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Die Ecobilanz der Branche

10. März 2022, 12:41

Nachhaltigkeit steht im Fokus des Verbands der Deutschen Spielwarenindustrie – der DVSI hat eine eigene Position für diesen Bereich geschaffen und führt am 31. Mai in Nürnberg den Nachhaltigkeitstag durch. Die Spielwarenmesse widmet sich dem Thema mit Toys go Green in Vorträgen und Produktbeispielen. Bliebe die Frage, wie nachhaltig die einzelnen Unternehmen bereits arbeiten und wie wir als Branche „von außen“ beurteilt werden.

Eines ist sicher: Die Branche hat die Wichtigkeit des Themas Nachhaltigkeit in all ihren Facetten erkannt. Und ist sich auch bewusst, dass für die Umsetzung nicht mehr viel Zeit bleibt. There is no Planet B – diese Botschaft scheint angekommen. Letztlich ist mittlerweile auch genügend Druck entstanden, sei es durch die Sensibilität der Verbraucher, sei es durch die Anforderungen der – vor allem großen – Handelspartner oder auch die Bestrebungen des Mitbewerbs, der vielleicht ein paar entscheidende Schritte weiter ist im Rennen um die Gunst der Kunden. Natürlich geht immer noch mehr bei der Bestellung dieses komplexen Feldes. Während Dr. Harald Käb noch deutlichen Handungsbedarf in Sachen Nachhaltigkeit sieht, wohl aber die Bemühungen der einzelnen Unternehmen anerkennt, tut sich die Spielwarenbranche in der Öffentlichkeit noch schwer, bezüglich ihrer „Ecobilanz“ mit einer Stimme zu sprechen. Im jährlich erscheindenden DVSI-Index wird der Status Quo der Mitgliedsunternehmen erfasst, dokumentiert und auch medial verarbeitet. Ein Anfang ist also gemacht. Natürlich muss hier auch immer abgeprüft werden, inwieweit es sich um reale Parameter oder um „Greenwashing“ handelt. Denn „Grün zieht“. Die Versuchung, sich das Mäntelchen Eco umzuhängen, besser gesagt, die reine Weste anzuziehen, ist groß. Will man doch die Gunst der „Stunde Null“ nach der Pandemie nutzen und den Umdenkungsprozess der Verbraucher, die mehrheitlich ganz klar eine Bekenntnis zu einem veränderten Konsumverhalten aussprechen.
Wir haben auf den folgenden Seiten Unternehmer aus Handel und Industrie dazu aufgerufen, Stellung zu beziehen. Und sind überrascht, wie viel in der Umsetzung von nachhaltigem Agieren, Produzieren und Arbeiten schon „in Arbeit“ ist. In vielen Bereichen tun Unternehmen sich naturgemäß schwer. Beispielsweise in der Kunststoffverarbeitung bei der Findung alternativer Werkstoffe, die eine ähnliche Widerstandsfähigkeit aufweisen wie die herkömmlich verwendeten. Aber auch hier sind die Betroffenen entscheidende Schritte weitergekommen. Oftmals ist es die Beschaffung, die leider auch hier Probleme bereitet.
Erstaunlich und erfreulich ist, wie sehr interne Prozesse bereits auf den Prüfstand gestellt werden. Hier tun sich vor allem mittelständische Unternehmen hervor, die eine positive Klimabilanz nachweisen können.
Ein Aspekt, der vielleicht im Moment noch eher als „Nebeneffekt“ gesehen wird, kann uns als Branche noch in einem anderen Punkt entscheidend weiterbringen: Die Tatsache, dass stringent „am Produkt“ gearbeitet werden muss, um hinsichtlich verwendetem Material, Gestaltung und Verpackung durchgängig Nachhaltigkeit zu schaffen, führt zu kreativen und unglaublich innovativen Neuerungen, die bisher nicht denk- und machbar erschienen.
Und vielleicht das Wichtigste: Nachhaltige Innovationen, also neue unternehmerische Lösungen, die erfolgreich zur Anwendung gebracht werden, erzeugen neben einem wirtschaftlichen Gewinn gleichberechtigt ökologische und soziale Werte.


