Coppenrath Verlag – Der Jäger der verlorenen Schätze
Stellen Sie sich eine Schatzkiste vor, eine bis zum Rand prall gefüllte Schatzkiste – und Sie sind mittendrin! Wenn Ihnen diese Fantasie gelingt, wissen Sie ungefähr wie es ist, wenn beim Coppenrath Verlag die Tür aufgeht und Sie eintreten in das Universum von Wolfgang Hölker. Ich sage bewusst nicht Imperium. Hölker ist kein Imperator, er ist ein Weltentdecker, ein Kreativer, ein brillanter Geist, ein charmanter Filou und ein echter Grandseigneur. Bei allem ist er unprätentiös und so erfrischend „normal“ wie man als Jäger der verlorenen Schätze nur sein kann. Wolfgang Hölker überrascht. Lassen Sie sich anstecken von seiner Lebenslust!
Herr Hölker, wenn ich in Ihrem Verlagshaus und auch hier in Ihrem Arbeitszimmer um mich blicke, entdecke ich ein buntes, aber perfekt komponiertes Sammelsurium an Kindheitserinnerungen, Kunstschätzen, kleinen Kostbarkeiten, an Wunderbarem und an Sonderbarem. Ein Innenarchitekt könnte das nicht stimmiger zusammenstellen …
Das war kein Innenarchitekt, das war ich.
Sie wehren sich vehement dagegen, ein Sammler genannt zu werden. Was treibt Sie an, Dinge, die Ihnen gefallen, die Ihnen etwas sagen, zusammenzutragen?
Ich möchte Spuren hinterlassen, Spuren, denen Kinder oder Menschen, die Freude an schönen Dingen haben, gerne folgen. Es freut mich unheimlich, wenn ich am Flughafen ein Kind mit einem Felix-Koffer sehe. Felix wird immerhin im kommenden Jahr schon 25. Und hier im Verlag möchte ich, dass Besucher, Geschäftspartner, Kunden in unsere Welt eintauchen, unsere Welt entdecken können, dass sie spüren, wer wir sind.
Und wer sind Sie? Ein Suchender?
Sind wir das nicht alle? Wenn Sie neugierig durchs Leben gehen, entdecken Sie zwangsläufig schöne Dinge, wenn Sie offen dafür sind. Und ich bin Christ, da schaut man sowieso genauer hin. Der liebe Gott hat mich auf die Welt geschickt, um das zu tun, was ich mache. Er hat mir eine unbändige Neugier mitgegeben und Freude an großen und kleinen Dingen. Aber auch Achtsamkeit, damit umzugehen. Aber ich bin nicht dogmatisch. Es gibt auch andere Religionen, die mir etwas sagen würden. Diese Lebenshaltung haben wir auch versucht, an unsere Kinder weiterzugeben, die mittlerweile erwachsen sind. Lilly lebt heute in Berlin, Johanna ist im Verlag tätig.
Sind das die Vorboten eines Generationenwechsels?
Ja. Wir sind mittendrin. Ich werde im Oktober 70. Da muss man daran denken, dass es weiter geht. Johanna hat BWL studiert und ist die rechte Hand unseres Vertriebschefs Hubert Bergmoser. Seit 2016 haben wir zudem einen jungen Geschäftsführer, den Mann meiner Nichte, Dr. Lambert Scheer. Wir sind ein echtes Familienunternehmen.
Können Sie loslassen?
Das wird sich zeigen. Ich habe sehr gute Leute um mich, denen ich vertraue. Aber es ist auch gut, wenn man als Unternehmer nie die Existenzangst und Sorge verliert.
Sie begannen wie ein Start-up …
Ja. Und irgendetwas haben wir immer noch davon. Den Esprit. Wir machen viele Dinge anders. Dieses bunt und billig mag ich nicht. Aber wir müssen auch daran denken, unsere Produkte zu verkaufen, nicht zu abgehoben und elitär zu sein. Eine coole Mischung ist perfekt und unsere Bandbreite.
Sind Sie dankbar für Ihren Erfolg?
Ja. Das Leben hat es gut mit mir gemeint. Das ist nämlich keine platte Erfolgsgeschichte, die ich zu erzählen habe. Der Weg zum Glück ist häufig krumm. Meiner jedenfalls. Aber man lernt aus allem. Ich war immer Autodidakt. Mit 19 habe ich eine Galerie aufgemacht. Ziemlich erfolglos. Aber das war mit die schönste Zeit meines Lebens. Dann habe ich begonnen, Bücher zu machen. Das liebe ich. Wunderschöne Kochbücher. Gerade haben wir eines aus Mallorca aufgelegt.
Was ist Ihr erlernter Beruf?
Nachdem ich meine Schulkarriere abgebrochen habe, habe ich eine kaufmännische Lehre gemacht. Irgendwann bin ich in den Libanon gefahren, habe danach in Münster eine Werbeagentur aufgemacht und auf dem Land eine WG mit Künstlern gegründet.
