Erfolgsmodell Warenhaus
Coop City behauptet sich in einem herausfordernden Schweizer Marktumfeld mit einer klaren Strategie aus Sortimentsvielfalt, Nachhaltigkeit und starker Kundenbindung. General Manager Michael Susta beschreibt das Erfolgskonzept im Interview.
Coop City überzeugt durch eine klare Sortiment- und Preisstrategie. Unsere Stärken liegen insbesondere in den Bereichen Kosmetik, Haushalt, Spielwaren, Heimtextilien, Papeterie und Mercerie, in denen wir uns durch ein umfangreiches Angebot an nachhaltigen Produkten von der Konkurrenz differenzieren. Besonders stolz sind wir auf unsere Nachhaltigkeitsmarke Naturaline, die wir in der Kosmetik, bei Heimtextilien und Bekleidung führen. Gleichzeitig bieten wir unseren Kund*innen ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis, das durch gezielte Promotionen unterstrichen wird. Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor ist unsere integrierte Lebensmittelabteilung in fast allen Warenhäusern im Untergeschoss, die für hohe Kundenfrequenz sorgt. Dadurch gelingt es uns, auch in einem anspruchsvollen Wettbewerbsumfeld nachhaltig zu bestehen.
Der stationäre Handel in der Schweiz steht im Vergleich zu Deutschland nicht ganz so stark unter Druck, dennoch gewinnen auch dort Discounter und billige Online-Angebote – letztere oft aus Fernost – immer mehr an Bedeutung. Welche Sortiments- und Preisstrategie verhilft Coop City in diesem hart umkämpften Markt zu bestehen?
Mit Blick auf die Pleiten großer Warenhäuser in Deutschland (Galeria/Karstadt, Peek & Cloppenburg), scheint es, deren Zeit ist vorbei. Vor allem die junge Generation hierzulande kann mit dem Konzept nur noch wenig anfangen. Wie verhält es sich damit in der Schweiz und welche Maßnahmen setzt Coop City ein, um die junge Zielgruppe als Stammkunden für die Zukunft zu gewinnen?
Indem wir schnell auf aktuelle Trends reagieren und unsere Kundenkommunikation entsprechend ausrichten, gelingt es uns, auch die junge Generation gezielt anzusprechen. Insbesondere im Bereich Kosmetik sind wir mit unserem Naturkosmetik-Sortiment hervorragend positioniert; dieses stößt bei jungen Kund*innen auf grosse Resonanz. Zudem greifen wir gezielt virale Trends aus sozialen Medien auf und integrieren diese zeitnah in unser Angebot. Daneben wird oft unterschätzt, dass das Einkaufen im Warenhaus durchaus modern ist: Ähnlich wie beim Online-Shopping ermöglicht unser One-Stop-Shopping-Konzept das bequeme Finden aller gewünschten Produkte – von Lebensmitteln über Bekleidung bis hin zur Küchenausstattung. Dadurch schaffen wir ein zeitgemässes und attraktives Einkaufserlebnis, das auch für junge Menschen relevant ist.
Welche Rolle spielen bei der Kundenansprache die Coopzeitung, die SuperCard, digitale Angebote und Social Media?
Bei der Kundenansprache setzen wir auf mehrere starke Kommunikationskanäle, die sich ideal ergänzen. Die Coopzeitung ist mit einer Reichweite von 3,3 Millionen Leser*innen die grösste Wochenzeitung der Schweiz und damit ein äusserst wirkungsvolles Medium für die Bewerbung unserer Angebote. Ebenfalls erlaubt sie uns die Platzierung von Prospekten und Beilagen. Mit über 3 Millionen aktiven Nutzer*
innen ist die Supercard, die dem deutschen Payback-System ähnelt, ein weiteres zentrales Instrument, mit dem wir gezielt digitale Bons und personalisierte Aktionen kommunizieren können. Ergänzend dazu sind Aktivitäten in den sozialen Medien ein unverzichtbarer Bestandteil unserer zeitgemässen Kundenansprache. Wir erreichen damit insbesondere auch jüngere Zielgruppen und können sie direkt ansprechen.
Wie gestalten Sie das Sortiment bei Coop City, beispielsweise für Spielware oder Baby-/Kleinkindprodukte? Welche Rolle spielen hier große und bekannte Marken im Vergleich zu Produkten und Marken kleinerer und mittelständischer Hersteller?
Die Sortimentsgestaltung orientiert sich an den Bedürfnissen der Kund*innen und kombiniert Produkte großer Marken mit denen kleiner und mittelständischer Hersteller. So führen wir zahlreiche bewährte Klassiker im Sortiment, wie etwa die traditionellen Holztiere des Berner Mittelständlers Trauffer, die seit Generationen in Schweizer Kinderzimmern zu finden sind. Dieses ausgewogene Sortiment aus Marken und auch vielen Eigenmarken sorgt für Vielfalt, Qualität und Regionalität.
Die klassischen Spielwaren-Fachhändler verschwinden zunehmend. Inwieweit bedeutet das für Coop City eine Chance und was entgegnen Sie Kritikern, wenn diese Ihnen vorwerfen kleineren Händlern das Geschäft wegzunehmen?
Wir sind mit unseren 30 Warenhäusern fest verwurzelt und in allen größeren Schweizer Städten präsent. Wir bieten breite Sortimente an und achten darauf, das lokale Einkaufserlebnis zu bereichern. Dabei stehen wir ein für eine große Vielfalt und für ein verlässliches Angebot. Wir verstehen unsere Rolle als nachhaltiger Partner im Markt, der Beständigkeit mit Innovation verbindet.
