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Brennpunkt – Generation X, Y, Z – ungelöst

19. Juli 2019, 10:54

Die Babyboomer stehen kurz vor dem Rentenalter, die Generation X genießt Großelternfreuden, Gen Y steht voll im Saft, die eher passiv orientierte Gen Z muss sich auch Generation Zero schimpfen lassen, während die nächste, noch unbenannte Generation sich in der globalen Bewegung Fridays for Future aktiv für den Klimaschutz einsetzt. Alle fünf Generationen grenzen sich durch unterschiedliche Lebensgewohnheiten und -konzepte voneinander ab. Noch nie waren die Merkmale, die Generationen auszeichnen, so divergent wie heute. Michael Lorenz, Inhaber der grow-up. Managementberatung, befasste sich im Rahmen seiner Buchrecherchen für „Generation Young“ mit der Thematik und stand Sibylle Dorndorf Rede und Antwort.

Herr Lorenz, welcher Generation gehören Sie an und was zeichnet diese Generation aus?
Ich bin 1963 geboren und damit ein Babyboomer. Als ich eingeschult wurde, bestand die durchschnittliche deutsche Grundschule aus vier bis fünf Klassen à 35 bis 40 Kinder. Ein Kind konnte damals über Leistung auffallen, am besten in Sport und/oder Mathe, und aus der Masse herausstechen oder es wurde wenigstens Klassenclown. Circa zwei bis drei Prozent der Kinder gingen nach der Grundschule aufs Gymnasium. Heute sind es je nach Bundesland 20 bis 40 Prozent der Kinder.

Sind Kinder heute cleverer?
Nein. Kinder sind heute nicht intelligenter oder lernfähiger als früher. Intelligenz oder Problemlösefähigkeit von Menschen ändert sich in evolutionären, nicht in geschichtlichen Zeiträumen. Aber das Leben ist einfacher geworden. Viel einfacher. Und es gibt viel weniger regulierende Filter. Als ich mit 14 meiner Mutter den Wunsch nach einer ersten HiFi-Anlage mitteilte, war ihre lapidare Antwort: „Viel Spaß bei der Ferienarbeit“. Gleich zu Beginn der Sommerferien fand ich mich in einem Remscheider Betrieb für elektrisch isoliertes Werkzeug wieder. Vor mir ein gigantischer, haushoher Berg von mit Plastiküberzug isolierten Schraubenschlüsseln. sandstrahlen?“

Die kurze Anleitung war: „Hier ist das Teppichmesser. Ist was schief gegangen beim Isolieren. Muss abgemacht werden. Fang gleich an und sag, wenn du fertig bist.“ Das war mein erster Kontakt mit der Arbeitswelt. Dutzende Jobs und Ferienarbeiten folgten. Bei keiner der Arbeiten gab es: Feedback. Niemand hat je gefragt: „Wie geht es Dir?“, „Hast Du Freude am Garten- und Landschaftsbau?“, „Magst Du den ganzen Tag Steckdosen sandstrahlen?“
Die gute Nachricht: Man lernte auf sehr deutliche und einprägsame Art, dass es sehr unterschiedliche Menschen im Arbeitsleben gibt und Gespräche in den Pausen nicht so komplex und mehrschichtig wie in meinem Bildungsbürger-Elternhaus sein mussten und konnten.
Die Menschen mit denen ich arbeitete, erschienen mir aber alle ganz ok und überwiegend nicht unzufrieden. Es wurde eigentlich wenig über den Job gesprochen und ich kann mich an intensiveres Gemecker nicht wirklich erinnern. Solange Essen und Wetter in Ordnung waren und das jeweilige Tages-Modell in der BILD-Zeitung große Brüste hatte (damals gab es noch ein Pin-up-Girl), war der Tag im Lack. Mit 17 Jahren hatte ich 1980 eine relativ geklärte Vorstellung, was ich vom (damaligen) Berufsleben erwarten konnte und was nicht.

