Brasilien – Der Status zählt
Schön, schick und möglichst stylisch müssen neue Produkte daherkommen, um auf dem brasilianischen Markt zu bestehen. Wer die sehr trendbezogenen Brasilianer überzeugen will, sollte daher schon einiges in Markenauftritt und Marketing investieren. Dafür sind die besser gestellten Familien in Brasilien auch bereit, viel Geld für ihren Nachwuchs auszugeben.
„Das kann man nicht mit Deutschland vergleichen“, sagt Katharina Gründig Figueiroa, Projektleiterin Auslandsmessen bei der Koelnmesse. Die kleinen Prinzen und Prinzessinen würden grenzenlos verwöhnt und ausstaffiert. Und wer ein Baby erwartet und etwas auf sich hält, engagiert zuerst einmal eine Innenarchitektin, damit alles schön aufeinander abgestimmt ist im Kinderzimmer – bis hin zu den niedlichen Kleidchen im Schrank.
Die brasilianische Gesellschaft teilt sich in viel mehr unterschiedliche Schichten auf als in Deutschland. Interessant für die Baby- und Kleinkindbranche sind vor allem die besser gestellten Familien, die bereit sind, üppig in Status zu investieren. Allen gemein ist der Wunsch, sich abzuheben von der Masse – auch mit dem, was sie für ihre Kinder kaufen. Babyausstattung im Supermarkt oder Discounter zu besorgen ist daher tabu. Geshoppt wird im Fachhandel oder im Internet. Der Fachhandel ist zweigeteilt, so finden sich viele kleine, sehr spezialisierte Geschäfte, die mittel- bis hochpreisige Ware anbieten. Diese äußerst kleinteilige Handelsebene konsolidiert sich gerade. Dazu kommen große, stark expandierende Ketten wie zum Beispiel der Tip Top Megastore.
„Die meisten Fachhändler haben auch einen Online-Shop“, so Gruendig Figueiroa. Das sei ganz wichtig, denn Brasilianer gelten als begeisterte Nutzer von Internet und neuen Medien. So kaufen zum Beispiel 34 Prozent der Mütter Babyprodukte im Internet und 90 Prozent nutzen es, um sich über Themen und Produkte rund um das Kind zu informieren. Da ist es keine Seltenheit, dass ein Kunde per WhatsApp beim Fachhändler eine Auswahl an Stramplern in bestimmten Größen und Farben anfordert und am nächsten Tag im Laden zum Begutachten vorbeikommt.
Dass Brasilien als Markt wichtig ist trotz der aktuellen Wirtschaftskrise, steht für Gründig Figueiroa außer Frage. Es ist weltweit der siebtgrößte Markt für Kinderausstattung und teilt sich diesen Rang mit Spanien. 2015 wurden dort 2,9 Millionen Kinder geboren. Von der Rezession sei die Branche deutlich weniger betroffen als andere: „Brasilianer bekommen weiterhin viele Kinder, die sie von A bis Z verwöhnen.“