Nachgefragt …

Wie sind Sie in Ihrem Unternehmen in Punkto Nachhaltigkeit aufgestellt?


Dr. Harald Käb, narocon – InnovationConsulting

Wo steht die Spielwarenbranche heute in Sachen Nachhaltigkeit? Grundsätzlich ist der komplexe Begriff, der sich auf ökonomische, soziale und ökologische Ebenen ausdehnt, vielmehr als Prozess zu verstehen und weniger als Zustand. Ziel ist eine Wirtschafts- und Lebensweise, die auch kommenden Generationen ausreichende Ressourcen und gute Lebensqualität ermöglicht. Im ökologischen Zusammenhang stehen dabei vor allem der effiziente Einsatz von Ressourcen und deren Kreisläufe im Fokus.
Das Beste vorneweg: Die Branche hat ihre Aufgabe begriffen. Viele Markenunternehmen und Plattformen wie Verbände oder Messen sind inzwischen mit Wissen und Zielen ausgestattet. Sie informieren darüber und fördern somit nachhaltige Entwicklung in der Lieferkette. Denn aus Erkenntnis und Ehrgeiz werden am Ende bessere Produkte: langlebig und recyclingfähig, unter Einsatz von Rezyklaten und nachwachsenden Rohstoffen hergestellt.
Die größte Aufgabe liegt im Ersatz massenhaft eingesetzter fossiler Kunststoffe durch biobasierte oder recycelte Rohstoffe. Das ist möglich, wie erste Beispiele zeigen. Die Sonderschau „Toys Go Green“ der digitalen Spielwarenmesse 2022 hat aktuell und umfassend darüber informiert. Bis zum Mainstream ist der Weg noch weit. Ein „weiter so!“ wird es nicht geben, denn allein schon die Klimakrise wird Ignoranz nicht tolerieren. 

Thomas Pfau, CEO Nici GmbH

Nachhaltigkeit genießt bei Nici hohe Priorität. Mit Nici Green wurde eine eigene Produktwelt geschaffen, die ressourcenschonend hergestellt wird. Wir verwenden dort fast ausschließlich Plüsch- und Füllstoffe, die zu 100 Prozent aus recycelten Materialien bestehen. Hierfür werden vor allem alte PET-Flaschen zu RPET verarbeitet. Unser ehrgeiziges Ziel: Bis Ende 2023 sollen alle neuen Plüschtiere zu Nici Green gehören. Weitere Anstrengungen betreffen die Lieferkette: Wir arbeiten momentan an Lösungen, wie wir Transportverpackungen aus Kunststoff durch natürliche Alternativen ersetzen können. Darüber hinaus prüfen wir, welche Produktionsschritte wir zurück nach Deutschland holen können, um den frachtbedingten CO²-Ausstoß zu reduzieren. Nicht zuletzt wurde unser Lagergebäude mit intelligent gesteuerter, stromsparender LED-Beleuchtung ausgestattet.

Jochen Heil, Geschäftsführer JH-Products

Das Thema begleitet uns schon seit Jahren. Der Planet braucht dringend ein Umdenken auf vielen Ebenen. Auch eine stetig wachsende Zahl an Verbrauchen meidet beim Kauf Plastikspielzeug. Sehr vorbildlich …: Unser Partner „LeToyVan“ baut Premium-Holzspielsachen aus regenerativen Rohstoffen und achtet bei Verpackungen auf das Vermeiden von Kunststoffen. Auch versuchen wir als Importeure unsere anderen Partner zu möglichst plastik- und folienfreien Verpackungen zu bewegen. Auch in unserer eigenen Versandlogistik sorgen wir soweit möglich für die Wiederverwendung von Kartons. Die Folkmanis-Puppets sind allesamt aus Kunststoff-Plüschen gefertigt. Leider lässt sich das Konzept der naturnahen Gestaltung bisher aufgrund der verfügbaren Materialien kaum anders umsetzen, aber sie kommen ohne Umverpackung zum Händler. Leider erwarten teilweise große Versandhändler verpflichtend  Folienverpackung einzelner Produkte, obwohl eigentlich nicht nötig.