Stichwort ROPO-Effekt: Viele Konsument*innen informieren sich im Laden, kaufen dann aber online günstiger. Was setzt Coop City diesem „Showrooming“ entgegen, beispielsweise in der Spielware?
In aller erster Linie mit fundierter und persönlicher Beratung. Gerade bei Spielwaren sind es oft auch die Eltern oder Großeltern, die für die Kinder oder Enkel einkaufen und auf unser Fachwissen zählen. Durch kompetente Beratung schaffen wir Vertrauen und eine emotionale Bindung, die online nicht möglich ist. Dieses wertgeschätzte Einkaufserlebnis vor Ort führt dazu, dass Kund*innen gerne direkt bei uns einkaufen. So stärken wir die Verbindung zum stationären Handel und bieten echten Mehrwert.
Nachhaltigkeit ist ein Differenzierungsmerkmal der Coop Gruppe. Doch Nachhaltigkeit kostet Geld. Wie gelingt es Ihnen, Nachhaltigkeit glaubwürdig umzusetzen, ohne dabei an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren?
Nachhaltigkeit ist seit Jahrzehnten fest in der DNA von Coop verankert und kein kurzfristiger Trend. Unsere Eigenmarke Naturaline, die im Bereich Kosmetik seit 26 Jahren besteht, im Bereich Textil sogar schon seit 30 Jahren, belegt diese Kontinuität. Wir betrachten Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil unseres Geschäftsmodells und setzen dabei auf eine ausgewogene Balance zwischen ökologischer Verantwortung und Wettbewerbsfähigkeit. Dank treuer Kund*innen, die unsere nachhaltigen Produkte schätzen, und einem breit gefächerten Sortiment gelingt es uns, ökologische Mehrwerte glaubwürdig umzusetzen, ohne die Attraktivität und Erschwinglichkeit unserer Angebote zu beeinträchtigen. So sichern wir langfristig den Zugang zu Ressourcen und stärken zugleich unsere Marktposition.
Das Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür. Wie positioniert sich Coop City als „Weihnachts-Einkaufskanal“ und wie wollen Sie Kund*innen emotional abholen?
Wir setzen im Weihnachtsgeschäft bewusst auf emotionale Erlebnisse und eine festliche Atmosphäre, um uns als zentraler Weihnachts-Einkaufskanal in den Schweizer Städten zu positionieren. Nach einer beachtlichen weihnachtlichen Ladendekoration im vergangenen Jahr, erhöhen wir dieses Jahr den Aufwand noch einmal. Für mich ist es etwas vom Schönsten, wenn ich das Funkeln in den Augen der Kinder beim Betreten unserer festlich geschmückten Warenhäuser sehe. Ein besonderes Highlight in diesem Jahr ist das ‚Märlitram‘: Dieses fährt in Zusammenarbeit unseres Warenhauses St. Annahof an der Zürcher Bahnhofstrasse mit den Verkehrsbetrieben Zürich. Der liebevoll weihnachtlich gestaltete Tramwagen aus dem Jahr 1913 verzaubert in der Adventszeit rund 10 000 Kinder, denen im Inneren Weihnachtsgeschichten erzählt werden.
Sie haben begonnen, die Spielwarenabteilungen in allen 30 Coop City Warenhäusern emotionaler zu inszenieren. Welche Effekte versprechen Sie sich von Spieltischen, neuen Regalkonzepten und gut geschultem Personal? Wie messen Sie den Erfolg dieser Maßnahmen?
Die Spielwarenabteilung wird mit der Umstellung deutlich emotionaler. Wir wollen noch mehr ein Erlebnis schaffen als nur Regal an Regal zu reihen. Dies erfolgt über die Art der Beschriftung, aber auch über Spieltische und verschiedene Elemente, die sich bewegen lassen. Mit dieser Umstellung haben wir letztes Jahr begonnen und werden sie im Frühjahr 2026 in allen Häusern abgeschlossen haben. Dort, wo wir bereits umgestellt haben, ist das Feedback aber äußerst positiv.
Wie stellen Sie sicher, dass Sie auch künftig genügend qualifiziertes Personal für Beratung in Spielwaren, Baby und Non-Food gewinnen und halten können?
Wir haben unser Schulungskonzept vor einem Jahr grundlegend modernisiert und setzen seither verstärkt auf praxisnahe Ausbildung direkt auf der Verkaufsfläche. Dabei arbeiten wir eng mit unseren Lieferanten zusammen, die wertvolle Produktschulungen und auch Besichtigungen der Produktionsstätten ermöglichen. Dieses praxisorientierte Vorgehen fördert die Emotionen und die Nähe zum Produkt bei unserem Verkaufspersonal, wodurch die Beratungskompetenz spürbar steigt. So stellen wir sicher, dass unsere Mitarbeitenden bestens qualifiziert und motiviert sind, um Kund*innen zu beraten.
Wenn Sie einem Spielwaren- oder Babyhersteller drei Tipps geben könnten, um erfolgreich bei Coop City gelistet zu werden, welche wären das?
- Trends schnell erkennen und aufnehmen.
- Bei der Produktentwicklung immer mitberücksichtigen, wie sich das Produkt optimal auf der Verkaufsfläche präsentieren und verkaufen lässt
- Und eine persönliche Bitte als Vater eines knapp 6-jährigen Jungen: Bei der Gestaltung der Bauanleitung sollte nicht gespart werden. Gewisse Anleitungen haben mich da sehr nahe an die Verzweiflung gebracht und ich war nahe dran, den Hersteller anzurufen.