Michael Lorenz ist Berater, Managementtrainer und Speaker. Er leitet die grow.up. Managementberatung. Vorher war er Geschäftsführer bei Kienbaum und für das Geschäftsfeld Human Resources verantwortlichgrow-up.de

Ihr Buch trägt den Titel „Generation Young“. Sie sind weit davon entfernt, das merke ich jetzt schon, die „jungen Generationen“ zusammenzufassen. Es gibt hier gravierende Unterschiede in den Lebenskonzepten. Gibt es aber auch etwas, was alle Generationen eint?
Ja, das gibt es. Nämlich das Gejammer über die Jugend. Und das gibt es seit Beginn der Menschheit. Hier ein paar aktuelle Zitate:
„Die Jugend liebt heute den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt mehr vor älteren Leuten und diskutiert, wo sie arbeiten sollte. Die Jugend steht nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern und tyrannisieren die Lehrer.“
„Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.“
„Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe.“

Stammtischparolen ..?
Mitnichten. Das erste Zitat ist von Sokrates, griechischer Philosoph, 470-399 v.Chr, das zweite ist von Aristoteles, auch griechischer Philosoph, 384-322 v. Chr. Und das dritte stammt aus einem Keilschrifttext aus Ur um 2000 v. Chr. Es gab also zu allen Zeiten das Klagen älterer Generationen über die nachfolgenden. Ich glaube, das sind die ganz normalen Effekte der Unterschiede zwischen Älteren und Jüngeren. Was jedoch nur wenigen Generationen seit Beginn der uns bekannten Geschichte gegeben ist, ist, erleben zu dürfen, wie sich mehrere Generationenfolgen hintereinander ohne gravierende kriegerische Auseinandersetzung entwickeln.
Es ging nach dem zweiten Weltkrieg immer nur aufwärts. Der Wohlstand mehrte sich und es ist und war immer von allem da. Das führt zu interessanten Themen in den Familien von Heranwachsenden: Auf die Frage: „Du machst ja bald dein Abitur, was willst du denn danach machen?“ reagiert mal der angesprochene Jugendliche, mal einer der beiden oder beide Elternteile gereizt. Dabei ist Orientierungslosigkeit in der Jugend ganz normal. Auf die Frage: „Wie geht’s deinem Sohn?“ kommt von einem Freund Anfang 50 die Antwort: „Gut. Er hängt rum und spielt tagelang Spiele, bei denen er Trolle verhaut.“ Ganz normal. Heutzutage ist man manchmal etwas später in der Pubertät und dafür gerne auch etwas länger.
„Und, was machst du nun nach dem Abi?“
„Irgendwas Soziales. In Afrika.“
„Und? Schon einen Platz?“
„Nee, ich war am Freitag bei der Stadt wegen der Impf-Bescheinigung. Die waren aber um 14 Uhr nicht mehr da.“ Ach was, tatsächlich.
Jugendliche in unseren Wohlstandsländern haben im Durchschnitt viel mehr Möglichkeiten der Selbstverwirklichung als jede Generation vor ihnen. Und das ist doch wirklich eine Freude. Auch, wenn die vielen Möglichkeiten möglicherweise temporär manche Überforderung bewirken. Sie werden ihren Platz im Leben finden. Wie alle anderen Generationen vorher auch.