Joachim Ulbrich, COO und Prokurist bei Amigo Spiel + Freizeit GmbH

In den vergangenen eineinhalb Jahren hat sich Amigo intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt und intern die Weichen für eine nachhaltigere Zukunft gestellt. Wir werden künftig, wo immer möglich, auf Plastikinhalte und -Verpackungen verzichten. Im Frühjahr 2022 erscheint unser Topseller Halli Galli Junior in einer plastiklosen Verpackung: Kunststoffeinsatz, Sichtfenster und Kartensatz-Folierung wurden gegen nachhaltige Alternativen getauscht. Sogar die Folierung der Spielschachtel ist einem Aufkleber gewichen. In der zweiten Jahreshälfte folgt auch Halli Galli in einer plastikfreien Verpackung. Allein durch diese beiden Produkte können durchschnittlich sieben Tonnen Plastik pro Jahr eingespart werden. Wir wissen, dass noch ein langer Weg vor uns liegt. Wichtig ist: Wir gehen ihn gemeinsam. Denn nur wenn wir alle bereit sind, unsere Komfortzone aufzugeben, können wir nachhaltig etwas verändern.

Horst Neidhard, Geschäftsführender Gesellschafter Gebr. Faller

Als inhabergeführtes Unternehmen mit Sitz in einer kleinen Schwarzwaldgemeinde begleitet uns das Thema Nachhaltigkeit naturgemäß schon lange. Explizit in unserer Strategie verankert ist Nachhaltigkeit seit etwas mehr als zehn Jahren. Ziel dahinter ist es, die Entwicklungs- und Produktionskompetenz am Standort stetig zu verbessern, was sich in den verschiedenen Handlungsfeldern wie Ausbildung, Weiterbildung, Innovations- und Investitionspfade sowie Digitalisierung und Automatisierung niederschlägt. Naheliegendes, wie ressourceneffizientes Arbeiten und Energiesparen stehen strategisch schon seit 2005 auf unserer Agenda.
Auf der Suche nach nachhaltigen und zeitnah umsetzbaren Lösungen im Bereich Kunststoff sind wir aktuell zum Beispiel mit dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP. Mit der Hochschule der Medien in Stuttgart, Fachrichtung Verpackungstechnik, beraten wir uns über die Entwicklung und Einführung umweltschonender Verpackungslösungen.
Von unserer Mitgliedschaft in der FTO Fair Toys Organisation versprechen wir uns eine Professionalisierung unserer gesamten Lieferkette. Um gute Sozial- und Umweltstandards abzusichern beziehungsweise weiterzuentwickeln, sollen entsprechende Ziele und Handlungsfelder effizient definiert und bearbeitet werden.

ASS Altenburger

Umweltschonend zu handeln, ist ein wichtiger Teil des Selbstverständnisses von ASS Altenburger. Deshalb wird auf hohe Qualität und umweltschonende Produktion Wert gelegt. Dabei werden die Kunden und Lieferanten schon mit eingebunden. Aufgrund der Produkte, die zum größten Teil aus Papier und Pappe bestehen, kann sehr nachhaltig gearbeitet werden. Man will sich aber immer weiter entwickeln und verfolgt neue Ansätze: Kunststofffiguren werden durch Pappfiguren ersetzt, die man zusätzlich selbst zusammenbasteln kann. Außerdem wird nach und nach auf Kunststoff-Etuis, Kunststoff-Einlagen und Plastikfolie verzichtet. So will das Unternehmen Stück für Stück 100 Prozent plastikfrei werden. Wie das grüne Rommé, das den Anfang der neuen grünen Range macht – komplett FSC-zertifiziert.

