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Branche: Networking für den Nachwuchs

25. Januar 2023, 11:23

Im Moment vollzieht sich ein Generationenwechsel in der Spielwarenbranche. Die „Young Professionals“ kommen ans Ruder. Junge Menschen, die neue Wege gehen müssen, um Erfolg zu haben. Am besten gelingt das gemeinsam, im Austausch, der gegenseitigen Unterstützung. Sibylle Dorndorf sprach mit den Gruppensprecherinnen.

Frau Becker, Frau Dransfeld, in der Spielwarenbranche vollzieht sich ein Generationenwechsel. Gerade für Familienunternehmen ist das – wie die Geschichte leider zeigt – oft eine schwer zu nehmende Hürde. Wie kann man sich als potenzielle*r Nachfolger*in auf die Aufgabe vorbereiten, ein Unternehmen zu führen?
Josephine Dransfeld: Die aktuelle Generation muss den Druck rausnehmen und es den potenziellen Nachfolgern selbst überlassen. Eine überzogene Erwartungshaltung an die Kinder ist dem Generationenwechseln nicht zuträglich. Aus meiner Sicht führt das eher dazu, dass die Nachfolger dankend ablehnen und sich anderen Berufsfeldern zuwenden. Meine Eltern haben mich beispielsweise nie unter Druck gesetzt und mich meinen eigenen Weg gehen lassen. Auch wenn Ihnen das nicht immer leicht gefallen ist. Dieser Weg führte mich nach dem Schulabschluss in die weite Welt hinaus. Nach München und London, nach Hong Kong und Shanghai, gar bis nach Neuseeland. So konnte ich unglaublich viele Erfahrungen sammeln und schlussendlich habe ich meinen Weg von ganz alleine in das Familienunternehmen gefunden. Ich durfte über den Zeitpunkt selbst entscheiden. Dafür bin ich bis heute unglaublich dankbar. Und die Vorbereitung kann eigentlich erst dann beginnen, wenn man im Unternehmen ist. Sich unten einsortieren, das eigene Unternehmen kennen und verstehen lernen und ganz viel zuhören.

Die Spielwarenbranche bezeichnet sich selbst oft als eine „große Familie“. Wächst man wirklich mit diesem Gefühl auf, Teil eines solchen „Clans“ zu sein und wie fühlt sich das an? Würde oder Bürde?
Susanna Becker: Ich persönlich empfinde die Spielwarenbranche tatsächlich als große Familie. Das hat sicherlich damit zu tun, dass ich in dieser Branche von Geburt an in einem Familienunternehmen aufgewachsen bin. Schon von klein auf war die alljährliche Spielwarenmesse ein großes Thema und das allererste Mal zur Messe gehen zu können für mich ein absolutes Highlight. Dazu habe ich schon früh viele Gesichter der Branche kennenlernen dürfen, wodurch sich die Verbindungen tatsächlich familiär anfühlen. Darüber hinaus ist es eine sehr kleine Branche und manch einer wechselt mit der Zeit die Firma, bleibt aber der Branche treu – für mich auf jeden Fall eine Würde in dieser Branche arbeiten zu können!


Josephine Dransfeld, Geschäftsführung Heunec GmbH

„Ich konnte meinen eigenen Weg finden.“

Josephine Dransfeld, Geschäftsführung Heunec GmbH


Der DVSI hat mit den Young Professionals eine Gruppe installiert, innerhalb der ein Austausch „auf Augenhöhe“ stattfindet, vor allem mit dem Ziel, junge Führungskräfte der Branche zusammenzubringen.
Dransfeld: Sehr nützlich! Wenn ich mich recht erinnere, dann bin ich Anfang 2018 dazugestoßen und beim traditionellen Treffen auf der Spielwarenmesse habe ich das erste Mal überhaupt andere Leute aus der Branche kennengelernt.
Becker: Josie und ich haben uns über die Young Professionals kennengelernt und ich bin sehr dankbar über die Verbindungen und Freundschaften, die hier in den letzten Jahren entstanden sind.