Heute gehören wir Babyboomer zum alten Eisen, früher waren wir die Revoluzzer. Behält man die Merkmale seiner Generation bis ins Alter? Sind das die Großeltern, die bei Fridays for Future mitlaufen?
Auch hier gebe ich gern wieder ein Beispiel aus dem täglichen Leben zum Besten: Ein Vater der Babyboomer-Generation: „Meine Tochter ist militante Veganerin. Also wirklich militant. Gummibärchen sind ein Problem für sie wegen der Gelatine. Im Moment arbeitet sie gerade daran, dass ein ganzer Stadtteil in Berlin vegan wird.“ So weit, so gut. Wer mit 24 kein Revolutionär ist, hat kein Herz – so ein von Theodor Fontane entliehener Sponti-Spruch der 68‘er. Es muss das Recht und auch die Verpflichtung jüngerer Generationen sein, sich gegen die etablierten Ordnungen älterer Generationen aufzulehnen. Ich bin der festen Überzeugung: Die Generationen wechseln sich wahrscheinlich immer etwas ab. Die Hippie-Generationen bringen die angepassten Spießer-Generationen hervor. Den Spießer-Kindern sind ihre Eltern irgendwann peinlich. Davon grenzen sie sich ab. So entstehen Punks. Allerdings muss man bei der aktuellen Jugend-Generation schon auch die andere Seite sehen. Ein Vater: „Sie wollen alle ihr schönes, gesichertes Zuhause. Sie sind unglaublich tolerant und oft auch ein bisschen naiv. Man muss sie inzwischen wirklich aktiv darauf vorbereiten, wie die Welt tickt.“

Also „Wer mit 40 immer noch Revolutionär ist, hat keinen Verstand …“?
Die Aussage kann ich verstehen, kann ihr aber nur zum Teil zustimmen. Wo die Hoffnung auf gravierende Veränderungen im Glauben an das Kommen der alle Verhältnisse umwälzenden Revolutionen besteht, wird sich diese Hoffnung möglicherweise aber eben auch nicht erfüllen.
Es gibt in der katholischen Kirche seit mehreren hundert Jahren die Hoffnung, es möge doch bitte zu gravierenden Umwälzungen kommen. Martin Luther könnte darüber sehr authentisch berichten. Über die Unmöglichkeit, solche Veränderungen tatsächlich durchzuführen, könnte Papst Franziskus wahrscheinlich auch sehr beeindruckend referieren. Aber es muss ja gar nicht disruptiv und revolutionär gehen. Veränderungen können ja auch evolutionär erfolgen. Und auch wenn die Veränderungen durch Evolutionen erfolgen, können sie durchaus noch revolutionäres Gedankengut beinhalten. Der lange Marsch durch die Institutionen der 68‘er Generation ist ein gutes Beispiel für diese nach außen etwas gemäßigtere, nur anfangs revolutionäre und später dann doch sehr evolutionäre Variante.

Vom Turnschuhminister zum Träger des edlen Zwirns, das ist durchaus evolutionär …
„Ohne ein allgemeines Klima des Aufbruchs hätten die Wohngemeinschaften, die Kinderläden, die handwerkelnden Genossenschaftler, die Landkommunen, hätten der Feminismus und die reformpädagogischen Experimente nicht ihre prägende Kraft gewinnen können“, meint Mathias Greffrath in seiner Rezension des Buches von Sven Reichardt. Der Historiker zeigt in seinem Buch Authentizität und Gemeinschaft, wie das linksalternative Milieu und dessen Lebensformen vor 40 Jahren die Bundesrepublik modernisierten. Ob die vielen Alt-68‘er, die den langen Gang durch die – häufig öffentlichen – Institutionen und in ihrer heutigen Rolle als Arbeitsrichter oder Chefarzt angekommen, die Performance dieser Organisationen allerdings im Durchschnitt wirklich nachhaltig verbessert haben, und nicht mit ihrer Gedankenwelt auch sehr viel Post-Sponti-Durcheinander erzeugt haben, darf stellenweise mit gutem Recht bezweifelt werden. Aber – sei es drum: Sie waren sicher wichtige Motoren der Liberalisierung und Demokratisierung von Erziehung und Pädagogik.
Ganz generell: Wir sind der Überzeugung, dass sich viele Generationen etwas von den vorhergehenden unterschieden haben. Menschen, die zu ähnlicher Zeit ähnliche Lebensphasen durchlaufen, entwickeln gewisse Grundprägungen und Überzeugungen, Meinungen und Werte. Diese Einstellungen dienten oft nicht zuletzt der Abgrenzung gegenüber den älteren Generationen, mal mehr, mal weniger rebellisch. Die individuellen Unterschiede zwischen den Menschen einer Generation waren und sind aber immer weitaus größer und vielfältiger als die Unterschiede zwischen den Generationen. Diese lassen sich häufig nur in ganz wenigen soziologischen Variablen stabil nachweisen und verändern sich eher graduell über die Generationenfolge hinweg.

