Boxine – Blick nach vorn
Im September wurde bekannt, dass die Gründer von Boxine Patric Faßbender und Marcus Stahl ihre Mehrheitsanteile an die Investorengruppe Armira aus München verkauft haben – angeblich für die Rekordsummer von 300 Millionen Euro. Den Gerüchten, die seitdem in der Branche die Runde machen, setzt Patric Faßbender im TOYS-Interview ein Ende.
Herr Faßbender, Anfang September wurde bekannt, dass Sie und Ihr Geschäftspartner Marcus Stahl Boxine an eine Investoren-Gruppe verkauft haben. Warum haben Sie sich zu diesem Schritt entschieden? Sie geben Ihr Herzensprojekt ja damit ein Stück weit aus der Hand …
Uns geht es vor allem darum, uns so aufzustellen, dass wir unser großes Ziel erreichen, nämlich weltweit Kinderzimmer zu revolutionieren. Wir sehen, dass das System der Tonies nicht nur in deutschen Kinderzimmern Relevanz hat, sondern tatsächlich weltweit. Das freut uns wahnsinnig und spornt uns an. Deshalb haben wir uns auch entschlossen, schneller voranzugehen mit der Internationalisierung als ursprünglich gedacht. Dafür war unser bisheriger Gesellschafterkreis nicht mehr ideal aufgestellt, was im Übrigen auch die Gesellschafter selbst so gesehen haben. In Armira haben wir nun einen Partner gefunden, der nicht nur viel Expertise für das Thema mitbringt, sondern noch dazu Leidenschaft für das Produkt. Was Besseres kann unserem Herzens-projekt kaum passieren.
In der Branche munkelt man, dieser Verkauf sei Teil einer Langfriststrategie und von langer Hand geplant gewesen … Was sagen Sie dazu?
Interessant, was man so alles munkelt. Ein solcher Prozess dauert natürlich und ist nicht innerhalb von ein paar Wochen umzusetzen. Die Idee, die Möglichkeiten auszuloten, wie wir uns für die Zukunft und vor allem für unsere Pläne der Internationalisierung besser aufstellen können, ist Mitte letzten Jahres entstanden. Nicht früher.
Weiterhin halten sich hartnäckige Gerüchte, ein Expertenteam stünde als wahre Erfinder der Toniebox hinter Ihnen. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches, heißt für Sie aber, dass Sie sich Erlöse teilen müssen …
Es würde mich sehr interessieren, wer die wahren Erfinder der Toniebox sind?! Immer wieder faszinierend, was für Gerüchte die Runde machen. Wahnsinn. Im Ernst, ich verstehe Ihre Frage hier nicht wirklich. Wir hatten nun einen Wechsel im Gesellschafterkreis. Marcus Stahl und ich sind weiterhin als Gesellschafter und Geschäftsführer an Bord. Die ausscheidenden Gesellschafter erlösen dabei entsprechend ihrer Anteile an der Boxine. Ein völlig normaler Prozess.
Der Verkaufspreis soll unbestätigten Medienberichten zufolge bei 300 Millionen Euro liegen. Ein solch hoher Invest muss sich für die Investoren „lohnen“, sprich, sie werden versuchen, den Einsatz so schnell wie möglich wieder einzuspielen. Haben Sie keine Angst, dass Ihre Produkte nun den Gesetzen des Massenmarktes folgen müssen?
Dass das System der Tonies in so kurzer Zeit so erfolgreich geworden ist, liegt sicher auch daran, dass wir bisher eben nicht dem Massenmarkt gefolgt sind. Deswegen haben wir da überhaupt keine Befürchtungen. In Armira haben wir einen Partner gefunden, der hundertprozentig hinter dem Produkt steht und der für die Zukunft unsere Visionen teilt. Dabei geht es nicht um kurzfristige Rendite, sondern um die Strategie, die Marke Tonies international nachhaltig und in Qualität
aufzubauen.
Sie sagen selbst, dass sich die Expansion ins Ausland schwierig gestaltet, da der Hörspielmarkt in anderen Ländern nicht so ausgereift ist wie im deutschsprachigen Raum. Sehen Sie mit den neuen Investoren an Bord hier bessere Chancen?
Auf jeden Fall. Armira bringt neben der Leidenschaft für die Tonies eben auch einen großen Erfahrungsschatz mit, sodass wir überzeugt davon sind, dass wir eine größere Schlagkraft und mehr Möglichkeiten haben. Dass in den anderen Märkten trotzdem mehr Pionierarbeit geleistet werden muss, ist sicherlich der Fall. Aber auch darauf freuen wir uns.
Auch auf dem deutschsprachigen Markt bekommt die Toniebox immer mehr Konkurrenz. Wie beurteilen Sie die Wettbewerbssituation?
Unser Erfolg hat gezeigt, dass die vermeintliche Nische mehr Potenzial bietet. Dass da andere mit aufspringen, ist nicht verwunderlich. Derzeit sehen wir jedoch kein Produkt, das wirklich mit den Tonies vergleichbar wäre. Aber natürlich haben wir auch das Thema Schutzrechte im Auge! Grundsätzlich wollen wir aber vor allem auf uns schauen und hier konsequent unser Produkt und das Portfolio ausbauen.
Wie geht es grundsätzlich für Boxine weiter? Welche Möglichkeiten stehen Ihnen nach dem Verkauf offen, die Sie zuvor nicht hatten?
In erster Linie – wie bereits oben deutlich gemacht – das Thema Internationalisierung.
Welche Konsequenzen ergeben sich für Ihre Vertriebsstrategie aus diesem Verkauf?
Keine. Die Strategie ändert sich nicht dadurch, dass wir nun mit neuen Gesellschaftern unterwegs sind. Die bisherige Strategie war sehr erfolgreich. International gesehen ergeben sich neue Möglichkeiten durch das tolle Netzwerk, welches wir nun nutzen können.
Ihr Hauptfokus lag bisher auf dem Buch- und Spielwarenfachhandel. Wird man Ihre Produkte nun auch in anderen Handelskanälen finden?
Da wir unsere Strategie nicht ändern, wird sich hier auch durch den Gesellschafterwechsel nichts ändern, was nicht sowieso geplant war.
Sie und Herr Stahl bleiben weiterhin Geschäftsführer. Welche Aufgabengebiete haben Sie inne? Wie sind die Kompetenzen mit Ihren Investoren aufgeteilt, sprich, wer hat das Sagen?
Ein Partner wie Armira investiert nicht in ein Unternehmen wie Boxine, um dann selbst das Ruder in die Hand zu nehmen. Marcus Stahl und ich haben die Entscheidung für Armira ganz bewusst getroffen, da wir davon überzeugt sind, einen Partner zu haben, der uns großartig dabei unterstützen wird, unseren Herzenstraum weiterzuleben und voranzubringen. Armira bringt sehr viele Kompetenzen mit, die wir sehr gerne nutzen. So war es auch mit dem bisherigen Gesellschafterkreis, der uns großartig dabei unterstützt hat, die Tonies zu entwickeln und in den Markt zu bringen. Nun benötigen wir etwas andere Kompetenzen, die Armira mitbringt. Davon haben sie uns absolut überzeugt. Unsere Aufgabengebiete ändern sich nicht.
Vielen Dank für das offene Gespräch, Herr Faßbender und weiterhin alles Gute für die Tonies!