Branche: Verband wandle dich

16. Januar 2025, 8:03

Vedes verbindet seit über 120 Jahren Tradition und Innovation im Spielwarenhandel. Im Interview mit Astrid Specht erläutern die neuen Verbandsvorstände Julia Graeber, Dominik von Rodde und Mathias Kempe, wie die Marke durch digitale Strategien, Nachhaltigkeit und emotionale Einkaufserlebnisse zukunftsfähig bleibt.

Frau Graeber, Herr von Rodde, Herr Kempe, Vedes ist eine über Jahrzehnte gewachsene Marke im Spielwarenhandel. Welche Maßnahmen ergreifen Sie weiterhin, um die Marke Vedes insgesamt im umkämpften Spielzeugmarkt zu stärken?
Julia Graeber: Die Vedes hat mit ihren 120 Jahren nicht nur eine lange Tradition in der Spielwarenbranche, sondern genießt auch einen hohen Bekanntheitsgrad innerhalb der Bevölkerung. Vor diesem Hintergrund freuen wir uns besonders, dass die Vedes Ende 2024 zum vierten Mal in den exklusiven Kreis der „Marken des Jahrhunderts“ aufgenommen wurde – eine besondere Auszeichnung, die es nur alle drei Jahre gibt, überreicht von Dr. Florian Langenscheidt. Über lange Zeit hinweg der Königsklasse der deutschen Markenlandschaft anzugehören, ist ein großartiger Erfolg für die Vedes. Diese Auszeichnung bestätigt unsere Mission: mutig nach vorne blicken, Veränderungen aktiv gestalten und dabei immer unseren Werten und Wurzeln treu bleiben. So gestalten wir die Zukunft des Spielwarenhandels. Um die Marke Vedes weiter nachhaltig zu stärken, setzen wir auf eine klare Markenstrategie, die Tradition und Innovation verbindet. Wir fördern die Wiedererkennung durch konsequente Markenkommunikation und stärken die Bindung zu unseren Handelspartnern. Zudem investieren wir weiter in unsere Omnichannel-Strategie, damit unsere starke Marke Vedes auf allen Kanälen präsent und damit in den Köpfen der Konsumenten fest verankert ist.

Wie schaffen Sie es, diese Marke insbesondere bei der jüngeren Zielgruppe, also unter 40, bekannt und relevant zu halten?
JG: Grundsätzlich ist eine starke Marke in unserem harten Wettbewerbsumfeld das A und O! Die jüngere Zielgruppe erreichen wir insbesondere über digitale Kanäle wie Social Media. Darüber hinaus sorgen kreative Online-Kampagnen dafür, dass die Vedes in den Lebenswelten junger Eltern präsent ist. Gleichzeitig legen wir Wert auf nachhaltige und innovative Produkte, die den Werten dieser Zielgruppe entsprechen. Aktionen wie Familien-Events, interaktives Erlebnis-Shopping und zeitgemäße Omnichannel-Angebote schaffen eine Verbindung zwischen der starken Traditionsmarke und den Erwartungen der heutigen jungen Kundschaft. So bleibt die Vedes authentisch und gleichzeitig nah am Puls der Zeit.

Wie schafft es die Vedes, das stationäre Ladengeschäft zu einem „Point of Emotion“ zu machen, der Kunden nachhaltig begeistert?
Dominik von Rodde: Je digitaler unsere Welt wird, umso mehr sehnen sich die Menschen nach echten Erlebnissen, greifbaren Dingen und schönen Materialien, wollen Spiele und Spielsachen live entdecken. Spielerische Elemente, liebevoll gestaltete Verkaufsflächen, die Erfüllung von Sonderwünschen und interaktive Angebote sorgen dafür, dass die ganze Familie über Jahre hinweg eine emotionale Bindung zum Fachhändler aufbaut. Wichtig ist aber auch die persönliche Beratung: Unsere Händler sind die wahren Experten vor Ort, denn ihr Fachgebiet ist die Familie mit all ihren Facetten und in jeglicher Konstellation – sie kennen ihre Kunden und deren Bedürfnisse ganz genau. Der Verbraucher ist kein „anonymes Wesen“, sondern kann sich auf die Fachkompetenz und die Auswahl beim Händler seines Vertrauens verlassen. Die Kombination aus Erlebnis, persönlichem Service und einem klaren Fokus auf Familienbedürfnisse begeistert die Kunden nachhaltig.