Wie lange sind Sie schon bei den YP und was waren die Hauptgründe für Sie, dieser Gruppe beizutreten?
Becker: Die Gründung der Young Professionals fand im Sommer 2015 statt und nachdem ich auch in diesem Jahr in unsere Firma eingetreten bin, war das für mich ein perfektes Timing, um nicht nur innerhalb der Firma, sondern auch innerhalb der Branche Fuß zu fassen. Darüber hinaus kenne ich den Vorläufer der Young Professionals, nämlich die damaligen „DVSI Spielwarenjunioren“, über meine Mutter seit Kindheitstagen und war umso glücklicher, dass sozusagen die Spielwarenjunioren 2.0 gegründet wurden mit Führungskräften und Nachfolger aus meiner Generation. Ich erachte den Austausch mit Gleichgesinnten sehr wichtig, da es zum einen mehr als genug Branchen-Themen gibt, wo man als Führungskraft das Rad nicht neu erfinden muss, und zum anderen sich langfristige Partnerschaften und Synergien innerhalb der Gruppe ergeben.

In Deutschland ist das „Mentorentum“ leider nicht so weit verbreitet wie in anderen Ländern.Kann man sagen, dass in der Spielwarenbranche ein solches Prinzip Anwendung findet? Bringen sich auch die „Altvorderen“ in die Arbeit der YP ein und wenn ja, wie? 
Dransfeld: Es stimmt, das „Mentorentum“ steckt leider noch sehr in den Kinderschuhen und aus meiner Sicht kommt es in unserer Branche noch nicht großartig zur Anwendung.

Haben sich die Zielsetzungen der YP in den letzten Jahren den aktuellen Herausforderungen angepasst?
Becker: Das oberste Ziel ist es eine aktive Gruppe auf die Beine zu stellen, in der der Austausch im Vordergrund steht. Corona hat hier wie in vielen Verbänden und Vereinen den persönlichen und regelmäßigen Austausch erschwert. Wir haben es aber geschafft, uns auch online zusammenzufinden und freuen uns, weil wir uns jetzt wieder live treffen können, um über unsere gemeinsamen Herausforderungen zu sprechen und Lösungen zu erarbeiten.


„Der regelmäßige Austausch ist uns wichtig.“

Susanna Becker, Geschäftsführung Heless GmbH

Susanna Becker, Geschäftsführung Heless GmbH

Welche Challenges sehen Sie für junge Unternehmer*innen in Zukunft vor allem auf sich zukommen?
Dransfeld: Der Standort Deutschland muss attraktiv bleiben für uns. Zum einen damit kleine, mittelständische und auch große Unternehmen hier bleiben und zum anderen, damit Fachkräfte aus dem Ausland gerne hier herkommen. Wir drohen an unserer Regulierungswut zu ersticken. Seit Jahrzehnten wird vom Bürokratieabbau gesprochen, doch zur Wahrheit gehört leider, dass es jedes Jahr schlimmer wird. Außerdem brauchen wir zwingend eine ernstgemeinte Willkommenskultur. Die Gesellschaft wird vielfältiger und bunter mit jedem Jahr und da muss sich jeder wohl und willkommen fühlen dürfen.