Die Gedankenwelt der jungen Generationen zu erfassen, das ist beispielsweise für Handel und Industrie überlebenswichtig. Wie müssen Produkte aussehen, die die Generation Z begeistern? Was gefällt der Generation X, was lehnt die Gen Y ab? Wo kaufen die einzelnen Generationen ein, lieber im stationären Handel oder shoppen sie lieber im Web – oder präferieren sie beides. Kann man auf Basis Ihrer Erkenntnisse hier Aussagen treffen?
Ich könnte mir vorstellen, dass es vor dem Hintergrund der immer deutlicher werdenden schädigenden Auswirkungen unseres aktuellen Lebensstils in den Industrieländern schon und hoffentlich zu einem ökologischen Wandel bei jungen Menschen kommen wird. Ob vegane Ernährung und regionale Erzeugung, ob plastikfreie Verpackung oder Share-Economy: Die nicht mehr abreißenden Meldungen über Natur- und Wetterkatastrophen werden sicher bei vielen jungen Menschen zu einem Einstellungswandel führen. Ob dieser auch zu einer realen und nachhaltigen Veränderung von eigenen Lebensstilen führt, sodass tatsächlich ökologischer gelebt und gehandelt wird, Lebensmittel nicht so weggeworfen werden wie heutzutage und zu Fuß in den Urlaub gewandert wird, kann ich mir im Moment noch schwer vorstellen, will mir das aber wünschen und hoffen.
Ich erlebe aber – insbesondere bezogen auf das Thema Nahrungsmittel eine deutliche Einstellungsveränderung der älteren Baby-boomer – na klar, die haben auch wieder etwas mehr Zeit und im Durchschnitt auch mehr Geld zur Verfügung. Beim Thema Flugreisen und Kreuzfahrten kann ich allerdings derzeit leider noch keine Veränderungen des Verhaltens erkennen.

Die Bewegung Fridays for Future zeigt, wie schwer es ist, dass sich die Generationen wieder aufeinander zu bewegen, dass sie gemeinsam Zukunft gestalten. Wo sehen Sie Lösungsansätze?
Ach, empfinden Sie das wirklich so? Ich betrachte die Entwicklung im Gegenteil mit großer Freude. Ich war schon etwas in Sorge, dass viel zu brave und angepasste Generationen entstehen. Ich finde, Jugend muss sich gegen die bestehenden Verhältnisse auflehnen. Sonst sind keine gravierenden Veränderungen möglich. Aber ich entstamme natürlich auch den Anfängen der grünen Bewegung, ich habe meine
Teenie-Jahre in Bonn auf Demonstrationen gegen Nato Nachrüstungsbeschlüsse und gegen jede Menge Atomkraftwerke verbracht und bin natürlich für informationelle Selbstbestimmung auf die Straße gegangen. Mir haben sich die älteren Generationen viel zu sehr auf die jungen Generationen zubewegt. Einer meiner Freunde renoviert gerade sein Haus und zieht ins Altenteil in die obere Etage. Ins Erdgeschoß zieht sein ältester Sohn mit seiner Frau. Seine beiden anderen Kinder leben auch noch im Haus. Was heute nach Familienidyll aussieht, hätte damals nicht nur mich in den Wahnsinn getrieben – mit 14 war ich fertig mit meinen Eltern. Die waren schlicht doof. Und alle Menschen meines Alters, die ich kannte, fanden ihre Eltern auch doof. So wollte man nie, nie, nie und auf keinen Fall werden. Mit meinen Eltern unter einem Dach zu leben, war schon mit 14 unerträglich. Mit 17 1/2 wurde ich von meiner Mutter aktiv und endgültig dazu bewegt, auszuziehen.