Paul Heinz Bruder, geschäftsführender Gesellschafter Bruder Spielwaren

Bei Bruder herrscht der Slogan „Kunststoff ist Wertstoff“ – nach diesem Leitfaden ist die gesamte Produktionskette aufgebaut. Als Produzent von Spielwaren ist für uns dabei seit vielen Jahrzehnten ein nachhaltiges Wirtschaften ein Muss. Der Betriebsablauf ist nach ökologischen und sozialen Aspekten ausgerichtet. Seit über zehn Jahren ist das Unternehmen ISO 50 001 zertifiziert. Im Zuge dessen arbeiten wir stetig daran, die energetische Optimierung von Produktions- und dem Gebäudehaushalt voranzutreiben. Bei der Auswahl der Rohstoff-Lieferanten, greift Bruder auf langjährige europäische Partner zurück. Dadurch sind eine hochwertige Qualität nach EU-Normen und kurze Lieferwege gewährleistet. Das Papier für die Verpackungen besteht zu 90 Prozent aus recyceltem Material – der verbleibende Rest kommt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Unser hoher Qualitätsanspruch für die Spielzeuge garantiert eine besondere Langlebigkeit. Dazu kommt ein umfangreicher Ersatzteil-Service, über diesen, verloren gegangene oder beschädigte Teile ganz einfach nachgeordert werden können. So werden Bruder-Spielzeuge oft über mehrere Generationen von Kindern weitergegeben.

Josephine Dransfeld, Geschäftsführerin Heunec

Nachhaltigkeit und ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur und den Ressourcen geht uns alle an. Wir müssen jetzt agieren und unser Denken und Handeln umstellen, um unsere Welt – so gut es geht – für viele Generationen nach uns zu erhalten. Wir bei Heunec engagieren uns seit Jahren für die Einhaltung gehobener sozialer Standards, nachhaltige Kundenbeziehungen und umweltverträgliche Produktion unserer Produkte. Dieses gesteigerte Verantwortungsgefühl ist für uns Teil der Firmen-DNA und der Schritt zur Klimaneutralität somit selbstverständlich. 2019 erkannte ClimatePartner uns bereits für den Ausgleich sämtlicher CO2-Emissionen des deutschen Geschäftsbetriebs an. Inzwischen wurde der Scope auf die gesamte Logistik, Verpackungen und Produkte ausgeweitet, sodass die gesamte Heunec GmbH & Co. KG heute klimaneutral ist.

Thorsten Koss, Geschäftsführer Gollnest & Kiesel

Den Firmengründern und Gesellschaftern Gerhard Gollnest und Fritz-Rüdiger Kiesel waren und sind Nachhaltigkeit und soziales Engagement eine Herzensangelegenheit. Insofern steckt das Thema im Grunde schon in den Genen der Firma und jeder Mitarbeiter ist verpflichtet, daran mitzuwirken. Es geht von Kleinigkeiten wie Bewegungsmelder für die Innenbeleuchtung bis hin zu den großen Themen. So produzieren wir zum Beispiel in Europa mehr Strom über Photovoltaik, als wir verbrauchen. Mit unseren Holzspielzeugen binden wir zwar CO2, aber sind auch auf Holz angewiesen. Also pflanzen wir mehr Bäume im Jahr, als wir in der Produktion benötigen. Seit 2004 sind es mittlerweile 430.000 Bäume. Die Größe der Verpackungen richtet sich nach dem Inhalt und nicht nach Preispunkten, um Material einzusparen. Sind wir schon angekommen? Beileibe nicht. 100 Prozent kreislauffähig zu sein, ist uns noch nicht gelungen. Und manchmal fehlt auch einfach die Einkaufsmacht, recyclingfähige Halbfertigmaterialien zu vernünftigen, durchsetzbaren Preisen zu bekommen.

