Branche / Industry: Online Shopping Platforms
Mehr Shein als sein
Sie heißen Temu, Shein, Wish oder AliExpress – asiatische Billig-Plattformen, über die täglich auch Kinderausstattung massenhaft auf dem deutschen Markt landet. Und vor allem bei den jüngeren Käufern werden diese Marktplätze immer beliebter. Erste Tests haben ergeben, dass viele Produkte ein hohes Sicherheitsrisiko gerade für Babys und Kleinkinder darstellen. Als Drittanbieter außerhalb der EU können die Plattformen dafür aber kaum zur Verantwortung gezogen werden. So beurteilen Mitglieder und Fördermitglieder des BDKH die asiatische Konkurrenz.
Low Cost, too high a Price
They are called Temu, Shein, Wish or AliExpress – low-cost Asian shopping platforms through which masses of nursery products end up on the German market every day. And these marketplaces are becoming increasingly popular with younger shoppers in particular. Initial tests have shown that many products pose a high safety risk, especially for babies and small children. However, as third-party providers outside the EU, the platforms can hardly be held responsible for this. This is how members and passive members of the BDKH assess the Asian competition.
Billig-Plattformen unterlaufen die bei uns geltenden Normen
Asiatische Schnäppchen-Plattformen wie Temu, Shein & Co. liefern massenhaft und unkontrolliert Kinderprodukte zu Dumpingpreisen in die EU und auch nach Deutschland. Sie unterlaufen dabei bewusst die hier geltenden Standards, die Kinder und Eltern schützen sollen. Um die Sicherheit von Konsumenten zu gewährleisten und einen fairen Wettbewerb einzuhalten, muss der Gesetzgeber dringend tätig werden. Hier sind strukturelle Kontrollen notwendig. Plattformen, die offensichtlich nichts unternehmen, um die bei uns geltenden Normen zu respektieren, müssen mit entsprechenden Sanktionen belegt werden. Gleichzeitig müssen Verbraucherschutz-Organisationen und auch wir als Hersteller und Industrieverband mehr darüber aufklären, wie hoch die Risiken von Produkten sind, die auf solchen Plattformen bestellt werden.
Michael Neumann, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Kinderausstattungs-Hersteller e. V. (BDKH)
Michael Neumann, Managing Director of the Association of the German Nursery Products Industry (BDKH)
Low-cost platforms undermine the standards that apply in our country
Asian bargain platforms such as Temu, Shein & Co. are pouring nursery products into the EU and Germany at dumping prices on a massive and uncontrolled scale. In doing so, they deliberately undermine the standards that apply here, which are intended to protect children and parents. Legislators must take urgent action to ensure consumer safety and fair competition. Structural controls are needed here. Platforms that clearly do nothing to respect the standards that apply here must be subject to appropriate sanctions. At the same time, consumer protection organizations and we as manufacturers and industry associations must provide more information about the risks of products ordered on such platforms.
Unlauterer Wettbewerb und die Verletzung geistiger Eigentumsrechte
Wir beobachten, dass immer mehr Mandanten sich mit einer Verletzung ihrer geistigen Eigentumsrechte durch auf den Plattformen angebotene Produkte konfrontiert sehen. Hier geht es insbesondere um eine unverhohlene Übernahme von design- und urheberrechtlich geschützter Gestaltungen sowie Markenverletzungen, insbesondere bei der Verwendung markenrechtlich geschützter Keywords bei suchbasierten Werbekampagnen. Unternehmen wie H&M, Inditex und Doc Martens befinden sich bereits in gerichtlichen Auseinandersetzungen mit Temu und Shein.
Präventiv kann hier ein Antrag auf Grenzbeschlagnahme von rechtsverletzenden Produkten helfen, allerdings gelangen auch die hierfür zuständigen Zollbehörden aufgrund der hohen Anzahl von Paketen, die täglich aus China eintreffen, an ihre Kapazitätsgrenzen. Auch die Verbraucherschützer haben verstärkt ein Auge auf die Plattformen und ihre Praktiken geworfen. In den vergangenen Monaten kam es vermehrt zu Abmahnungen der Verbraucherzentralen, unter anderem wegen irreführender Rabatthöhen und manipulativer Hinweise wie „Beeile dich! Über 126 Personen haben diesen Artikel in ihrem Warenkorb.“ Sowohl Temu als auch Shein gaben daraufhin Erklärungen ab, solche Handlungen künftig zu unterlassen und änderten die deutsche Webseite.