Sind Eltern heute denn anders?
Na klar. Sie sind cool. Sie leben cool. Sie ziehen sich cool an. Sie hören coole Musik. Sie machen coole Urlaube. Sie sind nicht doof. Wovon um alles in der Welt will man sich da noch abgrenzen?
Begeistert erzählte ein Seminarteilnehmer, dass seine 27- und 29-jährigen Kinder seit einigen Jahren wieder gerne mit in den Familienurlaub fahren. Und es dann immer sooo nett sei. Wie viele Eltern heute, verstehen auch sie sich als Partner und Freunde. Oder – wie es eine Radiosprecherin bei WDR 2 ausdrückt: Früher gab es Rock ‘n‘ Roll gegen die Eltern, heute mit den Eltern.Der alternative Aufbruch der 70er Jahre bescherte uns eben nicht nur lang erinnerbare Bilder von grün-alternativen Menschen in Latzhosen und Opa-Hemden bei Anti-Atomkraft-Demos im Wendland, sondern wirkt auch noch über die Veränderung der Beziehungen zwischen den Generationen lange nach. Die liberalen und anti-autoritären Erziehungsmethoden von damals führten auf direktem Wege zu einem heute deutlich partnerschaftlicherem Umgang zwischen Eltern und Kindern. Aber manche Experten warnen auch: Alle Jugendstudien der letzten Jahre berichten über eine zunehmend angepasste Generation. „Eltern und Kinder verstehen sich heute zu gut“, sagt der Soziologe Holger Selge in der zitierten DLF-Sendung.

Also doch zu angepasst …?
Die letzte Shell-Studie im Jahr 2015 versah die Jugendlichen mit dem Label pragmatisch-angepasst. Natürlich sind solche Etikettierungen immer sehr verallgemeinernd. Die individuellen Unterschiede zwischen einzelnen Jugendlichen sind viel größer als die Unterschiede zwischen den soziologischen Generations-Merkmalen. Aber auch der im Jahr 2017 vorgestellte 15. Kinder- und Jugendbericht im Auftrag der Bundesregierung sorgt sich über ein Verschwinden der Jugend.
Vom Druck zur biografischen Selbstoptimierung ist dort bereits bei Jugendlichen die Rede — und immer wieder davon, dass derzeit niemand mehr weiß, was Jugend angesichts von Ganztagsschule, G8-Abitur und Praktika eigentlich noch bedeutet.

Viele Erwachsene verteufeln die Demos der F4F-Bewegung. Wieder andere protestieren mit und engagieren sich. Die Manifeste der Kinder und Jugendlichen wühlen vieles auf. Auch einen neuen Generationenkonflikt. Kann daraus etwas konstruktives entstehen?
Ach, völlig egal. Alte Menschen eben. Gestrig. Demonstrationen sind dazu da, dass Menschen anfangen, nachzudenken. Das geht nur, wenn man auf sich aufmerksam macht. Wenn sich daraus eine wieder stärkere Abgrenzung der Generationen untereinander ergibt – um so besser. Die Jugend ist die dynamische Kraft in einer Gesellschaft. Für Sigmund Freud war der Gegensatz der Generationen der Motor der gesellschaftlichen Entwicklung. Wir müssen in den Dialog kommen, welche Generation von welcher will, dass sie anders lebt, leben soll oder gelebt hat. Aber: Kindern und Jugendlichen müssen wir auch helfen zu verstehen, dass die leeren Versprechen der Instant-Welt sich früh als Illusion erweisen. Sie bis 30 in Watte zu packen und dann mit ihrem unselbstständigen Leben allein zu lassen, wird viele zu wenig resiliente und mit ihrem Leben überforderte Menschen produzieren. Daher: Lieber wieder Leistungsanforderungen und Noten, die den Namen auch verdienen. Das heißt für Kindergarten, Schule und Universität aber leider auch: Du kannst es schaffen, wenn du dich wirklich anstrengst und nicht, weil du bist. Und das ist wirklich ein Credo älterer Generationen.

Herr Lorenz, ich bedanke mich für diese erfrischenden Erkenntnisse und das hoch interessante, reflektierte Gespräch!