Wie oft tauschen Sie sich bei den YP aus und nach welchen Gesichtspunkten suchen Sie die Themen der Zusammenkünfte aus?
Becker: Normalerweise treffen wir uns sehr regelmäßig. Dies beginnt alljährlich am Messesamstag auf dem DVSI-Stand auf der Nürnberger Spielwarenmesse und dann wieder bei der DVSI-Mitgliederversammlung im Sommer. Dazwischen hatten wir in den letzten Jahren verschiedene Event-Formate, wie Betriebsbesichtigungen, Online-Treffen oder auch Wochenend-Reisen. Hier sind wir auch schon in der Planung für nächstes Jahr, wo wir uns endlich wieder auf der Messe treffen werden. Dann ist im April ein Besuch bei Josie in ihrem Familienunternehmen Heunec geplant und im Juni dann im Rahmen der Brandmate ein Stammtisch in Offenbach. Bei allen Treffen steht der gemeinsame Austausch im Vordergrund, aber auch das Bestreben, etwas Neues zu lernen und zu erfahren.
In Zeiten der Globalisierung ist es wichtig, sich auch international zu vernetzen. Geschieht das bei den YP und wenn ja, wie? 
Dransfeld: Die internationale Vernetzung haben wir uns für die Zukunft fest vorgenommen.

Sie sind eine Gruppe, in der auch kräftig „getrommelt“ wird. Wie wichtig ist Ihnen Öffentlichkeit und vor welchem Hintergrund suchen Sie diese?
Becker: Wir sind die „jungen Wilden“ der Branche, die oftmals Themen anders denken und etwas verändern wollen. Um eine Stimme zu bekommen, ist es wichtig, eine Plattform zu haben, und hier bin ich sehr dankbar, dass wir den DVSI als Branchenverband haben, der uns dabei unterstützt und uns die Möglichkeit gibt, unsere Stimmen zu erheben.

Finden auch gemeinsame Freizeitaktivitäten oder Events statt, die dem lockeren Austausch dienen? 
Dransfeld: Zuletzt trafen wir uns 2019 in Wangen im Allgäu zu einer Betriebsbesichtigung bei Noch und im Anschluss durften wir mal das Klettersteigen am Berg ausprobieren! Das war eine tolle Erfahrung, an die ich auch heute noch gerne zurückdenke.

Frau Becker, Frau Dransfeld, ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche Ihnen spannende Begegnungen auf der bevorstehenden Spielwarenmesse!


Alle Verbände stehen vor denselben Herausforderungen: Bestehende Mitglieder durch attraktive (Service-)Leistungen zu binden, neue Mitglieder zu gewinnen und den Nachwuchs für die Arbeit in einem Verband so anzusprechen, dass er am Ende sagt: „Darauf habe ich Bock!“ Die „emotionale Qualität“ und die „Identifikationsangebote“ eines Verbandes besteht heute aber nicht mehr allein im fachlichen Austausch über Branchenthemen wie Spielzeugsicherheit oder Verpackungsverordnungen. Verbandsarbeit muss mehr denn je auch Spaß machen dürfen. Dazu gehört aus meiner Sicht mehr als nur die Arbeit im „Steinbruch harter Spielwarenthemen“, auch wenn ein funktionierendes Netzwerk oft unentbehrlich für berufliche Erfolge ist und der Austausch in vielen Situationen einen wichtigen Informationsvorsprung liefert. Um in die Vorzüge eines solchen „Vitamin Bs“ zu kommen, hilft es, ein starkes und professionelles Netzwerk an seiner Seite zu haben, wie es der DVSI mit der Gruppe Young Professionals bietet. Hier treffen Karrierestarter, mit denen sich erste Berufserfahrungen teilen lassen, auf erfahrene Professionals, die insbesondere für Young Professionals Vorbild, Inspiration und Ratgeber sein können. Der Erfolg von Nachwuchsförderung hängt davon ab, ob die Verbandsstruktur und -strategie eine optimale Förderung des Nachwuchses ermöglicht. Wenn es stimmt, dass Networking vor allem bedeutet, offen für Kontakte und den Austausch mit anderen Menschen zu sein, die ähnliche Interessen hegen, dann war der DVSI offen für die Ansprüche und Erwartungen einer jungen Generation.

Ulrich Brobeil, Geschäftsführer DVSI

Uli Brobeil, Geschäftsführer DVSI

„Vitamin B wie „Branche“ ist immens wichtig für den Spielwaren-
nachwuchs.“