Auch wenn der Druck auf die Plattformen damit sicherlich gestiegen ist, ist es – insbesondere solange die Verbraucherakzeptanz hoch ist – ein weiter und mühsamer Weg, die Beachtung europäischer Rechtsstandards durchzusetzen.
Dr. Fee Mäder, Rechtsanwältin und Partnerin in der Kanzlei Oppenhoff;
Dr. Fee Mäder, Lawyer and partner in the law firm Oppenhoff
Unfair competition and the infringement of intellectual property rights
We are seeing more and more clients being confronted with an infringement of their intellectual property rights by products offered on platforms. In particular, this involves the blatant adoption of designs protected by design and copyright law as well as trademark infringements, especially when using keywords protected by trademark law in search-based advertising campaigns. Companies such as H&M, Inditex and Doc Martens are already involved in legal disputes with Temu and Shein.
An application for border seizure of infringing products can help prevent this, but the customs authorities responsible for this are also reaching their capacity limits due to the high number of parcels arriving from China every day. Consumer protection organizations are also increasingly keeping an eye on the platforms and their practices. In recent months, there have been an increasing number of warnings from consumer advice centers, including for misleading discount levels and manipulative messages such as „Hurry up! Over 126 people have this item in their shopping cart.“ In response, both Temu and Shein issued declarations to refrain from such actions in future and changed their German website.
Even if this has certainly increased the pressure on the platforms, it will be a long and arduous road to enforce compliance with European legal standards, especially as long as consumer acceptance is high.
Billigware gefährdet das Wohl unserer Kinder
Unsere Baby- und Kindermatratzen werden zu 100 Prozent in Österreich hergestellt und wir legen großen Wert auf die Qualität und Sicherheit unserer Produkte. Unsere Rohstoffe beziehen wir bewusst aus dem europäischen Raum, um kurze Lieferwege zu gewährleisten und die Abhängigkeit von minderwertiger Billigware aus China zu minimieren. Das „Made in Austria“-Siegel ist ein Zeichen für überlegene europäische Handwerkskunst und strenge Sicherheits- und Qualitätsstandards. Im Vergleich dazu kann Billigware aus China weder in Bezug auf Qualität noch Sicherheit mithalten.
Trotz positiver Kundenrückmeldungen stehen wir im harten Konkurrenzkampf und unter erheblichem Preisdruck, besonders im Textilbereich. Um den fairen Wettbewerb zu sichern und die europäische Qualitätsproduktion zu schützen, muss die EU dringend mit strikten Regularien gegen minderwertige Billigimporte aus China vorgehen. Nur so können wir gewährleisten, dass europäische Standards nicht untergraben werden und unsere Konsumenten weiterhin Produkte höchster Qualität erhalten.
Daniela Ortner, Leitung Marketing bei Träumeland
Daniela Ortner, Head of Marketing at Träumeland
Low-quality merchandise endanger the well-being of our children
Our baby and children‘s mattresses are 100 percent made in Austria and we attach great importance to the quality and safety of our products. We deliberately source our raw materials from Europe to ensure short delivery routes and minimize dependence on inferior cheap goods from China. The „Made in Austria“ seal is a sign of superior European craftsmanship and strict safety and quality standards. In comparison, cheap goods from China cannot compete in terms of quality or safety.
Despite positive customer feedback, we are facing tough competition and considerable price pressure, especially in the textile sector. In order to ensure fair competition and protect European quality production, the EU urgently needs to take action against inferior cheap imports from China with strict regulations.This is the only way to ensure that European standards are not undermined and that our consumers con-tinue to receive products of the highest quality.
Temu-TV-Werbung prominent zur Fußball-EM?
