusetzen? Gastautorin Sabine Wiederkehr vom schweizerischen Kindernahrungshersteller yamo gibt einen Überblick.

Fangen wir mit dem Ursprung an. Trends entstehen nicht einfach aus dem Nichts. Sie bilden das ab, was Menschen bewegt, worüber sie reden und wonach sie in vielen Fällen auch handeln. Pflanzenbasierte Ernährung hat ihren Ursprung Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Lehren der vegetarischen Ernährung und Rohkostbewegung haben eine Ernährung im Einklang mit der Natur und ohne den Einsatz von Zusatzstoffen und mit frisch oder nur minimal bearbeiteten Produkten propagiert.
Wie pflanzenbasierte Ernährung aktuell definiert wird, hängt davon ab, wen man fragt. Es gibt keine offizielle beziehungsweise einheitliche Definition für diese
Ernährungsweise. Für die einen ist es gleichzusetzen mit dem Begriff des Vegetarismus oder des Veganismus, für andere beschreibt es eine Ernährung, die hauptsächlich auf pflanzlichen Lebensmitteln basiert und die Mengen an tierischen Lebensmitteln einschränkt.
Die Debatten um Klima- und Tierschutz sowie der Sicherstellung der weltweiten Ernährungsversorgung hat auch die Diskussion dazu angeregt, ob eine pflanzenbasierte Ernährung die Ernährungsform der Zukunft ist.


Sabine Wiederkehr ist ausgebildete Getränke-Ingenieurin und arbeitete viele Jahre als Projektleiterin und Category Manager in der Lebensmittelindustrie. Heute ist sie Leiterin Category Management beim Kindernahrungshersteller yamo in der Schweiz. yamo setzt für die Haltbarmachung seiner Produkte das schonende Kaltpressverfahren ein, bei dem Vitamine und Geschmack erhalten bleiben.

yamo.bio


Zusätzlich haben mit dem technologischen Fortschritt in der Lebensmittelindustrie pflanzenbasierte Produkte in der Öffentlichkeit durch neue Angebote Aufwind erhalten. Innovative biotechnologische oder lebensmitteltechnologische Verfahren ermöglichen es, dass tierische Lebensmittel wie Milch, Joghurt und sogar Fleisch durch ein pflanzen- oder zellkulturenbasiertes Lebensmittel ersetzt werden können. Das hat den Vorteil, dass der Konsument an einem Großteil seiner Essgewohnheiten und Rituale nichts ändern muss. Der Grillabend mit dem saftigen Burger auf Erbsenproteinbasis, der schaumige Latte Macchiato mit Hafermilch oder die knusprigen Frühstücksflocken mit Cashew- Joghurt. (Fast) alles ist plant based möglich.
Pflanzenbasierte Ernährung oder vegane Ernährung polarisieren. Die einen halten es für die gesündeste und nachhaltigste Ernährungsform für Mensch, Tier und Umwelt, andere fühlen sich bevormundet und sehen die Risiken der Mangelernährung, wenn vegane Ernährung ohne das nötige Fachwissen praktiziert wird. Besonder kontrovers wird die Frage diskutiert, inwieweit eine pflanzenbasierte oder rein vegane Ernährungsform für Babys, Kleinkinder, Jugendliche beziehungsweise Heranwachsende geeignet ist. Hierzu veröffentlichte die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) im Herbst 2020 im Rahmen ihres Ernährungsberichts die nicht-repräsentative „VeChi-Youth-Studie“. Diese Querschnittsstudie verglich das Ernährungsverhalten sowie die Nährstoffzufuhr und -versorgung bei veganer, vegetarischer und omnivorer Ernährungsweise bei Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 18 Jahren. Darin kamen die Wissenschaftlerinnen zu dem Ergebnis, dass es nur geringe Unterschiede in der Nährstoffversorgung der drei Gruppen gab. Die Studie stellte auch fest, dass Kinder und Jugendliche, die sich vegetarisch und vegan ernährten, gesundheitsfördernde Essgewohnheiten zeigten – sie nahmen mehr Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Nüsse zu sich. Veganerinnen griffen sogar am seltensten zu Süßwaren, Knabberartikeln und Fertiggerichten. Allerdings lag bei allen Probandinnen die Versorgung mit Vitamin B2, Vitamin D, Jod und Calcium im kritisch niedrigen Bereich. Vor allem Veganerinnen und Vegetarier*innen hatten eine signifikant niedrigere Eisenversorgung als die Kinder aus der MischkostGruppe.

Die Datenlage für eine vegetarische beziehungsweise rein vegane Ernährung bei Babys ist derzeit unzureichend, weshalb es keine generelle Empfehlung dafür oder dagegen gibt. Entscheiden sich Eltern dafür, müssen sie besonders auf eine ausreichende Versorgung mit den Mineralstoffen Eisen, Zink, Jod und Kalzium, Vitamin D sowie Omega-3-Fettsäuren achten, bei veganer Kost außerdem auf die Vitamine B2 und B12, zum Beispiel in Form von Baby-geeigneten Supplementen.

Trotz der zahlreichen Punkte, die beachtet werden müssen, ist es sinnvoll, sich mit pflanzenbasierter Ernährung auseinanderzusetzen, egal in welcher Ausprägung. Eine Ernährung, die zum größten Teil aus pflanzlichen Lebensmitteln wie Gemüse und Obst besteht, ergänzt durch geringe Mengen tierischer Lebensmittel wie zum Beispiel Fleisch, ist gut für unsere Gesundheit und beugt ernährungsbedingten Krankheiten wie beispielsweise Adipositas vor.
Studien zeigen jedoch, dass sich ein Großteil der Erwachsenen nicht an die Empfehlungen einer pflanzenbetonten Ernährung hält. Laut DGE gelingt es nur 15 Prozent der Frauen und sieben Prozent der Männer, die empfohlene Menge von fünf Portionen Gemüse (drei Portionen) und Obst (zwei Portionen) pro Tag zu verzehren. Im Durchschnitt konsumieren Frauen 3,1 und Männer 2,4 Portionen Gemüse und Obst pro Tag. Der Fleischkonsum liegt bei Frauen an der oberen Grenze der Empfehlungen und bei Männern übersteigt er die Empfehlungen um das Doppelte.
Unabhängig davon, wie eine pflanzenbasierte Ernährung definiert ist und ob man eine vegetarische oder vegane Ernährung persönlich für sinnvoll hält: Fakt ist, in Deutschland kommen zu wenig Obst und Gemüse auf den Teller.
Da Eltern eine klare Vorbildfunktion, insbesondere bei den Essgewohnheiten haben, ist die Diskussion zum Thema pflanzenbasierte Ernährung ein guter Anlaß die eigenen Ernährungsgewohnheiten zu verbessern und sich zu überlegen, wie die Qualität der Ernährung in der eigenen Familie gemeinsam im Alltag umgesetzt werden kann. Kinder jeden Alters kann man bei der Menüplanung und durch gemeinsames Kochen einbinden. Kreative pflanzenbasierte Alternativen für Milchprodukte und Fleisch können dazu anregen, neue Rezepte und Geschmackskombinationen auszuprobieren. Kleine Kinder lassen sich beispielsweise mit einer Regenbogen Challenge motivieren, Obst und Gemüse in allen Regenbogenfarben auszuprobieren.
Pflanzenbasierte Ernährung ist somit nicht nur ein Trend. Die Zukunft is(s)t plant based!