Aus myToys wird Toysino

20. September 2023, 11:46

Die in Schrobenhausen ansässige und neu gegründete Toysino GmbH unter der Führung von Christian und Daniel Krömer übernimmt ab Oktober das Stationärgeschäft der myToys GmbH.

Es ist erfreulich, wenn Unternehmerinnen und Unternehmer den Mut haben, sich komplexen Herausforderungen zu stellen. Natürlich geht großen Entscheidungen auch eine große Risikoabwägung voraus. Die Umsetzung großer Projekte bedarf einiges an Unerschrockenheit, an verlässlichen Partnern und auch an Glauben an eine positive Entwicklung. Und vielleicht ist es auch deshalb so selten, derartige Meldungen wie die der Übernahme von 19 myToys-Filialflächen durch die Brüder Daniel und Christian Krömer zu lesen.
Denn auch wenn die Ursache, die zur Gründung von „Toysino“ – so werden die Standorte ab Oktober heißen – führte, für die Spielwarenbranche nicht erfreulich ist, so ist es das Ergebnis: 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können an den gewohnten Standorten weiter beschäftigt werden und die Geschäfte bleiben erhalten.
Die myToys-Filialen waren die stationäre Verlängerung von Ottos gleichnamigem Onlineshop, der mangels wirtschaftlich rentablem Betrieb ebenfalls eingestellt wird. Das Segment Spielwaren wird fortan innerhalb des Marktplatzes von Otto weiterbestehen, nicht jedoch als Spielwaren-Pureplayer.
Zunächst bedeutete dies, dass die 19 Standorte bis Februar 2024 abgewickelt werden. Schnell zeigte sich jedoch, dass es auch Interessenten für die Fachhandelsflächen gibt. Zum einen bestand für einzelne Flächen lokales Interesse, zum anderen aber interessierten sich auch mehrere Parteien für den Erhalt aller Standorte. „Ich hätte mir gut vorstellen können, dass wir als Vedes auf den Flächen zeigen können, wie wir uns den stationären Handel der Zukunft vorstellen. Allerdings war es für uns keine Option, mit Unternehmern in Konkurrenz zu treten, die die Läden inhabergeführt betreiben möchten“, berichtet Vedes Vorstand Achim Weniger.

Lösungsorientiert gemeinsam
Und so kam es zu einer anderen, vielleicht sogar noch spannenderen Lösung: Die myToys-Filialen werden ab Oktober unter Führung von Daniel und Christian Krömer als Vedes Fachgeschäfte unter dem Namen Toysino weiterbetrieben. Mit ebenfalls 19 Handelsflächen im süddeutschen Raum hat sich Spielwaren Krömer mittlerweile einen guten Namen in der Branche erarbeitet. Bereits seit 2004 beziehungsweise 2005 entwickeln die beiden Brüder das Unternehmen von ursprünglich einem auf mittlerweile besagte 19 Standorte. Als langjähriger idee+spiel-Partner bleibt Spielwaren Krömer dem Handelsverband auch weiterhin eng verbunden.
Christian Krömer, Geschäftsführer Toysino GmbH, betont: „Die Übernahme des myToys-Stationärgeschäfts, gepaart mit unserer Expertise im Segment Spielwaren eröffnet uns die einmalige Möglichkeit, die Marke ,Toysino‘ sehr schnell einem breiten Publikum bekannt zu machen, im Markt zu etablieren und das wichtige Sortiment Spielwaren in vielen deutschen Städten zu erhalten. Den Mitarbeitenden wollen wir eine neue berufliche Heimat geben. Ich bin überzeugt, dass wir die künftigen Toysino-Filialen gemeinsam in eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft führen werden.“
Und auch die Verkäuferseite Otto Group gibt sich zuversichtlich, was die ehemaligen myToys-Filialen betrifft: „Die Verhandlungen mit der Käuferseite waren sehr konstruktiv und von gegenseitigem Vertrauen geprägt. Ich freue mich sehr, dass die Toysino GmbH das Stationärgeschäft von myToys übernimmt und allen Mitarbeitenden in den Filialen eine hervorragende Zukunftsperspektive gibt“, so Sebastian Klauke, Konzern-Vorstand E-Commerce, Technologie, Business Intelligence und Corporate Ventures.

Charakterprägende Unternehmerpersönlichkeiten
Der stationäre Handel ist geprägt von einzelnen Unternehmerpersönlichkeiten. Bei ihnen geht es beim Wirtschaften um das eigene Geld. Sie geben auch in schwierigen Phasen nicht so schnell auf und suchen eine Perspektive zum Erhalt des Handels. Das unterscheidet sie von Onlineriesen, die zwar im Stande sind, hervorragende Umsätze zu generieren, aber in den Ergebnissen eher unbefriedigend performen.

Die Lage zählt
Natürlich spielt Lage für jede Handelsfläche eine zentrale Rolle. Die Toysino-Flächen befinden sich zum großen Teil in Centers. Eine Lage also, die schon mal hoffnungsvoller betrachtet wurde als derzeit. „Generell haben wir zu viel Verkaufsfläche in DACH. Aber man kann Centers nicht über einen Kamm scheren“, hält Weniger dagegen. „Auch hier gibt es Top-Flächen, aber auch solche, die extrem schwierig zu bespielen sind. Mit jeder Etage nimmt beispielsweise der Umsatz im mittleren zweistelligen Prozentbereich ab. Die dritte Etage bringt da wenig Spaß.“

Lage vs. Wirtschaftlichkeit
Doch Top-Lagen sind für die Spielwarenbranche aufgrund der Marge ebenso herausfordernd. Früher gab es den Spielwarenhandel in A-Lage durchaus noch, aber das ist schon lange nicht mehr so. Und ein Umbau zu „Points of Emotion“, und was wäre hierfür prädestinierter als der Spielwarenhandel, ist hier nur ein Teil einer Antwort. Denn je mehr flächenintensive Emotionalisierung, desto mehr Personalaufwand und desto weniger Flächenproduktivität.
Hinzu kommen regionale Unterschiede: Händler müssen auf die Besonderheiten ihrer Klientel eingehen können. Das geht nicht im Korsett eines Einheits-Sortiments oder von Depot-Lösungen mit zwar optimalen Unternehmenspräsentationen, aber ohne Individualität im Sortiment. Natürlich wird es Kernsortimente geben müssen. Aber der Rest ist Inhaber-Handschrift, die den Reiz ausmacht, das Geschäft zu besuchen.
Das Sortiment der Toysino GmbH wird wohl entsprechend eine Grundauswahl in allen Filialen, sowie einen individuellen Sortimentsteil für die verschiedenen Standorte umfassen und eine breite Palette von namhaften Spielwarenmarken, Büchern, Schulbedarf, Partyartikeln, Babyartikeln und Kinderbekleidung im Angebot haben.
Die neuen Dimensionen ermöglichen dem Unternehmerduo, das sich mit der Übernahme zu einer der Branchengrößen in der deutschen Handelslandschaft hoch schwingt, zahlreiche neue Möglichkeiten in der Bespielung der Flächen.
Sicher eine gute Gelegenheit, dass sich auch Handelsverband und Industrie bei der kreativ-partnerschaftlichen Ausgestaltung beteiligen und neue kooperative Formen der Kundenaktivierung etablieren.