Welche Rolle spielen Erlebniswelten, Events oder interaktive Elemente in Ihren Geschäften, um den Einkauf emotionaler und einzigartiger zu gestalten?
DvR: Spielwaren sind so emotional wie kaum ein anderes Warensegment, denn sie verbinden Generationen und schaffen gemeinsame Erlebnisräume. Emotionen und Erlebnisse transportieren sich aber nicht gleichermaßen online wie in der physischen Welt. Und genau hier punktet der Fachhändler mit seinem haptischen, emotionalen Einkaufserlebnis. Hier werden Spielsachen richtig in Szene gesetzt, können angefasst und ausprobiert werden. Mit diesen Alleinstellungsmerkmalen wird der stationäre Händler zum Freizeitziel für Familien.
Mathias Kempe: Die Vedes Dienstleistungsplattform bietet ein umfangreiches Service-Portfolio, um einen echten Point of Emotion zu schaffen. Gleichzeitig gilt es aber auch, die digitale Erlebniswelt weiter auszubauen und zusätzlich virtuelle Einkaufswelten zu gestalten, die zum Entdecken einladen. Denn der Königsweg besteht aus dem Zusammenspiel des stationären Handels mit der digitalen Welt. Auch dafür bietet die Vedes mit ihrer vernetzten Omnichannel-Strategie innovative Lösungen, damit unsere Händler ihre Kunden auf allen Kanälen begeistern.

Digitale Shopping-Lösung beim Vedes Fachgeschäft Hobauer in Forchheim
Viel Vedes Spaß bei der „Spielkiste“ in Gera: Vedes veranstaltete in Zusammenarbeit mit dem „Mehr Zeit für Kinder e. V.“ die Aktion „Spielen am Nachmittag“ und sorgte für strahlende Kinderaugen.

Wie können diese Maßnahmen zu einer lebendigen Handelslandschaft in den Innenstädten beitragen?
DvR: Letztlich geht es darum, die Innenstadt als lebendigen Treffpunkt mit Vielfalt und Mehrwert zu gestalten. Dabei ist es wichtig, dass alle Akteure gemeinsam aktiv werden und an einem Strang ziehen, um ein einzigartiges Einkaufserlebnis zu schaffen, das Online-Shopping ergänzt. Nachhaltigkeit, Pop-up-Stores und flexible Nutzung von Verkaufsflächen sprechen den modernen Verbraucher an. Zudem können digitale Werkzeuge und personalisierte Angebote die Kundenbindung stärken. Aber nur gemeinsam kann die Vielfalt und Attraktivität der Innenstädte nachhaltig gesteigert und die Handelslandschaft zukunftsfähig aufgestellt werden.
JG: Hier ist sicherlich auch die Politik gefordert, in Richtung des stationären Fachhandels aktiv zu werden. Den Mittelstand trifft momentan nicht nur die gesamtwirtschaftliche Lage, sondern auch die Bürokratie, die erhebliche personelle und finanzielle Ressourcen bindet. Alle wollen belebte Innenstädte, aber was kommt von der Politik? Innenstädte sollen autofrei werden. Das mag aus umweltpolitischen Gesichtspunkten einleuchten, aber es trifft letztendlich den stationären Handel. Hinzu kommen die Mieten, die kaum noch bezahlbar sind. In Hanau hat die Vedes vor einiger Zeit mit Unterstützung der Politik ein schönes Projekt realisiert. Es geht also!