Auf asiatischen Billig-Plattformen werden im Babybereich vor allem Textilien und Spielzeug gekauft aber auch kleinere Zubehörartikel zu Kinderwagen, Autokindersitzen und Buggys. Das sind Produkte, bei denen Kundinnen und Kunden möglicherweise nicht so sehr auf Sicherheitszertifikate achten und relativ wenig Recherche vor dem Kauf betreiben. Wir können nicht warten, bis die Politik Regeln gegen den Import von Produkten ohne Zertifizierung erlassen hat. Wir müssen jetzt die Konsumenten darüber informieren, welche Risiken sie eingehen, wenn sie bei Temu, Shein & Co. einkaufen. Wenig zielführend ist es da, wenn auf unseren öffentlich-rechtlichen TV-Sendern zur Hauptfernsehzeit Temu-Werbung über die Bildschirme läuft – zum Beispiel direkt vor dem Anstoß des EM-Fußballspiels Deutschland gegen Spanien.
Dr. Robert Gietl, Geschäftsführer der PEG Kinderwagenvertriebs- und Service GmbH;
Dr. Robert Gietl, Managing Director of PEG Kinderwagenvertriebs- und Service GmbH
Prominent Temu TV advertising during the European Football Championship?
On low-cost Asian platforms, customers mainly buy textiles and toys for babies, but also smaller accessories for baby carriages, car seats and buggies. These are products for which custom-ers may not pay as much attention to safety certificates and do relatively little research be-fore buying.
We cannot wait until politicians will have issued rules against the import of products without certification.We need to inform consumers now about the risks they are taking when they buy from Temu, Shein & Co. It doesn‘t help much when our public TV channels show Temu ads during prime time – for example, right before the kick-off of the European Championship football match between Germany and Spain.
Billigkonsum gefährdet Sicherheit, Umwelt und Arbeitsplätze
Als Mitglied des BDKH und Anbieter von Kinderprodukten sind wir von der Entwicklung der asiatischen Billig-Plattformen und im Besonderen von den bisherigen Testresultaten zur Produktsicherheit beunruhigt. Die Fakten sind klar: Nicht konforme Produkte sind in der EU nicht zulässig. Tatsache ist aber eben auch, dass auf asiatischen Billig-Plattformen gekaufte Produkte – wie Tests beweisen – die Produktsicherheitsanforderungen nicht erfüllen. Der Spielwarenverband Schweiz hat 18 Produkte getestet, wovon 15 nicht verkehrsfähig waren. Ein Test des europäischen Verbands TIE erbrachte ebenfalls ein verheerendes Resultat.
Wir scheuen den Wettbewerb nicht, aber die Spielregeln müssen für alle Marktteilnehmer gleich gelten. Das ist aktuell nicht gegeben. Ultrabilliger Konsum und gleichzeitige Umgehung von geltenden Rahmenbedingungen haben einen starken Einfluss auf die Umwelt, den Konsumentenschutz, die Industrie, die Steuereinnahmen des Staates und letztendlich auch auf Arbeitsplätze.
Aus dem Grund ist die Politik gefordert, dringend faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und gegen Verstöße entschieden vorzugehen. Gleichzeitig müssen wir zusammen mit unseren Handelspartnern, die Vorzüge unserer Produkte, die Einhaltung der Produktsicherheit, die kompetente Beratung, die Serviceleistungen und Zuverlässigkeit noch besser kommunizieren, damit die Konsumentinnen und Konsumenten den Nutzen des lokalen Einkaufs besser wahrnehmen.
Andreas Wüthrich, CEO DACH Artsana
Andreas Wüthrich, CEO DACH Artsana
Cheap consumption endangers safety, the environment and jobs
As a member of the BDKH and supplier of children‘s products, we are concerned about the development of the Asian low-cost platforms and, in particular, by the test results to date on product safety. The facts are clear: non-compliant products are not permitted in the EU. However, it is also a fact that products purchased on low-cost Asian platforms – as tests have shown – do not meet product safety requirements. The Swiss Toy Association tested 18 products, 15 of which were not marketable. A test by the European association TIE also produced a devastat-ing result.
We are not afraid of competition. But the rules of the game must apply equally to all market participants.This is currently not the case. Ultra-cheap consumption and the simultaneous circumvention of applicable framework conditions have a strong impact on the environment, consumer protection, industry, state tax rev-enues and ultimately also on jobs.
For this reason, politicians are called upon to urgently create fair competitive conditions and take decisive action against infringements so that consumers can consume safely. At the same time, together with our retail partners, we need to communicate the benefits of our prod-ucts, compliance with product safety, expert advice, services and reliability even better so that consumers are more aware of the benefits of buying locally.