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Cybex: Best in Class

31. August 2022, 15:44

Im Mai hat der ADAC zum ersten Mal die Bestnote „Sehr gut“ für einen Kindersitz mit eigenem Airbag vergeben. Weshalb der Cybex Anoris T i-Size eine Revolution für die Industrie werden könnte, darüber sprach Astrid Specht mit Cybex- Geschäftsführer Martin Pos und Director of Child Safety Products Franz Peleska.

Herr Pos, Sie haben Cybex 2005 gegründet, waren aber ursprünglich Leistungssportler und wollten als Stabhochspringer an den Olympischen Spielen teilnehmen. Daraus wurde verletzungsbedingt nichts. Nun hat der ADAC zum ersten Mal überhaupt einen Kindersitz mit der Bestnote „Sehr gut“ ausgezeichnet, und da stellt sich die Frage, ob der Cybex Anoris T Ihr Weg zu einer anderen Art Goldmedaille war …?
Martin Pos: Ein sehr sympathischer Vergleich, und ich kann sagen, dass wir alle sportlichen Ehrgeiz brauchten, um den Anoris T i-Size zu entwickeln und zur Marktreife zu bringen. Dieses Produkt war und ist eine Herzensangelegenheit für mich. Ich war überglücklich, als ich ihn im November des letzten Jahres der Welt präsentieren durfte und nun im Mai dieses Jahres auch noch die externe Bestätigung für die außerordentliche Leistungsfähigkeit des Anoris T von der Stiwa und dem ADAC erhielt. Und nicht umsonst setzen wir ihn in unserer Werbekampagne auf einen goldenen Sockel.

Ihre Philosophie lautet: „Wir bauen die sichersten Produkte der Welt.“ Mit diesem Sitz haben Sie Ihr Ziel erreicht. Wie geht es jetzt weiter? Haben Sie schon das nächste Ziel vor Augen?
Pos: All unsere Produkte, egal ob Kindersitz, Kinderwagen, Kindertrage oder auch unsere anderen Cybex-Produkte, folgen unserem eigenen D.S.F.-Prinzip. D.S.F. steht für Design, höchste Sicherheit und intelligente Funktionalität. Damit unsere Kund*innen ein Produkt für das Herz und den Kopf erhalten, an dem sie sich bei jeder Nutzung wieder erfreuen können – und das ihnen und ihren Kindern höchste Sicherheit bietet. Das ist uns mit dem Anoris T gelungen, und wir haben damit die Messlatte signifikant höher gelegt. Wir haben ein wichtiges Etappenziel erreicht, sind aber lange noch nicht über die Ziellinie gelaufen. Es gibt noch so viel zu entdecken und zu verbessern. Wir schauen uns immer wieder Dinge an und fragen uns „Warum nicht?“. Als ich vor 15 Jahren die Frage stellte, warum es nur einen Airbag für die Erwachsenen im Auto gibt und nicht auch für die Kinder, wurde ich belächelt.


„Der Anoris T i-Size war und ist eine Herzens-
angelegenheit für mich.“

Martin Pos


Wie beim Sport steckt hinter einem herausragenden Ergebnis immer das Können und Know-how eines ganzen Teams. Wer ist das Cybex-Team, das sich dieses Ergebnis erarbeitet hat?
Pos: Wir sprechen hier definitiv von einer Mannschaftsleistung. Unsere Entwicklungsmannschaften in Deutschland, China, Österreich und Tschechien entwickelten über mehrere Jahre hinweg sehr intensiv und vor allen Dingen sehr fokussiert an dieser Innovation. Meinen Weggefährten Franz Peleska, Director Child Safety, und unseren CTO Raoul Bader möchte ich in diesem Zusammenhang besonders hervorheben. Daneben haben wir unsere ganz eigene Philosophie für Forschung und Entwicklung. Sie erlaubt es uns, Sackgassen sehr schnell zu erkennen und uns immer wieder neu zu erfinden, was sowohl in diesem Projekt als auch bei der Entwicklung unseres Kinderwagens mit Elektrounterstützung, dem e-Priam, immer wieder nötig war. Unseren Entwicklern wurde extrem viel abverlangt, daher gilt mein größter Respekt und meine Anerkennung ihnen.