Wie hat die Digitalisierung Vedes beeinflusst, insbesondere im Hinblick auf die Vertriebskanäle und den Kundenservice?
DvR: Um die enormen Wachstumspotenziale der digitalen Transformation nachhaltig ausschöpfen zu können, unterstützt die Vedes ihre Handelspartner in allen Segmenten des Digitalgeschäfts – sei es durch die Vernetzung aller Kanäle, mobile Tools im Laden oder Retail Media für 360-Grad-Kampagnen. Einen zentralen Baustein bildet insbesondere die digitale Shopping-Lösung der Vedes – damit bietet der Fachhandel dem Konsumenten eine weitreichende Angebotsvielfalt und -tiefe, die gepaart mit kompetenter Beratung vor Ort und einer effizienten Logistik die Wettbewerbsfähigkeit des stationären Handels sichert.
JG: Im Rahmen unserer Digitalisierungsoffensive spielt auch die Vedes Cloud Business Solution IPOS eine entscheidende Rolle – ein umfangreiches und einheitliches Software-System rund um die Themenbereiche Warenwirtschaft, Kasse, CRM und Mobile. Mit der innovativen Software-Lösung IPOS wird durch neue Standards, beste Vernetzung, optimale Prozesse und stetige Weiterentwicklung die Zukunftssicherheit des Fachhandels sichergestellt.
Welche digitalen Strategien verfolgen Sie, um lokale Fachhändler in der Vedes Gruppe zu stärken und gleichzeitig mit großen Online-Wettbewerbern mitzuhalten?
DvR: Durch eine konsequente Ausrichtung auf einen attraktiven stationären Handel, der eng mit professionellem E-Commerce und Omnichannel-Services verknüpft ist, haben unsere Händler eine echte Chance, sich in einem harten Wettbewerbsumfeld zu behaupten. Dabei steht vor allem auch die Verknüpfung aller Absatz- und Kommunikationskanäle im Fokus!

Wie definiert Vedes Nachhaltigkeit, und welche konkreten Maßnahmen haben Sie in den letzten Jahren in diesem Bereich umgesetzt?
JG: Die Vedes als Handelsunternehmen legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Handeln – beide Themen sind wichtige Bestandteile unserer Unternehmensphilosophie, denn der langfristige wirtschaftliche Erfolg basiert auf ökologischer, ökonomischer und sozialer Verantwortung. Bereits frühzeitig und ohne gesetzliche Verpflichtung haben wir unseren Vedes Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Zu den aktuellen Herausforderungen gehören sicherlich die Förderung von verantwortungsvollem Konsumbewusstsein und die Gestaltung nachhaltiger Produkte und Verpackungen in der Spielwarenbranche. Hier erarbeiten wir gerade neue Wege, um gemeinsam mit weiteren Marktteilnehmern eine nachhaltige Veränderung innerhalb der Spielwarenbranche zu erzeugen. Dabei zählt vor allem eins: Glaubwürdigkeit – und diese erfordert Aufrichtigkeit und Transparenz. Wir möchten nachhaltig ökonomischen Erfolg sichern und gleichzeitig ein lebenswertes Umfeld für die nachfolgenden Generationen erhalten.

Welche Rolle spielen nachhaltige Materialien und Produktionsprozesse bei den Produkten, die Vedes Fachgeschäfte anbieten?
MK: Gerade bei unseren Einkaufsaktivitäten achten wir neben prozessualen, ökonomischen und technischen Kriterien auch auf gesellschaftliche und ökologische Aspekte wie Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Korruptionsprävention und Umweltschutz. Entlang der Wertschöpfungskette sind für uns auch Qualität, Zuverlässigkeit, Innovation und Nachhaltigkeit wesentliche Faktoren bei der Geschäftspartnerauswahl. Unsere Erwartungen an die Zusammenarbeit mit unseren Geschäftspartnern haben wir in unserem Vedes Business Partner Code of Conduct (CoC) dargestellt. Ziel ist es, in vorgelagerten Liefer- und Dienstleistungsketten die Grundsätze der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), die Prinzipien des United Nations Global Compact sowie national und international geltende Gesetze und Branchenstandards abzubilden. Dies entspricht nicht nur unserem Selbstverständnis, sondern ist auch eine berechtigte Erwartungshaltung unserer Kunden.

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