Tim Steffens, CEO Haba Familygroup

Bei der Haba Familygroup arbeiten wir seit über 80 Jahren für die schönste Zielgruppe der Welt: Kinder und ihre Familien. Dabei haben wir immer die Zukunftskompetenzen unserer Zielgruppe im Fokus. Unsere Kernwerte sind generationsübergreifendes Handeln, verantwortlicher Einsatz von Ressourcen und Entwicklung langlebiger Produkte. „Holzspielzeug, das in Bad Rodach produziert wird, gehört zu unserer DNA. Die Marke Haba steht für hochwertige Produkte zum Weitervererben. Und geht ein Spielstein verloren, kann nahezu jedes Ersatzteil über unser Kunden-Service-Center nachbestellt werden. Einkauf, Produktentwicklung, Marketing und Qualitätssicherung arbeiten zusammen an alternativen Materialien. Den Einsatz von Verpackungsmaterialien wollen wir weiter reduzieren. Wir haben allerdings auch Herausforderungen, die dem entgegenstehen: Recycelte Kunststoffe erfüllen bedauerlicherweise nur bedingt die spezifischen Anforderungen an Qualität. Und Verbraucher beurteilen große Verpackungen häufig als höherwertig.  

Jerome Herdramm-Schröder, Brand Manager, Step by Step & coocazoo

Nachhaltigkeit ist für uns ein wichtiges Thema. Bei der Herstellung unserer Schulranzen und Schulrucksäcke setzen wir auf nachhaltige Materialien wie zum Beispiel recyceltes PET. Wir arbeiten stets daran, unsere Produkte noch innovativer und nachhaltiger zu machen. So ist zum Beispiel unsere limitierte Sondereditionen in Zusammenarbeit mit dem WWF entstanden. Die Schulranzen und -rucksäcke der WWF-Edition bestehen aus Bio-Baumwolle und Ananasblattfasern. Auch beim Verpackungsmaterial und den Produkten beiliegenden Informationen achten wir auf Nachhaltigkeit und verwenden recyceltes Plastik oder FSC zertifizierte Pappe. Unseren CO2-Ausstoß halten wir so niedrig wie möglich. Was sich heute noch nicht verhindern lässt, gleichen wir zu 100 Prozent aus. Zur Sicherung sozialer Arbeitsbedingungen arbeiten wir mit der Fair Wear Foundation zusammen und zur Überwachung einer nachhaltigen Lieferkette unterstützt uns bluesign.

Axel Dammler, iconkids & youth international research

Wir stellen fest, dass die Spielwarenbranche mittlerweile auf allen Ebenen auf mehr Nachhaltigkeit setzt. Vergleichsweise einfach geht das bei den Verpackungen, die Unternehmen kommen hier auch gut voran. Die größte Herausforderung ist aber sicherlich, das so unglaublich variable und gut zu verarbeitende Material Plastik zu ersetzen. Da sehe ich noch große Herausforderungen, die auch nicht innerhalb von ein paar Jahren zu meistern sein werden. Die Branche wird Brückentechnologien nützen müssen, genauso wie es die Hybride bei den Autos sind. Gleichzeitig muss bei den Konsumenten ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass nachhaltige Produkte meistens teurer sind: Der durchschnittliche Preis pro verkauften Spielzeug wird wohl mehr oder weniger deutlich steigen. Auch der Handel muss sich deswegen darauf einstellen, dass in Zukunft zwar bestimmt mehr Geld für Spielzeug ausgegeben wird, dieses Geld sich aber auf weniger Spielzeugkäufe verteilen wird. Geld wird dann immer weniger über Masse, und mehr über die Marge verdient.