Welchen Einfluss hatte Corona auf die Entwicklung des Sitzes – war die Pandemie förderlich, weil Kräfte gebündelt und der Fokus geschärft wurde? Oder haben die äußeren Umstände den Prozess eher gebremst?
Pos: Da wir schon immer als globales Unternehmen entwickelt und geforscht haben, hielten sich die Corona-Einflüsse in Grenzen, was sich auch an der Tatsache zeigt, dass wir den Sitz am 17. November 2021 vorgestellt haben.


„Wir sehen noch Potenzial bei der Elektronik und beim Sitz selbst.“

Franz Peleska


Herr Peleska, Sie sind Vice President und Director of Child Safety Products bei Cybex. Was macht den Anoris T zu etwas Besonderem? Wie lange lag die Idee dafür schon in der Schublade?
Welchen Einfluss hatte Corona auf die Entwicklung des Sitzes?
Franz Peleska: Die Idee entstand tatsächlich schon vor 16 oder 17 Jahren, als wir uns die Frage stellten, wie wohl der sicherste Kindersitz aussehen müsste. Es war recht schnell klar, dass ein Airbag dabei eine zentrale Rolle spielen muss. Technisch und auch kommerziell war das lange Zeit nicht umsetzbar. Erst mit neuen Ansätzen und aktuellen Halbleiterbausteinen sowie einem ausgefeilten Algorithmus war es uns innerhalb der letzten drei Jahre möglich, die Idee wahr werden zu lassen. Der Anoris T i-Size bietet neben einem Ganzkörper-Airbag, der innerhalb von rund 30 Millisekunden das Kind von Knie bis Kopf schützt, eine ausgefeilte Installationshilfe für den Sitz im Auto, die Eltern mit elektronischen Anzeigen und Signalen unterstützt. Auch beim Anschnallen des Kindes prüft der Sitz, ob der Gurt richtig verankert ist, und zeigt das über die Anzeige am Standfuß an. Daneben haben wir den Sitz so designt, dass er die i-Size Norm erfüllt, aber eine Nutzung bis etwa sechs Jahre und 115 Zentimeter Größe erlaubt.

Was können Sie uns über seine Funktionsweise sagen – woher weiß der Sitz beispielsweise, wann der Airbag ausgelöst werden muss? Was unterscheidet einen Unfall von einer „Nicht-Unfall-Situation“, und wie erkennt der Sitz, welche vorliegt?
Peleska: Damit sprechen Sie den Kern unseres Algorithmus in der Software des Sitzes an. Und Details dazu teilen wir nur sehr bedingt. Doch wir können Ihnen vielleicht so viel sagen: Bei einem Seitenaufprall, wie in einem ADAC-Szenario getestet, löst er nicht aus, und bei einem Frontalcrash, wie getestet im Rahmen der UN R129/03 und vom ADAC, bläst er sich in weniger als 30 Millisekunden vollständig und verlässlich auf. Daneben ist zu erwähnen, dass es sich hier um eine Kaltgas-Variante handelt und nicht, wie sonst im Auto üblich, Pyrotechnik eingesetzt wird. Daher bleibt der Airbag im Kindersitz kalt.

An welchen Stellschrauben würden Sie beim Anoris T ansetzen, um die Gesamtnote von 1,5 noch anzuheben?
Peleska: Nach Analyse der Details der Testergebnisse fällt auf, dass wir im Bereich Front- und Seitencrash die Traumnote von 0,9 erhalten haben. Kein anderer Sitz konnte diesen Wert erreichen. Natürlich werden wir nicht ruhen und die Technologie des Airbags noch weiter verbessern. Wir sehen noch Potenzial sowohl bei der Elektronik als auch beim Sitz selbst. Allerdings ist der Sitz nun schon auf einem so hohen Niveau, dass hier keine allzu großen Sprünge mehr zu erwarten sind.

