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Aus Tradition anders – Puky

20. März 2017, 10:34

Die Marke Puky steht seit fast 70 Jahren für alles, was rollt und aktiven Kindern Spaß macht. Die Puky Kernkompetenz ist verankert im Design, der Konstruktion, Fertigung und dem Vertrieb von Kinderfahrrädern und -fahrzeugen „Made in Germany“. Das standort- und fachhandelstreue Unternehmen hat seine Produktpalette mit den Jahren ständig erweitert und komplettiert. Heute laufen und fahren Kinder- und Jugendfahrräder, Laufräder, Einräder, Roller, Go-Carts, Schiebedreiräder und reichhaltiges Zubehör erfolgreich unter der Marke Puky.

Ein neuer Mann an Bord und schon wetzt der Journalist die Feder. Was hat er drauf? Was macht er anders? Wie ist er überhaupt? Mit Mathias Heller hat der langjährige Puky-Geschäftsführer Ralf Puslat einen Nachfolger gefunden, der nun den üblichen Balanceakt gehen muss: Die Welt neu erfinden oder alles so lassen, wie es ist? Sibylle Dorndorf sprach mit Mathias Heller über das Kinderfahrrad 4.0 und den schmalen Grat, den Markenführung vorgibt.

Herr Heller, Sie kommen zwar aus der Spielwarenbranche, aber aus einer ganz anderen Ecke. Was hat Sie an der Marke Puky fasziniert?
Zum einen habe ich selbst Kinder, die mit fast allen Fahrzeugen von Puky groß geworden sind. Insofern hatte ich schon mal die besten Erfahrungen aus erster Hand. Zum anderen die Tatsache, dass es eine Marke wie Puky geschafft hat, ohne großes Tamtam einen solchen Stellenwert bei Vertriebspartnern und Konsumenten zu erreichen. Sie müssen bedenken, dass das Unternehmen Puky inklusive unserer eigenen Produktion insgesamt nur 104 Mitarbeiter beschäftigt.

Bei einem Unternehmen wie Puky an entscheidender Position zu arbeiten, bedeutet eine ganz besondere Verantwortung zu übernehmen, denn Puky hat sich ein klar definiertes Wertesystem auf die Fahnen geschrieben, das sicherlich Teil des Erfolges der Marke ist. Dies gilt es, zu bewahren, andererseits steht die Welt in und um Wülfrath herum nicht still. Ist Ihnen dieses Spannungsfeld, in dem Sie sich bewegen, bewusst und wie begegnen Sie ihm?
Das Spannungsfeld ist sicherlich gegeben. Aber auch in einer Welt mit sich schnell verändernden Trends und Vorlieben sind unsere Konsumenten manchmal froh, wenn Sie hin und wieder einen Ankerpunkt haben – und das sind Marken wie wir. Aber Sie haben recht, auch wir dürfen nicht stehen bleiben, allerdings ohne unsere DNA aufzugeben, die uns 70 Jahre lang erfolgreich gemacht hat. Daher werden wir auch in den Bereichen Veränderungen herbeiführen, wo wir vielleicht zu lange zu traditionell geblieben sind.

Sie haben noch den unverstellten Blick auf die Marke Puky, auf das Puky-Design und die Positionierung des Unternehmens. An welchen Rädchen könnte/sollte man Ihrer Meinung nach drehen?
Zwei wesentliche Punkte, die wir jetzt in Angriff genommen haben, sind einerseits die Digitalisierung, welche selbstverständlich auch nicht vor unserem Geschäft halt macht. Hier hat sich Puky in der Vergangenheit nicht ausreichend mit dem Thema beschäftigt, so dass wir Aufholbedarf haben. Das betrifft alle Bereiche angefangen von Onlinemarketing über soziale Medien bis hin zum E-Commerce. Andererseits sehen wir die Notwendigkeit, eine Reihe unserer Produkte designmäßig aufzufrischen und zu modernisieren, um auch die Vorstellungen der jüngeren Elterngeneration weiterhin zu treffen und Puky so auch bei der nächsten Generation zu verankern.

Und wovon sollte man tunlichst die Finger lassen?
Unser Claim lautet „Sicher Kind sein!“. Das ist etwas, wovon wir sicherlich nicht abweichen werden. Wir werden auch in Zukunft den Anspruch haben, die ergonomisch besten und sichersten Fahrzeuge für Kinder zu entwickeln, herzustellen und zu vertreiben.

Kann, muss man denn überhaupt das Rad neu erfinden?
Man muss das Rad nicht neu erfinden. Man muss aber als Unternehmen die Fähigkeit haben, sich veränderten Rahmenbedingungen – auch schnell – anpassen zu können und in wesentlichen Bereichen immer einen kleinen Tick schneller zu sein. Da hilft uns sicherlich auch unser einzigartiges Produktionssystem mit der kompletten Fertigung aller unserer Produkte an unserem Hauptsitz in Wülfrath, was uns eine hohe Flexibilität erlaubt.

Gutes Rad ist teuer. Wenn man so sieht, was Erwachsene für Fahrräder anlegen, dann kann einem schon schwindlig werden. Wird beim Kinderfahrrad ähnlich tief in die Tasche gegriffen?
Ja und nein. Auch wir sehen bei unseren Märkten eine gewisse Spreizung mit sehr günstigen Importprodukten, welche typischerweise über Großflächen vertrieben werden, und Qualitätsprodukten, welche neben Langlebigkeit auch Sicherheit und Ergonomie voranstellen. Diese haben natürlich ihren Preis. Nichtsdestoweniger sind Kinderfahrräder im Vergleich preislich moderat. Hier darf man sich als Hersteller auch nicht zu weit nach vorne bewegen – man muss bedenken, dass unsere Produkte pro Kind nur eine Nutzungsdauer von vielleicht zwei Jahren haben, während gute Räder für Erwachsene ja sehr lange genutzt werden sollen.

Sie bewegen sich vertrieblich in zwei völlig unterschiedlichen Kanälen: dem Spielwaren- und dem Fahrradhandel. Auch das ist ein Balanceakt, denn während der Spielwarenhandel immer erfolgreicher On- und Offline-Modelle etabliert, tickt der Fahrradhandel ganz anders. Wie gehen Sie damit um?
Sie haben vollkommen recht, die Spielwarenbranche und die Fahrradwelt sind in vielen Belangen sehr weit voneinander entfernt. Da muss man sich nur einen Tag auf die Spielwarenmesse begeben und im Vergleich dazu einen Tag auf die Eurobike, die Leitmesse der Fahrradindustrie. Allein die Verschiedenheit des Publikums spricht Bände. Bei Licht betrachtet gehen wir eigentlich gar nicht damit um. Wir haben für uns klar definiert, wofür wir stehen und welche Leistungen wir unseren Händlern und Konsumenten anbieten wollen und welche Kriterien wir an unsere Vertriebspartner anlegen. Das verfolgen wir seit langem sehr konsequent, so dass wir uns mit unseren Partnern eher in der Puky-Welt sehen als in der Spielwaren- oder Fahrradwelt.

Herr Heller, ich bedanke mich für das aufschlussreiche Gespräch.