Dirk Engehausen, CEO Schleich

Nachhaltigkeit hat für Schleich höchste Priorität, denn wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass Kinder eine sorgenfreie und lebenswerte Zukunft genießen können. Wir haben daher eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, die zu wirklichen, messbaren Verbesserungen führt. In deren Kern steht die Entwicklung eines neuen Materials für unsere Figuren und Sets, das Qualität, Lebensnähe und unsere Nachhaltigkeitswerte perfekt verbindet. Darüber hinaus betrachten wir unser gesamtes Geschäft – zum Beispiel unsere Verpackungen sowie unsere ganze Wertschöpfungskette – und verbessern diese schrittweise unter Berücksichtigung aller relevanten Nachhaltigkeitsaspekte. Weitere Details zu unserer Nachhaltigkeitsstrategie werden wir ab Mitte des Jahres bekanntgeben. 

Ravensburger

Als Unternehmen mit Werten und Verantwortungsbereitschaft investiert Ravensburger seit 2019 verstärkt in nachhaltiges Wirtschaften. Ein interdisziplinäres Team von Ravensburger Mitarbeitern erarbeitete mit Experten eine Klimabilanz und eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie für die Ravensburger Gruppe. Die wichtigsten Ziele sind klimaneutrale Betriebe ab 2023 und die Reduzierung des CO2-Ausstoßes entlang der gesamten Lieferkette bis 2030. Derzeit stellt das Unternehmen den gesamten Betrieb auf Ökostrom um und unterstützt Klimaschutzprojekte der Organisation „Fairventures Worldwide“. Verringern soll sich auch der Anteil von Einwegplastik in Produkten. Der Anteil von zertifizierten nachhaltigen Materialien, etwa bei Papier und Pappe, soll weiter erhöht werden. Ein weiteres Aufgabenfeld ist die Einhaltung sozialer Standards in der gesamten Lieferkette. Zudem entwickelt Ravensburger gezielt Produkte, die bei Kindern die Sensibilität für Nachhaltigkeit fördern. Anfang 2022 etablierte das Unternehmen eine eigene Abteilung für Nachhaltigkeit.

Claudia Lässig, geschäftsführende Gesellschafterin Lässig

Für uns ist Nachhaltigkeit ein vielfältiges Thema und ein Prozess, dem wir uns von Firmengründung an intensiv widmen. Unsere Nachhaltigkeitsstrategie, die den Zielen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung folgt, beruht auf sechs Säulen: Material, Produktion und Produkte, Mitabeiterinnen sowie Kundinnen und soziales Engagement. Jede dieser Säulen ist stark von Nachhaltigkeitsaspekten geprägt – wir achten zum Beispiel auf ressourcenschonende Materialien, innovative Herstellungsprozesse, langlebige Produkte und bieten unseren Mitarbeiter*innen individuelle, familienfreundliche Arbeitsmodelle an. Damit kommen wir unserer Vision eines nachhaltigen, auf Menschlichkeit basierenden Wirtschaftens näher. Seit 2021 sind wir ein klimaneutrales Unternehmen und streben nach einer Reduzierung unserer Auswirkungen auf Klima und Umwelt, aus Liebe zu Mensch, Tier und Natur.

Thomas Eichhorn, Vorstand Zapf Creation

Bei Zapf Creation nehmen wir unsere soziale und ökologische Verantwortung gegenüber Kindern und Eltern schon seit der Firmengründung vor 90 Jahren sehr ernst. Als Vorreiter in der Puppenbranche haben wir unser gesamtes Sortiment im letzten Jahr auf plastikfreie Verpackungen umgestellt. Schon nach einem Jahr sehen wir ein beeindruckendes Ergebnis: Bis Mitte Dezember 2021 konnten wir bereits mehr als 65 Tonnen Einwegplastik einsparen. Wir fordern uns selbst heraus, unsere sozialen und ökologischen Ziele zu erreichen, möchten aber auch andere Unternehmen dazu animieren, Spielwaren fair und umweltfreundlich zu produzieren. Um hier an einem Strang zu ziehen, haben wir – zusammen mit anderen Unternehmen der Spielwarenbranche und Zivilgesellschaftlichen Organisationen – 2020 die Fair Toys Organisation (FTO) mitgegründet. Gemeinsam setzen wir uns für Programme und Verfahren ein, die die Sozial- und Umweltstandards in der Produktion verbessern.