Unter Ihrer Leitung wurde auch die hochmoderne firmeneigene Crashtest-Anlage gebaut. Weshalb hat sich Cybex für diese Investition entschieden?
Peleska: Wir haben tatsächlich nicht nur in Bayreuth eine firmeneigene Crashtest-Anlage, sondern auch eine in China. Damit haben wir uns in die Lage versetzt, wenn nötig 24/7 testen zu können. Diese Anlagen erlauben es uns außerdem, die von uns gesetzten Ziele und die von der UN vorgegebenen Regeln zu prüfen, bestenfalls zu übertreffen und vor allen Dingen zu lernen, um dann wieder die sichersten, funktionalsten Sitze in Bezug auf Handhabung und Komfort zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Wir haben damit auch eine Form der modernen Qualitätskontrolle – Kontinente übergreifend.

Die firmeneigenen, baugleichen Crashtest-Anlagen in Bayreuth und China ermöglichen es Cybex, neue Kindersitze gegebenenfalls parallel und rund um die Uhr zu testen.

Nachdem die Anlage nun seit Sommer 2018 in Betrieb ist – welches Resümee ziehen Sie? Hat sich der Aufwand gelohnt? War diese Anlage ein Vorteil bei der Entwicklung des Anoris T?
Peleska: Auf jeden Fall hat sich die Investition gelohnt, allein der Anoris T hat sicher schon 1.000 Testläufe auf der Crashanlage hinter sich. Und wir können das abhängig vom Bedarf und der Entwicklungsstufe durchführen. Das erhöht die Effizienz, da der Entwicklungszyklus vom Prototyp zum finalen Produkt optimiert wird. Und wir lernen unglaublich viel dabei.

Weshalb gab es bisher noch keinen Kindersitz mit Ganzkörper-Airbag?
Peleska: Wir wissen um die Komplexität solch einer Entwicklung mit allen Elementen, von der Technik über Einkauf, Zulieferersuche, Qualitätskontrolle, Produktion bis zu den Kosten. Dennoch ist das eine Frage, die eher andere beantworten sollten.

Werden jetzt alle Unternehmen ihre Kindersitze mit einem Ganzkörper-Airbag ausstatten (müssen), weil Cybex einen neuen Standard gesetzt hat?
Peleska: Das könnten wir sicher als einen Wunsch unsererseits postulieren. Aber am Ende des Tages ist es nicht unsere Entscheidung, denn hier entscheidet der erkennbare Mehrwert für die Kund*innen und damit die Kaufentscheidung der Eltern. Wir haben mit unserem Sirona bereits einen Standard für das Fahren entgegen der Fahrtrichtung gesetzt. Schauen wir mal, ob uns das in Fahrtrichtung auch gelingt.

Wie sieht das Vertriebskonzept für den Anoris T aus? Bei einem UVP von rund 700 Euro fühlen sich wohl nicht alle Eltern angesprochen …
Pos: Die Frage des Preises ist immer hochemotional, denn dahinter steckt „Ist es mir das wert?“. Was wir tun können in unserem Vertriebskonzept: aufklären, erklären und die Anerkennung eines ADAC- und Stiwa-Testergebnisses als zusätzliches Argument nutzen. Im Produkt selber geben wir neben der neuesten Technik mit der Nutzungsdauer bis 115 Zentimeter Körpergröße und einem Gewicht von bis zu 21 Kilogramm, beziehungsweise bis zu sechs Jahre, einen weiteren Grund für den Erwerb des Sitzes.

Wäre es denkbar, einen Kindersitz zu entwickeln mit derselben Technologie, aber für das mittlere Preissegment?
Pos: Unser CTO Raoul Bader neigt immer zu der Aussage, dass es technisch kein Problem sei, einen Sitz mit einem Airbag zu bauen. Das hätte man schon vor fünf Jahren tun können, aber wahrscheinlich hätten Eltern dann 5.000 Euro berappen müssen. Mit rund 700 Euro haben wir so gesehen schon einen großen Schritt in die richtige Richtung getan. Schauen wir mal, wo wir ankommen werden. Die Reise hat erst begonnen.

cybex-online.com