In dieser zeitlichen Abfolge?
Nein. Ist das wichtig?
Nicht wirklich. Schauen wir nach vorn.
Gern. Ich bin noch nicht so alt, dass ich mich nicht mit der Zukunft beschäftige. Ich habe noch so viele Ideen und Inspirationen, will noch so viel lernen. Es gibt viel zu tun.
Was machen Sie am liebsten?
Dinge, die Freude machen. Ich habe zum Beispiel einmal mit Karl Lagerfeld ein Buch gemacht. „Des Kaisers neue Kleider“. Das war ein Highlight. Lagerfeld hat die Zeichnungen angefertigt. Ein faszinierender, hoch intelligenter, aber schwieriger Mensch. Neugierig wie ich. Und ebenso verliebt in seine Mitarbeiter. Seine Näherinnen behandelt er wie Königinnen.
Und wie behandeln Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich sage immer: Mich verlässt man nur der Liebe wegen. Ich hänge sehr an meinen Mitarbeitern, habe es ungern, wenn die weggehen. Das kränkt mich. Die meisten Leute sind zum Glück stolz darauf, hier zu arbeiten und bleiben auch sehr lange. Aber man muss es mögen. Wir pflegen eine große Nähe hier. Wer das nicht abkann und keinen Spaß am Produkt hat, fühlt sich bei uns nicht wohl.
Das klingt sehr familiär und bringt mich auf die Frage: Wie war Ihre Kindheit?
Ich hatte eine schöne Kindheit mit meinen drei älteren Schwestern. Mein Vater war Schreinermeister, meine Mutter wollte immer, dass wir unseren Weg gehen. Aber auf liebenswerte Weise, ohne Dünkel. Arschlöcher gibt es genug. Und das Schlimmste ist, die halten immer zusammen.
Eine echte Verlegerpersönlichkeit: Wolfgang Hölker stellte rechtzeitig und mit unternehmerischer Weitsicht die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Coppenrath Verlags
In den Showrooms in Münster tauchen Besucher in die faszinierende Welt von Coppenrath ein
Also bieten Sie einen Gegenentwurf?
Ja. Wir ticken hier anders. Wir sind ehrlich. Auch, was unsere Arbeit angeht. Wir legen höchsten Wert auf gute Qualität, aber wir erzählen den Leuten nicht, dass eine Jungfrau bei Vollmond den Teddy gestopft hat. Wir sind im Massengeschäft tätig. Aber auch da kann man ehrlich sein und gute Produkte machen.
Wie sieht Ihr Qualitätsmanagement denn aus?
Wir schauen unseren Produzenten in Asien ganz genau auf die Finger. Wir gehen in die Fabriken. Und wir haben eigene Leute dort sitzen. Wir können und wollen uns keine Rückrufe leisten.
Um diese Dinge kümmern Sie sich also auch?
Ich kümmere mich um alles. Auch, ob jemand auf unserem Messestand einen Stuhl angeboten bekommt.
Das stimmt. Danke nochmals.
Sonst wären Sie ja nicht vorbeigekommen.
Oh doch, ich wollte Sie kennenlernen und mit Ihnen sprechen, zum Beispiel auch über Mitarbeiterführung und Verantwortung.
Das können wir gut. Unsere Abteilungen agieren wie eigene Units. In jedem Team gibt es Mitarbeiter, die eigenverantwortlich ihre Aufgaben erledigen und im Sinne des Verlags handeln. Jeder Mitarbeiter hat dabei seinen Verantwortungsbereich und identifiziert sich daher stark mit seinen Arbeiten. Wenn beispielsweise eine neue Saison beginnt, fiebert jeder mit seinen Produkten und Titeln und hofft, den richtigen Riecher gehabt zu haben.
Sie können also gut Verantwortung abgeben?
Naja, manchmal muss ich schon Schmerzen ertragen. Aber ich muss auch erkennen, dass es Leute gibt, die besser sind als ich. Und junge Leute muss man fördern, das ist wichtig. Es muss ja weitergehen. Ich bin hier der Mutmacher.
Woran erkennen Sie gute Mitarbeiter?
Das weiß ich manchmal schon, wenn einer reinkommt und sich hinsetzt.
Und was macht Familie aus?
Alles. We are family. Meine Frau, meine Töchter, meine beiden Schwestern und nun auch Lambert – und die Mitarbeiter, wir alle sind Coppenrath. Wir halten zusammen, wir denken über Generationen hinweg, wir probieren auch mal was Verrücktes aus, wir machen Produkte aus Leidenschaft und wir haben einen langen Atem.
Darf ich mir noch ein Schlusswort von Ihnen wünschen?
Ich glaube, ich habe vieles richtig gemacht.