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Brennpunkt – Mehr Transparenz für die Branche

3. Februar 2021, 11:48

Die Spielwarenbranche befindet sich seit Jahren im Aufwind. Ende des Jahres 2020 lautete die frohe Botschaft sogar „Spielware setzt Höhenflug fort“. Der Corona-Pandemie geschuldet legten in der Tat die Big Player im oberen einstelligen Bereich zu, die Spieleanbieter gehörten ebenfalls zu den Gewinnern. Aber es gab und gibt auch Verlierer. Die Inhomogenität der Spielwarenbranche, ihr perspektivisches Wachstum und das daraus resultierende „Aufgabenheft“ der Unternehmen beleuchtet der sechste DVSI-Index.

Nie war sie so wertvoll wie heute, die Spielwarenbranche. Trotz Pandemie, trotz krisengeschuldeter Kaufzurückhaltung wuchs die Gesamtbranche in Deutschland im Jahr 2020 um 172 Millionen Euro, das entspricht einer Steigerung zum Vorjahr von elf Prozent. Damit setzte sich die virile deutsche Spielwarenlandschaft einmal mehr vom europäischen Umfeld ab.
Es ist jedoch nicht alles Gold, was glänzt. Veränderte Rahmenbedingungen in den Märkten, steigende Lohnniveaus in den Herstellerländern, verteuerte Transportkosten von den „Werkbänken“ in die Regale, boomende Einkaufspreise für benötigte Rohstoffe, die Anpassung an verschärfte Qualitäts- und Sicherheitsstandards, wichtiger Invest in Digitalisierung, drohende Strafzölle, Disruption im Handel, der Brexit, all das stellt die Unternehmen vor immer neue Herausforderungen, die strategische Kurskorrekturen erfordern.

Dieses prall gefüllte Hausaufgabenheft führte in der Vergangenheit dazu, dass nur sehr wenige, meist große, global agierende Unternehmen parallel dazu die „Kür“, sprich eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Der Mittelstand sowie die kleineren Manufakturen, die für Buntheit und Variantenreichtum sorgen, fielen oftmals durchs Raster der allgemeinen Aufmerksamkeit. Es fehlte die Lobby an entscheidenden Stellen, die Spielwarenbranche wurde nicht in Gänze als das wahrgenommen, was sie ist und was sie jetzt, in der Pandemie, wieder zeigen kann: Sie ist systemrelevant, ist zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig herangewachsen, sichert und schafft Arbeitsplätze und verfügt darüber hinaus über ein beachtliches Innovationspotenzial.
Es wird nicht langweilig in den Kinderzimmern solange die Unternehmen wissen, an welchen Schräubchen sie drehen müssen, so lange sie ihre Arbeit tun können. Der DVSI-Index, den der Deutsche Verband der Spielwarenindustrie Ende 2020 zum sechsten Mal auflegte, spiegelt nicht nur die Ist-Situation und die Herausforderungen, vor denen Unternehmen stehen, er stellt einen wichtigen analytischen Faktor bei der Zukunftsfähigkeit der Branche per se dar. Ulrich Brobeil gewährt im Gespräch mit Sibylle Dorndorf einen Einblick.

Bestandsaufnahme

Herr Brobeil, Sie haben mit Ihren Mitgliedsunternehmen zum sechsten Mal den DVSI Index aufgelegt, eine Branchenstudie, die aufzeigt, wo die deutsche Spielwarenindustrie steht und welche Auswirkungen die Pandemie auf die Geschäftstätigkeit und die Strategien der Unternehmen hat. War die Teilnahmebereitschaft höher als bei Ihren ersten Umfragen?
Fast 40 Prozent der befragten Unternehmen haben uns Auskunft gegeben. Damit können wir als Verband sehr zufrieden sein. Auch in den Jahren zuvor war das Feedback überdurchschnittlich gut, so dass wir jedes Mal ein repräsentatives Bild von der deutschen Spielwarenindustrie liefern konnten. Der DVSI Index ist fest etabliert und ein aussagekräftiges Tool unserer Profilierungsstrategie, um Medien mit validen Background-Informationen zu versorgen. Das gab es vorher in dieser Form nicht.

Seit dem ersten DVSI Index ist viel passiert. Können Sie kurz schildern, in welchen Bereichen sich neue Tendenzen und Weichenstellungen bei den Unternehmen ergeben haben?

DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil setzt mit den Mitgliedsfirmen auf eine nachhaltige Profilierungsstrategie des Industrieverbands in Richtung Endverbraucher und Öffemtlichkeit

Der Trend geht seit zwei Jahren, wenig überraschend, in Richtung ökologische Nachhaltigkeit. Dabei konzentrieren sich die DVSI-Mitglieder in erster Linie auf die Reduktion von Verpackungen, die Vermeidung von kritischen Stoffen sowie die Reduzierung von Material- und Energieaufwand bei der Herstellung von Spielzeug. Ein zweites wichtiges Thema sind nachhaltige Lieferketten, das durch die Pandemie zusätzlich an Relevanz gewonnen hat, vor allem unter dem Aspekt der Resilienz. In erster Linie stehen bei dem Thema aber faire Produktionsbedingungen in Zulieferländern im Fokus. In dieser Legislaturperiode soll das Lieferkettengesetz verabschiedet werden. Der DVSI zählt zu den Initiatoren der Fair Toys Organisation (FTO). Zudem hat der DVSI Compliance Regeln verabschiedet, die am 1. Januar 2021 in Kraft getreten sind.

Welche Ergebnisse des aktuellen DVSI Index haben Sie persönlich überrascht?
Überraschungen gab es nicht. Im März und Mai 2020 hatte der DVSI bereits in zwei Blitzumfragen seine Mitglieder zu den Auswirkungen der Epidemie für die deutsche Spielwarenindustrie befragt. In beiden Umfragen dominierte eine leicht optimistische Grundhaltung das Bild. Dieser stabile Optimismus spiegelte sich auch ein halbes Jahr später im DVSI Index wider. 58 Prozent der Befragten bezeichneten die Lage ihres Unternehmens als gut oder sehr gut, während nur 16 Prozent sie als ausreichend oder gar ungenügend betrachteten. Ange