Björn Seeger, Unternehmenssprecher Playmobil

Discover the Planet – mit Playmobil! Die Horst Brandstätter Group hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Bereits bis zum Jahr 2027 soll die Unternehmensgruppe klimaneutral sein und Emissionen vermeiden. Bis 2030 sollen die Geschäftsmodelle möglichst zirkulär sein, sprich Teil von geschlossenen Materialkreisläufen. Wie weit die Business Unit Playmobil schon heute nachhaltig agiert, zeigt das Projekt Discover the Planet. Die Themenwelt kommt ab Juli auf den Markt und besteht im Schnitt aus über 80 Prozent nachhaltigen Materialien. Dabei kommen Post-Consumer Recyclingmaterialien sowie biobasierte Kunststoffe zum Einsatz, der Großteil besteht aus Rezyklat, das aus ausgedienten Kühlschränken gewonnen wird. Die farbenfrohe Spielwelt steht für das Aufwachsen in einer Welt, in der Tiere und die Natur geschätzt und geschützt werden und vermittelt Wissen mit Spaß und einem Augenzwinkern. Dafür bietet sie eine detailreiche, exotische Tierwelt zum Zuhause entdecken und lädt Kinder in den für unser Ökosystem lebenswichtigen Regenwald in der Amazonasregion ein.

Christian Jakobs, Inhaber qnOOtsch Family Concept Store

Wir glauben, dass Nachhaltigkeit wahrhaftig Spaß machen soll und kuratieren daher in unserem Family Concept Store ausschließlich Marken und Produkte, die neben ihrer nachhaltigen Positionierungen insbesondere auch toll aussehen und unseren Familienalltag auf eine wirklich ästhetische Art und Weise bereichern. Darüber hinaus ist auch die Story hinter Brands für uns entscheidend. Hier müssen wir zu 100 Prozent dahinter stehen können und teilen diese dann gerne mit unseren Kunden im persönlichen Austausch oder online im Rahmen der Nachhaltigkeitsbewertung, die wir für jedes Produkt anhand zwölf vordefinierter Kriterien vornehmen. Natürlich verstehen wir das Thema Nachhaltigkeit als ganzheitliches Thema in allen Unternehmensbereichen und verwenden so zum Beispiel beim Interieur ausschließlich natürliche Materialien und Farben oder versenden beispielsweise unsere Bestellungen großteilig in recycelten Versandkartonagen.

Axel Kaldenhoven, CEO Schmidt Spiele

Selecta, eine Marke von Schmidt Spiele, steht seit über 50 Jahren für qualitativ hochwertiges Holzspielzeug in Handarbeit. Langlebigkeit und Nachhaltigkeit gehören hier seit jeher zur Markenidentität. Der Umwelt zuliebe verwendet Selecta überwiegend Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft – von Bäumen, die zu nahezu 100 Prozent in Deutschland gewachsen sind. Da Spielwaren von Babys und Kleinkindern so vielfältig benutzt werden, stellen wir an alle verwendeten Materialien höchste Qualitätsansprüche. Bei Selecta kommen nur umweltfreundliche Klebstoffe und Farben auf Wasserbasis zum Einsatz, die der Europäischen Norm für Sicherheit von Spielzeug (EN 71) entsprechen und somit absolut unbedenklich für das Kind sind. Gütesiegel wie das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit (Strapazierfähigkeit), ein TÜV-Zeichen (Sicherheits- und Schadstoffprüfung) oder die rote „spiel gut“ Plakette für pädagogisch wertvolle Sachen sind weitere Anhaltspunkte für gutes und nachhaltiges Spielzeug in unserem Unternehmen.

Wim Ouboter, CEO Micro Mobility

Unser Credo lautet „There is no Planet B!“ Wir versuchen stets innovativ, nachhaltig und fair zu sein. Bei der Produktion, den Materialien für unsere Produkte, externen und internen Vertriebsprozessen, aber auch als Arbeitgeber und Teil der Gesellschaft. Micro Produkte sind für ein langes Leben gemacht. Die Lenkstangen unserer Kids-Produkte wachsen mit dem Kind mit – von den ersten Schritten bis ins Vorschulalter. Außerdem bieten wir für jedes Produkt einen weltweit einzigartigen Reparatur- und Ersatzteilservice. Wir hatten schon Kunden, die einen 20-jährigen Roller bei uns reparieren ließen. Unser elektrisches Stadtauto, der Microlino, ist eine wahre Effzienbestie. Verglichen mit einer jährlichen Fahrtstrecke von 15.000 Kilometern in einem Benzinauto, können mit dem Microlino 2.491 kg CO2 eingespart werden. Dies entspricht 20 Flügen von London nach Paris oder 0.01 Flügen zum Mond und zurück. 2020 haben wir eine nachhaltige Kinderscooter Linie aus recyceltem Meeresplastik auf den Markt gebracht. In Zusammenarbeit mit „1% for the Planet“ spenden wir ein Prozent des Umsatzes unseres ECO-Sortiments an gemeinnützige Organisationen, die sich dem Umweltschutz widmen.

Dieter Strehl, Geschäftsführer Piatnik

Piatnik stellt langlebige Produkte her und achtet schon seit Jahren – lange bevor es ein Modethema wurde – auf nachhaltige Prozesse. Wir verwenden in der Produktion hauptsächlich Papier und Karton, die Materialien sind FSC-zertifiziert. Unsere Rohstoffe und Vormaterialien stammen Großteils aus Österreich und angrenzenden europäischen Ländern. Mit einer eigenen Produktion im Herzen Europas und dadurch kurzen Lieferketten reduzieren wir konsequent unseren CO2-Fußabdruck. In unserer Neuheit „DKT – Das klimaneutrale Talent“ stehen die Themen Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt, allerdings ohne erho-
benen Zeigefinger, sondern mit Spaß, Risikobereitschaft und einer Portion Glück. Wer verbessert die CO2-Bilanz und pflanzt die meisten Bäume? Können die fossilen Kraftwerke in erneuerbare Energiequellen umgewandelt werden, dann rückt im neuen Familienspiel das gemeinsame Ziel der Klimaneutralität immer näher!

Axel Gottstein, CCO – Chief Cuddling Officer sigikid

Wir glauben, dass die größte Nachhaltigkeit darin besteht, Produkte für Kinder zu machen, die sie ein Leben lang begleiten. Jedes Kuscheltier, was später noch auf dem Schreibtisch sitzt oder an die Enkel „vererbt“ wird, besitzt die höchste Nachhaltigkeit. „Legacy-Toys und nicht Deponie-Toys“ fand ich einen guten Satz auf der Messe. Wir selbst engagieren uns dazu in der Fair-Wear- und der Fair Toys Organisation, damit unsere Spielwaren nicht nur beim Kind nachhaltig sind, sondern auch in der Herstellung. Dies betrifft dabei soziale als auch Umwelt-Aspekte. Unsere sigikid Fairness definieren wir dabei nicht nur an den Sorgfaltspflichten bezüglich der Menschenrechte, sondern auch an einem ganzheitlichen Produktions-
ansatz. Das geschieht nicht über Nacht und braucht auch viel Überzeugungsarbeit. Aber wir sind hier auf einem guten Weg und gehen Schritt für Schritt nach vorne. Daher ist es für uns als Mittelständler auch so wichtig, Mitglied in diesen Vereinen beziehungsweise Organisationen zu sein, um diese Dinge auch mit Hilfe einer starken Gemeinschaft umsetzen zu können. Für eine nachhaltigere Welt und ein kuscheligeres Morgen.